Ich bin kein Chanel N°5 Typ. Noch nicht?
„Ich bin noch zu jung und noch nicht so weit, um diesen Duft wirklich ausführen zu können, um mich damit wohlzufühlen.“ Das dachte ich mir immer wieder, wenn ich den halbvollen Tester des Duftes, den jede Frau kennt und mindestens schon einmal geschnuppert hat, zurück an seinen Platz im gut sortierten Regal stellte. Jedes Jahr wage ich den Schnuppertest und jedes mal hoffe ich innerlich, dass ich endlich soweit bin, dass dieser Duft auf einmal doch zu mir passt.
Chanel N°5 – Ein Klassiker, eine Geschichte eines Duftes.
Die Nummer 5, war aber nicht schon von klein auf ein Gedanke von mir. Ich bin keine Frau, deren Kindheit nur annähernd mit solchen Marken zu tun hatte. Ich bin ganz anders, ganz solide, aber keinesfalls schlechter aufgewachsen. Ich war die Art von Kind, das gern in der Natur unterwegs war, das sich die nagelneuen Kleider deftig versaute und deren Mutter sich immer wieder fragte, ob das wirklich ihr Kind sei.
Laut, frech, stur und immer Vollgas geben.
Schüchtern, zart und lieb waren mir eher fremde Zuschreibungen. Dennoch entschied ich mich irgendwann dafür, mich mit den schönen Dingen und den viel zu teuren Vorstellungen von Glück zu beschäftigen. Ich mochte und mag es immer noch, wie sich starke Frauen kleiden. Ich bewundere ihren Gang, ihre Sprache, ihr Wesen. Sie imponieren mir, denn sie betreten einen Raum und sind in meinen Augen unglaublich stolze Erscheinungen. Ich wollte so sein wie sie.
Eine dieser Frauen, die mir meinen ersten Nebenjob verschaffte und die die Beschreibung „Dame“ absolut ausfüllte, sorgte bei mir für diesen Aha-Moment. So selbstsicher, so stark, so schön und klug, wollte ich auch einmal auftreten. Dieser eine Augenblick führte dazu, dass ich begann mehr in mich und mein Äußeres zu investieren. Manchmal zu viel, manchmal zu oberflächlich und manchmal völlig daneben. Wenn du mit all dem, was diese bestimmte Schönheit des Lebens beinhaltet, eigentlich nichts am Hut hast und auf einmal damit in Berührung kommst, dann überrollt es dich.
Dann musst du dich zurechtfinden, dich wiederfinden und an dir festhalten, um dich nicht zu verlieren und am Ende nur unnütz Geld auszugeben, für Dinge, die dich nicht glücklicher oder schöner machen.
Das musste ich lernen. Das war ein zäher Prozess. Es hat also gedauert und es hat mich trotzdem Geld gekostet und mir vielleicht den einen oder anderen Lacher beschert. Aber mittlerweile weiß ich, wieso ich solche großen Marken immer wieder mit diesen Frauen, zu denen ich mich gern zählen wollte, verbunden habe: Weil sie ihre Stärke unterstrichen. Weil sie für sich sorgen konnten, weil sie wussten was sie taten und und mich damit beeindruckten.
Heute weiß ich, dass es nicht an der Handtasche, einem Kleidungsstück oder an einem bestimmten Duft lag. Sie waren einfach nur sie selbst. Sie waren und sind die starken und schönen Frauen, die diesen Marken den perfekten Auftritt verschaffen.
Wenn ich heute an Chanel N°5 vorbeigehe, teste ich ihn immer noch. Jetzt kann ich ihn an mir aber immer öfter gern riechen, ich beginne mich langsam mit ihm wohl zu fühlen.
Da hast du recht. Zum ersten Mal, habe ich mit 20 ein Chanel bekommen. Es war einfach zu „alt“ für mich. Aber ok, 20 bin ich nicht mehr (lach). Liebe Grüße1