Sonntagsgedanke: Früher waren es Schuhe, heute ist es der Brotkorb
Ab wann verlassen wir Frauen die Teenagerzone? Ich vermute mit dem Schulabschluss und der Entscheidung zum Studium zu gehen, oder direkt ins Berufsleben zu starten mit einer Ausbildung, oder der ersten langen Reise durch die Welt.
Sonntagsgedanken: Früher waren es Schuhe, heute ist es der Brotkorb
Wann lassen wir die wilden Jahre hinter uns und sagen auf einmal Ja zu einem guten Glas Wein, anstatt zu einer günstig zusammengestellten Weinschorle mit Dosenobst? Ab wann geben wir plötzlich mehr Geld für einen Brotkorb, anstatt wie sonst immer, für Schuhe aus?
Ist es das, was wir am Ende „erwachsen“ nennen?
Ich stehe an der Kasse, lasse alles einpacken und schaue kurz noch einmal auf das, was ich mir gerade gegönnt habe. Eine wenig stolz bin ich auf meine Auswahl passender Accessoires für die Küche. Ich stelle mir gerade innerlich mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen vor, wie ich die Gegenstände benutze und dekoriere, als sich hinter mir eine kleine Gruppe von Girls zusammensammelt.
Sie reden laut, sie lachen, sie haben Spaß.
Wir sollen sie ja nicht übersehen. Been there done that, denke ich mir. Auch, dass sie zu dritt wohl ein Geschenk ausgesucht haben für eine vierte Person, die vermutlich in meinem Alter oder noch älter sein muss. Die drei Mädels, in gleichen Shorts und Shirts diskutieren, was das ultimative Geschenk zu dieser „Sehr öden aber stabilen Auswahl“ sein wird. Ich blicke auf das Geschenk und es ist genau das Gleiche, was ich gerade sorgfältig eingepackt in die Tüte gestellt bekomme.
Sonntagsgedanke: Früher waren es Schuhe, heute ist es der Brotkorb
Ein kleiner Seitenhieb.
Wie eine Erinnerung an schöne Zeiten. Ich merke den Unterschied. Mir wird an der Kasse vor den drei Mädels bewusst, wie die Zeit verfliegt, wie ich gestern doch gefühlt noch genau so gern in einer Gruppe von Mädels unterwegs war und wie ich gehört und gesehen werden wollte, um mich dann über die alten Spießer aufzuregen. Gesehen werden, um Gespräch zu sein und zu bleiben. Schön war es, nette Momente und aufregende Zeiten, aber auch nervend. Vor allem habe ich mich in dieser Zeit immer sehr viel selbst genervt und hinterfragt, wo ich wann sein werde und, dass ich hoffentlich nicht so wie die Spießer um mich herum werden würde. Wieder muss ich grinsen, denn ich glaube, ich bin dennoch zu einer geworden: Einer Spießern mit Geschmack. Das beschließe ich, als ich meine Tragetasche in die Hand gereicht bekomme. Man wünscht mir viel Spaß und ich bedanke mich mit einem „Werde ich haben“.
Ich bin heute nicht mehr am Anfang von was auch immer, ich bin mittendrin.
Ich weiß mehr über mich und meine Wünsche und ich muss mich heute nicht mehr vor anderen beweisen, um mich wohl zu fühlen. Ich habe gelernt, mir meine Bestätigung bei mir selbst einzuholen, meinen Mut zusammenzunehmen und mein Leben in die Hand zu nehmen. Das Mädchen von früher, das auch bei den Mädels dabei war, war der Anfang von dem, was ich heute bin. Nur jetzt mit mehr Selbstbewusstsein, Meinung und einem neuen Accessoire für die Küche.
Sonntagsgedanke: Die Zeit des Mädels von früher ist vorbei. Aber ich bin nicht traurig um dies Veränderung.
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