Kolumne

3 Frauen 3 Meinungen: Dieser Gedanke stammt von meinem Ex-Freund

17. März 2019 von

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Welcher Satz hat dich in der Beziehung am meisten geprägt?
Was hast du, bewusst oder unbewusst, in die nächste Beziehung von deinem Ex-Freund mitgenommen?

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Es gib Sätze die wir nicht hören möchten, aber manchmal sind Gefühle wie Wut, Hass, Misstrauen oder die Angst so groß, dass uns das Gegenüber etwas für die kommenden Jahre mitgibt, auf das wir gern verzichtet hätten. Ein Gedanke, ein Satz, bewusst verletzend gewählte Worte, die uns auf einmal beeinflussen. Es sind Sätze die intime Momente zerstören können, im Alltag alles lahmlegen oder unsere Persönlichkeit für eine ganze Weile verändern.

Welche Worte hättest du gern nicht von deinem Ex-Freund gehört? Welche Gedanken begleiten dich seither? Welche Spur hat der Ex-Freund in deinem Herzen und deinem Leben hinterlassen?


Frau Nummer eins, 33 Jahre alt und seit drei Monaten Single.

„Mit dir kann ich nicht das ganze Leben verbringen.“

Das saß. Gerade weil wir kurz davor standen ein Haus zu kaufen, bereits verlobt waren und uns für eine kleine Familie entschieden hatten. Noch zwei Jahre, dann wollten wir Kinder. Kinder… und jetzt bin ich ihm auf einmal zu viel? Das alles, was wir uns gemeinsam aufgebaut haben, haben wir uns regelmäßig zusammen ersponnen und gewünscht. Er sprach regelmäßig davon endlich ein Nest zu bauen und für immer und ewig zusammen zu bleiben. Vor sechs Monaten hielt er um meine Hand an, und jetzt will er sie nicht einmal mehr berühren. Wow.

Wir hatten alles schon geplant, nun ist er einfach abgehauen.

Er hat alles stehen und liegen lassen und mein Herz ruiniert. Eintreten, sich einnisten, es sich gemütlich machen und dann Raubbau begehen. Jetzt stehe ich da, habe zwangsweise eine neue Wohnung gefunden und sitze mit leeren Kartons hier in der alten Wohnung und warte darauf, das ich anfange ihn dafür zu hassen, um ihn dann endlich vergessen zu können. Denn mich hatte er wohl schon viel länger abgeschrieben. Nur leider hatte er eine Sache vergessen: Mir diese ganze Gefühlsscheiße auch mal zu erzählen, mich teilhaben zu lassen und mir die Chance zu geben, das alles auch verdauen zu können.

Denn das passierte nicht mit Ankündigung oder kleinen vorhersehbaren Zeichen. Am Abend vorher war er noch zuckersüß zu mir und erzählte mir, wie sehr er sich auf unsere gemeinsame Zukunft freuen würde.

Dann lies er mich allein mit mir und dem Rest unserer Beziehung. Ich darf jetzt alles aus unserem alten Leben aussortieren und mich aus den Trümmern meiner Träume wieder neu erfinden und weitermachen. Gefühlt war nichts echt oder hat gestimmt- alles, so scheint es jetzt, war auf einer großen Lüge aufgebaut und eigentlich zu eng und zu viel. Als es ernst wurde, hat er sich den einfachsten Weg ausgesucht. Mich mit all den Träumen und Wünschen allein zu lassen.

Ganz ohne ein „Oh sorry, ich benötige noch Zeit“ oder einem Anzeichen von Unsicherheit oder einem Gespräch mit Sätzen wie „Das geht mir zu schnell.“

Nein, er hat mir keine Chance gelassen und sich alle Türen offen gehalten, ohne mich vorzuwarnen oder mir ein Zeichen zu geben. Zehn Jahre habe ich ihn geliebt und mich geöffnet, um dann am schlimmsten betrogen zu werden. „Mit dir kann ich nicht das ganze Leben verbringen.“ Zehn Jahre war das alles so ok, jetzt nicht mehr.

Fick dich.
Bleib für immer weg.


Frau Nummer zwei, 22 Jahre als, seit zwei Jahren von ihm getrennt.

Ich bin ja die Art von Mensch, die immer wieder versucht den Fehler erst einmal bei sich selbst zu suchen: „War ich zu laut, zu kritisch oder einfach zu ungeschickt?“

Das habe ich meiner ersten Beziehung zu verdanken. Ich versuche mich in allen Bereichen immer anzupassen und es ja allen recht zu machen. Und lange Zeit ist es mir nicht aufgefallen. Lange Zeit dachte ich, ich hätte mir das selbst angetan, bis es mir sprichwörtlich wie Schuppen von den Augen fiel. Er war es, der mich klein hielt, mir einredete ich wäre nichts wert, könnte nichts und müsste mich ganz auf ihn verlassen. Ich war wie ein schwaches kleines Reh und er wusste das auszunutzen, und das von Anfang an. Ich war erst 14, wie jung oder? Wir kamen sofort zusammen und ich habe ihm alles geglaubt.

Immerhin war er drei Jahre älter und die erste Liebe in meinem Leben. 

All die Spitzen und all die blöden Sprüche waren für mich Alltag und von Anfang an ein Teil meiner ersten Beziehung. Ich war zu doof zum Kochen, zu faul für Sport, zu dumm für die Bewerbung auf einen Job und brauchte immer sein Einverständnis. Er war es, der alles entschieden hat für uns, und besonders für mich. Es fing mit harmlosen Entscheidungen wie zusammenziehen, welche Waschmaschine, wo welche Lampe zu stehen hat an und endete damit, dass ich mir das anzog, was ihm gefiel. Und wenn ich mir darin nicht gefiel, hatte ich keinen guten Geschmack.

Zu Beginn zweifelte ich kurz an dem ganzen Konstrukt, aber er liebte mich ja und würde doch alles für mich tun.

Also passte ich mich an. Ich versuchte ab und an meine Persönlichkeit einzubringen, aber es war nicht erwünscht. Irgendwann gewöhnte ich mich an diesen Zustand. Ich kaufte das was er gut fand, erzählte das was er hören wollte und erledigte alles zu seiner Zufriedenheit. Ich war glücklich, wenn er es war. War er es nicht, war es bestimmt meine Schuld. Zumindest war es der Satz, den er mir mit auf dem Weg gab, als ich die Wohnung verließ:

„Ohne mich wärst du nichts und würdest immer noch im Haus deiner Eltern in deinem Kinderzimmer hocken.“

Vielleicht ist das auch das Einzige was stimmt. Der Rest ist so eine gequirlte Scheiße, die ich jetzt erst aufarbeite. Zwei Jahre nach dem Ende der Beziehung habe ich begriffen, was wirklich mit mir passiert ist.


Frau Nummer drei, seit neun Monaten Mama und jetzt wieder Single.

„Wenn du das Kind bekommst, bin ich weg“.

Kannste dir nicht ausdenken. Ich dachte immer nur in schlechten deutschen TV-Serien kommt so etwas vor. Oder in schlechten Romanen. Da haben wir den klassischen Arsch, der geliebt wird vom kleinen Mädchen von nebenan. Viel zu spät erkennt sie, dass sie ihn nicht ändern kann und muss sich eingestehen, dass sie ihn entweder so nimmt wie er ist, oder sie ihr Leben endlich in die eigenen Hände nimmt und mit Sack und Pack geht.

Ich dachte kurz ich wäre in einer solchen schlechten Soap gelandet.

Mein Ex-Freund, der alles andere als ein Arsch war, hat mir tatsächlich gerade ein Ultimatum gestellt. Ich dachte mir reißt es den Boden unter den Füßen weg. Wir waren fünf Jahre zusammen und haben beide auf Verhütung geachtet, aber ich dachte, dass wir uns immer stillschweigend darüber einig waren: Wenn etwas passiert- dann soll es eben so sein. Nach dem Motto

„Ach, so aus eins und eins wird dann drei.“

Das wäre dann für uns gar nicht so schlimm. Aber wir wollten es eben nicht offiziell planen.

Ich weiß bis heute nicht mehr was danach passiert ist. Ich weiß nur noch, dass ich abends bei meiner Freundin auf der Couch landete und dort gefühlt sechs Wochen durchschlief, ohne der Welt guten Morgen oder gute Nacht zu sagen. Ich war einfach tief enttäuscht von dem Menschen in meinem Leben, dem ich alles anvertraut habe, selbst die Geschichte mit den Jahrhundertdurchfall auf einer Geburtstagsparty. Das weiß niemand außer ihm. Ich weiß so viel über ihn und er über mich, und dann kommt diese eine Sache und er bricht mit allem was wir uns vorher geschworen haben. Ich war auf einmal so einsam, so traurig und wusste nicht mehr was ich tun sollte.

Also beschloss ich zu reden. All das was er nicht hören wollte, erzählte ich. Immer und immer wieder.

Ich habe es meiner Familie und all meinen Freunden, einfach allen und jedem erzählt. Die Situation, den Satz des Jahrhunderts und meine große Traurigkeit. Ich musste es mir von der Seele reden, denn mein Partner wollte nichts mehr von mir oder dem Kind wissen. Ich fragte mich auch oft genug, ob ich ein Kind von dem Mann austragen kann, der es nicht wollte? Kann ich es bedingungslos lieben ohne das kleine Wesen für etwas verantwortlich zu machen, für das nur der Vater verantwortlich war? Ja, das kann ich Gott sei Dank. Dank meiner Familie und Freunden haben wir das gemeinsam gewuppt und schmeißen den Laden jetzt auch ohne Vater.

Er ist manchmal da, darf ihn sehen, Zeit mit ihm verbringen, aber ich bin geheilt. Geheilt von der Vorstellung, dass man einen Menschen nach Jahren des Zusammenseins wirklich kennt. Nein, man merkt erst das alles echt zwischen uns ist, wenn es mal nicht so gut läuft. Ich hoffe ich kann mich wieder verlieben, bis dahin bleibt noch mehr Liebe für den kleinen Kerl im Leben und für meine Familie und Freunde übrig. Für ihn finde ich nicht einmal mehr Worte. Aber ich reiße mich zusammen, das bin ich mir und meinem Kind schuldig.

 

Welche Spur hat der Ex-Freund in deinem Herzen und deinem Leben hinterlassen?

 

Kommentare

Bisher 3 Kommentare zu “3 Frauen 3 Meinungen: Dieser Gedanke stammt von meinem Ex-Freund”

  1. Marie sagt:

    „Du bist einfach kein glücklicher Mensch“, sagte er. Das hat mich unheimlich verletzt. 10 Jahre später schrieb er mich via Facebook an, fragte um meinen Rat, meine Einschätzung warum er einfach keine Beziehung führen kann. Ich saß tagelang an meiner Antwort: „Über die Jahre habe ich Vieles von dem, was ich dir hätte sagen wollen, vergessen. Wir kennen uns nicht. Mein 20 jähriges Ich hat dir gewünscht, dass Karma dich eines Tages einholt, aber: ich kenne dich ja auch nicht mehr. Alles gut, auf das du ein glücklicher Mensch wirst!“

    • Claudia sagt:

      Es ist zwar schon etwas mehr als zwei Jahre her, aber es lief fast so, wie bei Frau Eins. Mit Ende 14 zusammengekommen, für’s Studium eine Fernbeziehung geführt und dann nach 6 Jahren zusammengezogen. Nach 7,5 Jahren Beziehung kam dann von einem Tag auf den Anderen die Erkenntnis, dass es nicht passt. Ich weiß, dass nicht immer alles super war, aber ohne jegliche Vorwarnung, ohne jegliche Chance, hat es mir total den Boden unter den Füßen weggezogen. Es gibt auch heute noch Momente, wo das Ganze an mir nagt, weil man sich fragt, ob man oder die Beziehung es nicht wert waren. Da spielt aber nicht nur die Trennung ohne Vorwarnung eine Rolle, sondern auch sein Verhalten danach.
      Es ist aber mittlerweile auch so, dass man das nur bei wenigen Freunden anspricht, weil man ja nach so einer Zeit schon drüber hinweg sein sollte. Aber leider ist dieses Gefühl es nicht wert gewesen zu sein immer mal wieder da…

  2. Indie sagt:

    „Bei deinem Vorleben glaube ich nicht, dass das auf Dauer mit uns passt“.
    Mit „Vorleben“ war gemeint, dass ich vor ihm auch Beziehungen zu Frauen hatte.
    Was er von Anfang an wusste. Unfassbar.

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