Kolumne

Blogger vs. Blogger : Wer ist der Bessere? Wer hat es mehr verdient?

12. August 2018 von

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Ich erzähle gern, dass ich hauptberuflich Bloggerin bin. Ich habe kein Problem mit dem Begriff. Ich schäme mich nicht zu erzählen was mein Beruf ist. Doch anscheinend gibt es eine Vielzahl von Kolleginnen und Kollegen, denen es peinlich ist sich öffentlich so zu nennen, weil andere Blogger ihnen nicht in den Kram passen.

 

Dieser Post liegt mir schon lange am Herzen, wurde aber jetzt erneut vorangetrieben von einem Artikel des Blogs New Kiss on the blog.

Ich kannte den Autor vorher nicht, ich stieß nur durch Zufall auf den Facebookpost, den mehrere Kollegen geliked und zustimmend kommentierten hatten. Nice to know: Ich weise jetzt schon einmal drauf hin: Das ist kein persönlicher Angriff. Sondern ein Meinungsposts zu einer Grundstimmung in der Szene.

 

Der Inhalt ist schnell zusammengefasst und bringt das auf den Punkt, was ich immer mal wieder im Netz lese. Ein großer Anteil der Szene würde den Autor des Blogs dazu bringen, sich für seinen Jobtitel zu schämen. Das bringt mich wiederum dazu schon nach der Einleitung meine Kernfrage auf den Tisch zu packen, die sich mir immer wieder nach dem Lesen diverser Artikel mit der gleichen Grundeinstellung stellt:

Wie kann die Arbeit, die Einstellung, die Umsetzung des gleichen Jobs fremder Personen einen dazu bringen, sich für seinen Job und somit auch für seine eigene Arbeit zu schämen?

Die Antwort auf die Frage ist für mich recht einfach zu beantworten. Sie ist so verdammt logisch und ebenso simpel, dass ich nicht wirklich fassen kann, wie solche Aussagen noch möglich sind. Gerade weil wir alle schon lange genug in der Branche arbeiten und ich dachte, dass wir diesen Kindergarten endlich hinter uns gelassen haben.

Alles was ich über die Arbeit der Anderen zu sagen habe, sagt nichts über die Qualität meiner Arbeit aus.

Vielleicht zeigt die Frage aber, dass wir in den letzten 15 Jahren, in denen ich das Bloggen kennenlernen durfte, noch immer nicht gelernt haben stolz auf unsere eigene Arbeit zu sein und dabei die Arbeit der anderen nie der Maßstab sein sollte. Ebenso müsste uns doch bewusst sein, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass es in jedem Beruf Idioten, schwarze Schafe, Faule oder Mitläufer gibt. Oder Menschen, mit denen wir uns absolut nicht identifizieren können.

So ist es ein absolut falscher und sehr überheblicher Ansatz, meine Branche nur so wahrzunehmen ohne die unzähligen anderen Facetten zu beachten.

Es ist für mich gleichzeitig auch der größte Fehler im System Blogger sein. Zu viele Menschen glauben sie ständen über den Dingen, dabei wäre es besser bei den eigenen zu bleiben. Wie kann ich immer wieder nach links und rechts schauen, alles bewerten wollen, die eigene Arbeit über alle anderen stellen und diese Bestätigung auch ganz öffentlich von allen anderen einforderen, weil ich glaube ich kann für alle sprechen.

Tipps wie „Ließ Fachlektüre, finde deine Nische, sei du selbst und bleib dir treu“ sind wichtige Denkanstöße, die ich in jedem zweiten Post lese und absolut befürworte. Aber wie wäre es auch mit „Ist nicht mein Geschmack, aber es ist ok- solange du damit fein bist.“ Oder „Setz dich ran und liefere ab und labere nicht nur rum? Mach die Arbeit anderer nicht kleiner um selbst kurz besser dazustehen.“
Es ist doch wunderbar, wenn du das was du studiert hast, oder was schon immer dein größter Traum war, zu deinem Beruf machen kannst. Aber es ist absolut sinnfrei sich dann dafür zu schämen, weil andere es nicht so umsetzen, wie du es selbst magst.

Herzlich willkommen im echten Berufsleben, in dem es tatsächlich auch andere Herangehensweisen und Einstellungen gibt.

 

Bloggen war für mich immer eine Möglichkeit mich auszuleben und ich selbst zu sein. Es ist schon ok, dass ich nicht jedem gefalle und dass manche denken „Die ist ein wenig dünn im Kopf“. Oft habe ich genau so wenig Interesse an den Vorstellungen dieser Personen wie sie an meinen. Aber ich konzentriere mich auf meine Arbeit. Ich gebe mein Bestes. Das mag für andere nicht ausreichen, aber dafür bin ich nicht Bloggerin geworden. Ich muss keinem Standard entsprechen, den mir andere in diversen Blogposts diktieren.

Alles was niemanden diskriminiert, verletzt oder in Gefahr bringt, muss ich im Leben einfach akzeptieren.

Dabei darf auch mir klar werden: Nicht jeder findet meine Arbeit so geil, so individuell, wie ich sie vielleicht selbst einschätze. Das passiert und das ist völlig ok. Im Netz und in meinem Beruf ist das ja immer das Schöne gewesen. Ich kann so sein wie ich bin und werde dafür akzeptiert.

Vielleicht steckt hinter dem ganzen Bla Bla auch wieder nur ein Grund.

Wenn es um das liebe Geld und Kooperationen geht, hört das Verständnis immer ganz schnell auf. Dann wird getuschelt, oft genug Betrug unterstellt, der Erfolg nicht gegönnt und die Arbeit öffentlich diskreditiert. Eigentlich möchte man damit doch  nur sagen: Warum der oder die andere und nicht ich?

Immer mehr Applaus, immer besser sein und wenn nichts mehr geht, ziehen wir die „Die anderen leisten schlechte Arbeit, deshalb…“- Karte. Ja was? Ist die eigene Arbeit auch weniger wert? Muss ich noch mal aufzählen was für Jobs ich hatte, mit wem ich schon gearbeitet habe und wie gebildet ich doch bin? Kann ich machen, lenkt doch aber wieder nur von meiner Arbeit ab und zeigt nur, wie wir uns wieder im Kreis drehen und Kindergarten spielen, anstatt unseren Job ernst zu nehmen und abzuliefern.

Mir ist es am Ende egal wie viel Lifestyle oder Fashion in dir steckt, wenn wir einmal über die echten Probleme der Szene sprechen würden. Mir stellt sich dann eher die Frage nach dem Wert, den ich für die Gesellschaft habe. Denn ob derjenige, der gerade weiß was das Fashion Must-Have ist, dann auch derjenige ist, der online kluge erste Hilfe leistet oder die Stimme erhebt, wenn jemand ungerecht behandelt wird- das steht wohl auf einem ganz anderen Blatt. Das sind die Werte und die wichtigen Eigenschaften, die ich einfordern würde, wenn wir uns über das Thema Bloggen aufregen möchten. Aber dieses Theam würde einen weiteren Post füllen.

Um den Bogen zur Ausgangsfrage zu spannen:

Es mag sein, dass manches Einheitsbrei ist und nicht individuell oder großartig oder innovativ daherkommt. Aber solange die Person Follower hat, die es sehen wollen, die der Person genau deshalb folgen- wird sie ihr Ding weiter durchziehen. Auch wenn das andere als nicht besonders schätzen. Gerade wenn ein Blogger laut schreit „Mach das mal lieber als Hobby- deine Arbeit ist es nicht wert, dich Vollzeitblogger zu nennen.“

Wie sieht es denn mit der Selbstreflexion aus?

Warum ist es mir so wichtig, dass andere wissen wie scheiße meine Kollegen und Kolleginnen sind? Weil ich dann kurz ein Treppchen höher steigen kann und mein Ego streichle? That’s it und das ist der eigentliche Grund warum man sich schämen sollte. Wer möchte denn statt guter Blogbeiträge andauernd so ein Gejammer über Kollegen lesen? Vor allem wenn wir immer wieder im nächsten Satz erwähnen:

Blogger werden nicht ernst genommen.

Meine Frage an euch: Bestünde die Möglichkeit, dass solche Aussagen in Dauerschleife genau das unterstützen?

Kommentare

Bisher 5 Kommentare zu “Blogger vs. Blogger : Wer ist der Bessere? Wer hat es mehr verdient?”

  1. Kat sagt:

    Ganz Deiner Meinung. Das Blogger-Spektrum ist doch so breit. Es gibt so viele gute und schlechte Blogger, dass die Aussage total wertlos ist. Es gibt auch gute und schlechte Krankenschwestern, Müllmänner, Bäcker, Ärzte, Manager, Lehrer. Ja, vielleicht schämt man sich ein bisschen für die schlechten Vertreter der eigenen Zunft. Dass der Herr darüber gleich einen ganzen Artikel macht, mei. Vielleicht sind ihm selbst die Ideen ausgegangen. “Hate” ist auf jeden Fall nie gut. Bevor er einen Artikel über die Schlechten verfasst, hätte er mal lieber tolle Gegenbeispiele recherchieren können von Leuten, die es gut machen.

    • Franzi sagt:

      Absolut. Mir fehlt genau der Tiefgang, der oft bei anderen einegfordert wird. Es gibt so viele gute Beispiele. An denen sollte man sich messen und schämen für andere, weil sie es nicht so gut oder richtig machen wie man slebst- kann ich nicht nachvollziehen. Fehlt mir dir Brücke ach ja und das Ziel. Was sage ich mit so einem Text aus? Ich komme nicht darauf.

      Alles Liebe

  2. Dany sagt:

    Als ich angefangen habe zu bloggen dachte ich auch oft nicht gut genug zu sein. Also hab ich mich hingesetzt und immer wieder an mir und meinen Texten gearbeitet. Mittlerweile bin ich sehr zufrieden mit meinen Beiträgen aber lerne trotzdem immer wieder dazu. Für mich sind Blogger wie du Vorbilder. Da gibt es keinen Neid sondern Bewunderung. Aber auch ich wurde schon aus Neid ausgelacht. Und das nur weil ein Kooperationspartner meinen Artikel richtig toll fand und das auch so öffentlich mitgeteilt hat. Da hat sich die andere Bloggerin anscheinend angegriffen gefühlt.

    Liebe Grüße Dany von danyalacarte.de

    • Franzi sagt:

      Das machst du genau richtig und danke für die lieben Worte. Zu dem Thema Neid, das ist ja am Ende wohl die größere Lachnummer für diese Bloggerin. Gott, wie viel Wut und Unglück müssen einen dazu treiben? Schade … aber nimm es nir nicht zu Herzen!

      • Dany sagt:

        Liebe Franzi, danke für deinen Kommentar. Nein, ich hab mich viel zu sehr über meinen Artikel gefreut und vor allem das er so gut ankam und sich das Unternehmen für die es war so gefreut hat. Das war mein Lohn und ist mein Ansporn. Und ich bin so so froh, das du nicht so angehoben bist und auf dem Teppich bleibst. Bodenständig und ein bisschen verrückt bist. Danke, denn das ist fabelhaft! LG Dany

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