Ab wann ist es dir zu viel? Freundschaften sollen doch eigentlich ein Leben lang halten. In guten wie in schlechten Zeiten. Freundschaft ist was uns glücklich macht, ausmacht und weiterbringt. Sie fängt uns auf, sie fordert uns, sie pusht uns und sie ist ein wichtiger Teil unseres Lebens.
Aber ab welchem Punkt sagen wir auf Wiedersehen? Wann müssen wir uns von einem Menschen trennen, der uns so nahe stand und auf einmal nicht mehr passt, zu viel ist oder einfach nicht mehr die Person ist, mit der wir uns identifizieren können?
3 Frauen 3 Meinungen :
Wann beendest du eine Freundschaft?
Frau Nummer eins. 25 Jahre alt und hat sich nach mehr downs als ups gerade von ihrer Freundschaft verabschiedet.
Vorweg, ich bin kein Mensch der abhaut wenn es schwierig wird. Ich stehe zu meiner Meinung und zu meinen Freundschaften und bin bis jetzt mit allen Freunden durch dick und dünn gegangen. Liebeskummer, Hass, Wut, Trauer, Freude, die schönsten und schlimmsten Momente haben wir gemeinsam überstanden. Daher habe ich lange überlegen müssen, ob ich diesen Schritt wage. Ob ich unser Band kappe und mich so auch selbst rette. Denn wenn ich eines nicht verstehen kann, dann ist es wie man alles nur schwarz malen kann. Vor allem wenn man alles hat und jede Möglichkeit nutzen könnte, aber dann doch lieber immer die Fehler und Schattenseiten aufzählt, anstatt zu leben und zu genießen was man hat. Alles hat mit kleinen Nörgeleien im Alltag begonnen. Normal und absolut verständlich. Hallo? Wer ist denn schon immer glücklich und absolut fit? Aber jedes Jahr wurde es schlimmer. Negativer. Immer war alles grau, nichts gut und alle anderen hatten Schuld an ihrer Misere, die von außen betrachtet alles andere als von Schicksalsschlägen betroffen war. Es fing mit ganz banalen Dingen an, die sie aus der Bahn warfen, die Hass schürten und Wut hervorbrachten und endete letztes Jahr damit, dass sie nicht einmal fragen konnte, wie es mir geht und was in meinem leben passiert. Hatte ich einmal die Chance zu antworten, dann war es nie so schlimm wie ihr Leben und so wichtig wie ihre Probleme. Jedes Treffen entpuppte sich als Mecker- oder Lästerrunde, jedes Telefonat musste in Genörgel enden und jede Sprachnachricht kam nur, wenn es Galle zu spucken gab.
Ich konnte irgendwann nicht mehr. Ich war wie ausgesaugt und hatte nach jeder Unterhaltung mit ihr das Gefühl, ich müsse die Welt so wie sie hassen. Dabei war ich nie so negativ und hatte nie vor, die Welt in schwarz und weiß zu sehen. Nach einem heftigen Streit und einer Grundsatzdiskussion, wurde mir wieder vorgeworfen, dass ich ihre Probleme nicht verstehen würde. An diesem Abend habe ich den Kontakt abgebrochen. Denn ich verstehe sie wirklich nicht mehr. So viel Wut und Hass auf andere und das eigene Leben kann man auf Dauer nicht ertragen, ohne dass es dich selbst verändert.
Ich will aber nicht so sein wie sie. Das war der Punkt an dem ich zum ersten Mal jemandem aus meinem Freundeskreis den Laufpass gegeben habe. Ich bereue es bis heute nicht.
Frau Nummer 2. 33 Jahre alt. Das Leben kam, die Freundschaft ging. Beide leben ganz gut damit.
Kennt ihr diese Freundschaften in denen man sich alles erzählt und das Gleiche denkt und fühlt? Genau die habe ich im Studium entdeckt. Wir waren einfach Freunde. Ein Hallo und in der neuen WG und wir wussten: Verdammt, das passt. Einfach so. Bier trinken, lachen, schlechte Filme ansehen, Fremdknutschen, sich alles erzählen, in Wein ertränken und wieder lachen. Es waren tolle Zeiten. Es war wild und alles neu für mich. Ich komme vom Land. Ab in die große Stadt und ich war froh, sie zu treffen. Die, die schon viel gereist war und mir ein wenig mehr zeigen konnte, wie man auch leben kann. Das war nicht immer meine Welt aber dafür ein Denkanstoß, den ich allein nie erfahren hätte. Nach dem Studium hielt der Kontakt trotz neuem Job, fremder Stadt und anderen Freunden an. Es war wie vorher, nur mit weniger Zeit und weniger Treffen. Immer wieder spontan und immer wieder schön sie in den Arm zu nehmen. Ein paar Jahre gingen ins Land und wir hatten uns nicht wirklich vergessen, aber auch nicht mehr jeden Tag auf dem Schirm. Andere Freundschaften kamen dazwischen und das Leben. Wir erzählten uns einmal im Jahr über WhatsApp was es Neues gab, aber irgendwann vergaßen wir beide auch die Geburtstage des anderen. Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass wir nicht mehr so viel gemeinsam hatten. Ich kannte ihren neuen Mann nicht und sie wusste gar nicht, dass ich Job und Wohnung schon längst gegen Haus und Kinderplanung eingetauscht hatte.
Jetzt haben wir so gut wie keinen Kontakt mehr. Aber nicht aufgrund einer bewussten Entscheidung, sondern einfach weil wir uns nicht mehr sahen, weiter lebten und uns jetzt nicht mehr kennen. Und irgendwie ist da auch kein Bedürfnis mehr etwas einzufordern. Unser Entschluss, dass es nicht mehr passt, ist für uns ok. Aber auch nur weil wir jeweils ein Leben haben das uns ausfüllt und glücklich macht.
Frau Nummer 3. 27 Jahre alt. Hat sich von ihrer Freundschaft verabschiedet, weil es keine Gemeinsamkeiten mehr gab.
Ich bin ein Mensch der gern viel erlebt. Ich liebe es mehr zu erfahren, mehr zu sehen und freue mich über Freunde, die meine Einstellung zum Leben, der Liebe und der Welt teilen. So hat man ja immer wieder Freundschaften die kurz passen, nur für den Moment halten oder länger Sinn ergeben. Aber ich habe festgestellt, dass ich mit einigen Menschen einfach nicht mehr kann. So offen wie ich bin, gibt es da eine Grenze. Ich finde wir dürfen uns alle für ein Leben entscheiden. Ob Haus, oder Wohnung, ob Ausland oder Ostsee- Ich bin doch sehr tolerant und will meine Freunde nicht nach Klasse, Urlaub oder Status aussuchen. Was ich aber will ist, dass sie an der Welt interessiert sind und nicht nur in ihrer kleinen Blase leben. So musste ich mich in den letzten Wochen von einer Freundin verabschieden, die… ja wie soll ich es sagen, ohne von oben herab zu klingen, ohne das zu werten, was sie ausmacht? Ich sage es einfach gerade heraus und ich hoffe ihr versteht meinen Gedankengang:
Sie ist dumm. Sie interessiert sich seit Jahren nur für ihr Aussehen, wie sie ankommt und was andere über sie denken.
Frage ich sie zur aktuellen Situation erzählt sie mir, wie gern sie ihre Wohnung putzt. Gehen wir aus, dreht sich alles um ihre neue Tasche und warum die Nachbarin wieder so neidisch zu ihr aufsehen würde. Gehen wir tanzen, muss sie tausend Selfies schießen, um dann endlich eines auf ihren zahlreichen Profilen im Netz hochzuladen und mich zu verlinken. Damit die Leute glauben, sie hätte so viel Spaß. Urlaub ginge mit ihr nur wenn es vorzeigbar wäre, aber so viel kann sie dann nicht ausgeben, weil die nächste Handtasche wieder ein Vermögen kostet.
Sie hat mich irgendwann richtig wütend gemacht mit ihren kleinen alltäglichen Problemen, die sie immer und überall über alles stellen musste. Der Supergau aber war ihre dümmliche Art nicht zu merken, dass es im Leben mehr gibt als nur gut auszusehen und den Mann haben der alles finanziert, damit andere neidisch auf sie blicken können. Eine gemeinsame Freundin bekam eine lebensverändernde Diagnose und ihr fiel nichts Bessers ein, als ihr den Tipp zu geben, dass sie ja ihre Taschen verkaufen könnte falls sie Geld bräuchte. Sie würde sie auf jeden Fall zur Hälfte des Preises abkaufen. Mir fiel die Kinnlade herunter und ich habe den schlimmsten Satz meines Lebens nicht zurückhalten können.
Du bist einfach so einfältig, dass dir nicht mal auffällt wie dumm du jetzt gerade wieder bist.
Sie war beleidigt, zu Recht. Ich habe mich dafür entschuldigt, aber ich denke immer noch so über sie. Ich habe eine Freundschaft beendet weil ich es nicht ertragen konnte, dass jemand so durchs Leben geht und glaubt, das ist alles was zählt.
Wann beendest du eine Freundschaft?
Bei mir war es meistens der Fall, dass Freundschaften sich im Sand verlaufen haben, sei es durch Entfernungen oder durch unterschiedliche Interessen. Am Ende hat man noch versucht, den Kontakt zu halten, aber im Laufe der Jahre wurde es immer schwerer, bis der Kontakt ganz abbrach. Manchmal passen Freundschaften irgendwie nicht mehr in den Lebensplan oder irgendjemand verändert sich.
Manchmal kann es aber auch passieren, deine eine Freundschaft nach Jahren wieder aufblühen kann. Da hatte man jahrelang keinen Kontakt und durch einen Zufall nähern sich beide Parteien wieder an. Manchmal muss es nicht einmal ein endgültiges Ende der Freundschaft sein 🙂
Ich habe nie eine Freundschaft aktiv beendet, irgendwie passiert es immer wie bei Frau Nummer 2. Finde ich aber auch nicht unbedingt schlimm, Leute ändern sich, wachsen in neue Rollen rein, das heißt schon lange nicht das ich nicht für die ehemaligen Freundin da sein würde, würde sie es brauchen. Was ich aktiv letztes Jahr gemacht habe, was für mich sich schlimmer angefühlt hat, war mit meine Familie den Kontakt abzubrechen. Ich bin in eine sehr sehr negativen Familie aufgewachsen, die immer neidisch aufeinander waren, die immer nur unzufrieden waren, über einander gelästert haben (um dann sich gegenseitig anzulächeln) und ich habe nie wirklich darin gepasst. Ende letztes Jahr habe ich dann den Schritt genommen und meine Mutter angerufen um ihr mitzuteilen, ich möchte mit ihre geschwisster (die negative Familie) kein Kontakt mehr haben, bis auf zwei Tanten. Die hatten alle die letzten 4 Jahre nur Kontakt mit mir wenn ich meine Eltern besucht habe, sonst nur über mich gelästert weil ich es „gewagt habe“ nach Österreich zu ziehen. Mir macht es überhaupt nichts aus das sie über mich lästern, aber so eine Negativität muss ich auch nicht in mein Leben rumtragen. Und jetzt fühle ich mich auch viel leichter! =)
Übrigens, ich liebe diese Artikel liebe Franzi!
LG, Rosie //Curvy Life stories
Ich bin in Freundschaften irgendwie gar nicht der „Zerstreit-Typ“ – auch wenn ich jemand bin, der zu fast allem eine Meinung hat und diese auch kundtut, muss ich nicht jeden anderen davon überzeugen und bin mehr so leben und leben lassen. Deshalb gingen Freundschaften auch bei mir, wenn, immer in Richtung wie bei Frau 2 auseinander. Man hat einen bestimmten Lebensabschnitt geteilt, zieht weg, erlebt neue Dinge mit neuen Freunden und updated sich einfach nur noch selten.
Aber: meine fünf engsten Freundinnen habe ich seit 10 Jahren und obwohl wir über Deutschland verteilt studieren, leben und mittlerweile arbeiten, hat das nicht das geringste geändert 🙂 und auch zu anderen, damals sehr engen Freundinnen habe ich noch regelmäßig Kontakt – wenn auch nicht mehr so intensiv wie einst.
Ein sehr interessantes Thema wieder 🙂 liebe Grüße! Vivien
Bei mir ist vor Kurzem auch eine schwierige Freundschaft in die Brüche gegangen. Obwohl wir uns anfangs wirklich super verstanden haben, ging es irgendwann los mit Klagen, Beschwerden und allgemein negativer Stimmung seitens meiner Freundin. Ich bin eigentlich ein fröhlicher, und meist auch optimistisch eingestellter Mensch. Aber sie brachte immer wieder neue finstere Themen zur Sprache. Dabei wartete sie stets darauf, dass ich sie aufmunterte. Ganz ehrlich, so gerne man jemanden mag, aber irgendwann ist einfach mal Schluss. Dann merkt man, dass man auch gefühlsmäßig ausgenutzt wird. Ich denke, sie hat gemerkt, dass ich ihr Spiel nicht mehr mitmachen will, und hat die Freundschaft gekündigt. Im Nachhinein bin ich sogar ein wenig froh, den Energieräuber los zu sein. So böse wie sich das anhören mag. Aber auch bei einer Freundschaft muss es Grenzen geben.
Liebe Grüße, Marion <3
https://barbarellaxo.tumblr.com
Hallo Franzi,
tolle Kolumne und gelungenes Thema.
Ich finde es wirklich schwierig den richtigen Zeitpunkt zu finden, um eine Freundschaft zu beenden. Dass das manchmal sein muss habe ich aber auch schon am eigenen Leib erfahren. So wie Dame Nr. 2 beschreibt, manchmal ziehen einen die sogenannten „Freunde“ nur runter, aber ist das dann noch Freundschaft?
Meistens haben sich die Freundschaften bei mir durch selten werdende Kontakte und dann gar keinen Kontakt mehr aus den Augen verloren bzw. erledigt. Für beide Seiten schöner wie ein eskalierender Streit.
Das Thema regt zum nachdenken an.
Vielen Dank hierfür.
Liebe Grüße
deine Lisa
Hallo Franzi,
man sollte niemanden zur Priorität machen der einen selbst nur zur Option macht..selbst erfahren, lange geduldet und am Ende festgestellt diese Freundschaft gibt mir einfach nichts mehr. Die Augen geöffnet hat mir im Dezember 2016 ein Autounfall den ich hatte. Meine Freundin und ich wären zwei Tage später zum Weihnachtsmarkt verabredet gewesen (allein mal einen Termin zu finden der ihr genehm war war schwierig in dem Jahr..) als ich ihr an dem Tag aus dem Krankenhaus eine whatsapp schrieb und sie über den Unfall und Krankenhausaufenthalt informierte hielt man es nichtmal für nötig sich wirklich zu erkundigen wie es mir geht geschweige mich zu besuchen. An Silvester durfte ich nach 10 Tagen wieder nach Hause und auch Silvester ist man nicht vorbei gekommen oder die Wochen danach. Bei Facebook durfte ich die ganze Zeit über verfolgen wo man auf dem Weihnachtsmarkt war, shoppen usw. das hat mich verletzt und ich habe mich zurück gezogen. Sie tat es mir quasi gleich warum auch immer. Im Juli gratulierte sie mir dann lieblos per whatsapp zum Geburtstag und daraufhin habe ich ihr eine ganz klare offene Nachricht geschrieben. Seit dem hatten wir keinen Kontakt mehr. Irgendwie tut es mir immernoch manchmal leid aber diese Freundschaft war rückblickend und nüchtern betrachtend anscheinend nie wirklich eine..
Lieben Gruß claudia
Mir erging es ähnlich wie Frau 1 und Frau 3.. quasi ein Mischproblem aus beiden Beispielen. Meine ExBF kannte ich aus der TeenieZeit. Sie machte eine Ausbildung, als HeilErzieherin. Irgendwann meinte sie jeder Person in ihrem persönlichen Umfeld eine Psychotherapie zu empfehlen und diffamierte selbst ihren Freund aus GrundschulTagen, den sie noch länger kannte als mich, mit Fachbegriffen (mit mir als letzter nun vollständig zerstörten Freundeskreis, waren Mal 30 Leute, jetzt ist sie Freundelos). Sie hat bei jedem Treffen ihre Probleme als Kirsche auf die Probleme der anderen Freunde gesetzt und hatte immer (aus beruflichen Gründen 🤪🙄😒) grundsätzlich mit ALLEM auf der Welt zu 100% Recht. Leute die einen Doktortitel haben, seien nicht besser und Schweine…usw… Irgendwann, da wird mir jeder zustimmen hatte ich keine Power mehr. Das ging 12 Jahre immer steiler nach unten… In der Zwischenzeit empfahl ihr übrigens eine nahe Verwandte, eine Auszeit in der psychiatrischen Klinik.