Kolumne

letter to myself // Verzeihen

4. Dezember 2016 von

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Ein Brief an mich selbst, über ein Thema das mich gerade beschäftigt. Eines dieser Themen, das dir im Leben immer wieder begegnet und durch das du auf ein Neues geprüft wirst. Wie werde ich dieses Mal reagieren, was soll ich tun? Wütend bleiben, verzeihen und die Entschuldigung annehmen?

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Verzeihen

Ein Kommentar einer mir bekannten Leserin:

„Eigentlich hätte ich das schon eher schreiben müssen. Ich verstehe jetzt erst was du hier alles geleistet hast und dass es dir nicht nur um Perfektion und Oberflächlichkeiten geht. Daher möchte ich mich entschuldigen für all das was ich gesagt habe. Ich hoffe das ist ok?“

Diese Worte habe ich fast jeden Tag vor Augen, konnte bis jetzt aber noch nicht den „Veröffentlichen“- Button drücken. Immer wieder kam sie hoch, die Wut um das Wissen des Getanen und Gesagten über mich als Bloggerin und als Mensch hinter dem Blog. Vielleicht liegt es am kommenden Jahreswechsel, an den privaten wie auch beruflichen Erfahrungen, aber erst jetzt ist mir nach einer Klärung zu Mute, erst jetzt will ich wirklich darauf antworten.

Rückblick

Dieser Kommentar hat eine persönliche Vorgeschichte. Er hat mich ganze 6 Monate davon abgehalten, mich mit den Worten und der Person zu beschäftigen.

Begegnung mit Menschen, die einem nicht grün sind, passieren Tag ein, Tag aus. Aber wir lächeln, nicken und leben dann doch immer ohne den anderen weiter. Das funktioniert und ist für alle und das kurze Miteinander immer wieder eine gute Sache. Es wird nur dann anstrengend, wenn Menschen sich festbeißen und nicht mehr loslassen können. Auf einmal sind sie immer bei dir, obwohl man sich nicht kennt, obwohl es keine Gemeinsamkeiten gibt. Dann ist man im Leben der Begegnung auf einmal der schwarze Fleck, die Schuld an allem, weil man einfach so lebt wie man es für richtig hält, weil man bloggt.

Moralapostel war ich, blöd, blond, zu helle Bilder, zu viel, zu wenig, zu laut. Eigentlich alles was man finden kann an anderen Menschen, um sie unbedingt blöd finden zu können. Akzeptiert. Was in den eigenen vier Wänden und in fremden Köpfen passiert, kann man selten ändern und ist auch keine Aufgabe, die andere übernehmen sollten.

Besonders mies und menschlich verwerflich ist es, wenn der eigene Gedanke ins Netz gepflanzt wird, um mit bösen Worten und Hetze über andere Bestätigung zu sammeln. Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Es wird Neid und Missgunst gesäht um endlich auch die anderen davon zu überzeugen, dass man eine Person hassen muss. Wenn es nicht klappt, dann wird das Märchenbuch aufgeklappt, Worte verdreht oder richtig Gas gegeben und Freunde und Bekannte einbezogen. Großes Kino. Großer menschlicher Misthaufen.

Ende

Vor sechs Monaten erhielt ich dann diesen Kommentar, mit der gleichen Mailadresse und dem Kürzel, dass ich aus den Foren und Gesprächen kannte. Es tat ihr Leid: Ihre Worte, das Anstacheln, das Lügen, das Freunde und Bekannte Nerven.

Meine Reaktion? Wut. Unverständnis für so viel Dünnpfiff im Kopf und im Herzen. Was bringt Menschen dazu, so viel Müll über andere in die Welt zu setzen und dann mit einem „Sorry“ alles vom Tisch zu wischen? Nachtragend hoch zehn. Blöde Kuh ins Gesicht schreien mal hundert. Soziales Fehlverhalten ist der größte Kindergarten Kopfmist, er macht dich mürbe, nervt und am Ende betrifft diese menschliche Dummheit auch noch dein geliebtes Umfeld. Klar raucht der Kopf, die Faust ist geballt und die verbale Attacke wäre niederträchtig, von ganz tief innen heraus.

Doch nach der Wut, nach dem emotionalen Dampfablassen bleibt die Gewissheit, da war nie jemand unzufrieden mit dir, sondern mit sich selbst. Und vielleicht hat sie sich gefunden, und weiß jetzt was für ein Schwachsinn das war. Dann müsste es wohl „Danke“ heißen. Trotzdem können manche Sache nicht zurückgenommen werden. Vielleicht müsste da auch ein „auf Wiedersehen für immer“ stehen.

Verstehen müssen wir uns nicht, aber akzeptieren.

Aber ganz ehrlich: Ein „Du blöde Kuh“, wäre auch an dieser Stelle absolut gerechtfertigt gewesen.

Liebe Grüße

Kommentare

Bisher 15 Kommentare zu “letter to myself // Verzeihen”

  1. Jasmin_ sagt:

    Hallo Franzi,
    danke für diesen tollen Post. Du inspirierst mich tag täglich nicht einfach so weiter zu machen, den Ärger in mich hineinzuschlucken, alles beim Alten zu belassen. Ich finde es super, dass es Blogger wie dich gibt, die sich mit sich selbst auseinandersetzen und auch mit der aktuellen Gesellschaft. Durch diese Blogger und ganz besonders dich werde ich dazu gebracht, nachzudenken und Lösungen zu finden, auch wenn es manchmal schwer ist. Ganz liebe Grüße

  2. Iris sagt:

    Deine Reaktion darauf ist vollkommen verständlich, und – ich kenne die ganzen Kommentare nicht -, aber ich denke, dass ein „blöde Kuh“ tatsächlich gerechtfertigt erscheint. Ein einfaches „Sorry“ kann nun mal nicht alle negativen damaligen Kommentare aufheben.
    Liebe Grüße

  3. Hm, schwieriges Thema. Dein beschriebener Gedankengang könnte auch der meinige sein. Vielleicht müsste man es ganz rational sehen, die Entschuldigung zur Kenntnis nehmen, das Thema abhaken und innerlich einen Abschluss finden. Doch ich denke die Sache geht etwas tiefer, denn deine Arbeit als Bloggerin ist kein Job im traditionellen Sinne, du verlässt nicht einfach abends das Büro und lässt den Ärger hinter sich. Deine Arbeit als Bloggerin ist sehr persönlich, mit viel Herzblut und Hingabe, denn du schreibst über Dinge, die dich emotional beschäftigen. Somit bist du als Person viel angreifbar gegenüber virtuellen Neidern, Kritikern und all den Personen, die nicht mit sich selbst im Einklang sind und ihren Unmut auf andere projizieren.
    Eine pauschale, einfache Lösung gibt es in dieser Situation wohl wirklich nicht, aber ich hoffe dass du für dich einen Weg findest.
    Liebe Grüße und ganz viel emotionale Kraft!
    Julia

  4. Latifa sagt:

    Hallo Franzi,

    ich frage mich, wann es uns allen Menschen endlich bewusst wird, dass wir das Gesagte nie zurücknehmen werden können. Schöne Dinge bleiben nie solange in Erinnerung wie das Schlechte. Warum hält unser natürlich – angeborener Instinkt uns davon nicht ab, andere Menschen aufgrund der eigenen Unzufriedenheit zu degradieren? Ich finde es traurig, dass wir trotz jeglicher Entwicklung immer noch nicht das Niveau des respektvollen Umgangs erreicht haben. Mir tut es leid, dass die eigene Unzufriedenheit auf Menschen projiziert wird, die dafür am Wenigsten können. Ich hoffe, dass wir Menschen uns irgendwann mit entwickeln. Ich finde es übrigens mutig, dass du dies veröffentlichst. Ich ziehe meinen Hut und ich hoffe, dass sich viele daran ein Beispiel nehmen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.

    Ich wünsche all‘ jenen, die dies durchmachen, alles Gute!

  5. Steffi sagt:

    Liebe Franzi,
    Ich kenne nicht die Vorgeschichte, doch ich lese gern (meist still) deinen Blog und schätze deine
    offene und ehrliche Art. Ich kann deine Reaktion sehr gut nachvollziehen und
    manche Dinge, gerade so verletzende wie sie dir geschehen sein müssen sind nicht so
    einfach zu verzeihen und noch weniger zu vergessen. Gerade wegen deiner Art so viel von dir
    persönlich preiszugeben bist du angreifbar und verletzlich. Dies so zu missbrauchen ist eine ganz
    eklige miese und respektlose Charakterschwäche die ich, an deiner Stelle, nicht verzeihen würde.

    Liebe Grüße Steffi

    • Franzi sagt:

      Lie Steffi! Danke für deine Worte! Ach am Ende schließt man damit ab. Nur dieses Sorry war so- das its alles? Dann kam das ok und dann der Text. Manchmal muss man einfach nur nir nicken, blöde Kuh denken und an seinem Leben weiter arbeiten.

      Liebe Grüße

  6. Janine sagt:

    Danke, dass du uns neben Chanel, Kosmetik, Reisen und Co teilhaben lässt an der anderen Seite eines Blogger-Lebens.

    Gerade diese persönliche Geschichte lässt mich eine Relation finden, zu meinen häufigen rosaroten Gedanken, wenn ich deine Seite lese.

    Hut ab, für offene Worte und einen sehr angenehmen Schreibstil.

    • Franzi sagt:

      Rosa rot? Ach komm. Nur weil man sich bestimmte Sachen leisten kann, muss die Person auf einmal ja keine anderen Probleme haben. Ich lasse euch hier oft teilhaben an unglaublich vielen unterschiedlichen Gedanken. Positiv ist in Deutschland nicht gern gesehen, das weiß ich mittlerweile. Aber nur weil ich blonde Haare habe und manchmal Pastell auftaucht, ist doch nicht alles rosa Wölkchen. Immer wieder verrückt wie viele Vorurteile man mit sich tragen kann. Haare färben, andere angehen und negative Dinge erzählen? Das ist deep. Ganz ehrlich, ich finde es so schade, wenn Frauen andere immer noch schön in Kategorien stecken. Meine Rosa Wolke beinhaltet immerhin kein Klischeedenken. Verzeih, aber wenn man mal richtig hier lesen würde, würden dir noch ganz andere Sachen auffallen.

      Liebe Grüße und verzeih, ich musste das mal sagen. Ich höre dieses blöde Barbie Gerede schon so lange. Da weiß man gar nicht mehr, was man von dem Gegenüber halten soll. Weil ja alle immer GirlPower schreien, aber lebe bitte anders 😉 Plüsch und Tüll sind ja schon lange vorbei. Ich bin eien Frau, die neidlich aussieht. Von der Natur ausgegeben. Finde es fast schon frech, dass man das anderen Fraue zum Vorwurf machen kann.

  7. Janine sagt:

    So ganz kann ich nicht nachvollziehen, wie mein „rosarot“ bei dir ankam… Das ist weder auf deine Optik bezogen, noch auf Materielles. Sondern auf meine Gedanken. Ich erhalte auf deinem Blog wundervolle Einsichten in dein Leben. Wenn da Gedanke wie „oh da will ich auch mal hin“, „ich wäre auch gern ein bisschen wie“ in mir entstehen, ist das weder vorurteilshaft noch Barbie. Es sind verklärte Gedanken, Träumereien, die jeder haben darf und hoffentlich jeder hat! Auch neide ich dir weder deinen hart erarbeiteten Erfolg noch wüsste ich, wo ich grirlpower geschrien und dann gekniffen hätte… bei der Vorurteilssache bin ich ganz raus…

    Ich wollte dir vermitteln, dass dein Blog als einer der wenigen für mich authentisch ist. Weil du neben den oberflächlichen Dingen darüber sprichst, was es bedeutet, diesen Weg gewählt zu haben und das durchzuziehen. Eben trotz Anfeindungen und Dingen, die hinter den Kulissen ablaufen und für uns auf den Fotos in deinem Lächeln nicht sichtbar sind.

    Die Person, die du aus dem Begriff rosarot geschaffen hast, bin ich nicht. Du fühltest dich offensichtlich angegriffen, vielleicht liegt das an der Zeit, die hinter dir liegt. Ich wollte dir Unterstützung zukommen lassen und Anerkennung und habe dafür einen – für mich unverständlichen -Anpfiff kassiert. Ich unterstütze die Auffassung, die deine Nachricht an mich vertritt. Inhaltlich bin ich der falsche Adressat, weil ich sie längst selbst vertrete.

    • Franzi sagt:

      Liebe Janine! Dann verzeih mir den Grundton in meiner Aussage. Ich dachte du verbindest das Rosa Rote genau damit. Weil ich das oft genau so höre mit Chanel und Gucci in einem Satz! Dann muss ich mich entschuldigen. Verzeih, aber ich habe es wirklich so aufgenommen, als ob hier alles so wäre und endlich zeigt sie mal die echte Welt! Das ist wohl das Schwierige am geschriebenen Wort, man kann sich schnell falsch verstehen! Aber danke für deine ehrliche Antwort und ich hoffe du nimmst mir mein Klischeedenken (erwischt!) nicht krumm! Ich nehme mir das nächste Mal mehr Zeit und frage nach! Danke dir fürs noch einmal Kommentieren.

  8. Janine sagt:

    Und wieder erstaunst du mich! Danke für deine Antwort und deine Ehrlichkeit: Ich würde dich so gern kennenlernen! Du bist für mich ein faszinierender Mensch und hast mir (das weißt du gar nicht) in einer sehr schweren Lebensphase zur Seite gestanden 😉

    Und ich werde etwas vorsichtiger wählen. Mir war gar nicht bewusst, dass es Wort-Kombinationen gibt, die bei dir negativ vorgeprägt sein könnten.

    • Franzi sagt:

      Liebe Janine! Das schaffen wir bestimmt einmal! Ich hoffe es geht dir wieder gut und ich freue mich, dass du zu meinem Leserinnen gehörst! Das macht mich stolz!

      Liebe Grüße

      P.S. Ja leider ist das oft ein Klischee, welches mir entgegengebracht wird. Aber ich bin auch nicht frei von Fehlern- wie wir gerade hier wieder gesehen haben! Ich muss mich auch davon frei machen!

      • Janine sagt:

        Ein letzter Kommentar für heute: Ich finde es schrecklich, was die Welt mit manchen Menschen macht. Mir fehlen die Worte für die schlechten Gefühle, die bösartig gestreut werden.

        Pass gut auf dich auf!

  9. Sanne sagt:

    Hey Franzi, ja das,was du da beschreibst ist einfach menschlich und absolut nachvollziehbar. Was mich dafür umso mehr wundert ist, dass du jetzt mit jemandem zusammen arbeitest, die dich vor ein paar Jahren mit ihrem Bestie noch auf verschiedenen Kanälen indirekt gedisst hat. http://kartoffelwasser.de/fotoblog/2013/09/der-neue-faschistische-fashionblog-aus-leipzig/
    Klar, Menschen und Ansichten ändern sich. Aber pass gut auf dich auf! Liebe Grüße!

    • Franzi sagt:

      Ich kenne beide sehr gut- das war mehr Joke als ernst gemeint. Humor hab ich ja noch haha- eher schelcht aber habe ich.Aber ich danke dir und vielleicht ist es wirklich so, wie du es in den letzten Zeilen beschreibst.

      Liebe Grüße

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