Beziehung: zusammen sein in getrennten Wohnungen
Wie das so ist im Leben, es gibt immer die Möglichkeit sich zu vergleichen. Im Job mit der Kollegin, in der Familie mit der Schwester und zu Hause mit der Nachbarin.
Auch die Themen Erziehung, Geburtstage, Feiern, Handtaschen oder die Beziehung bieten uns Frauen immer wieder eine Grundlage, um uns zu vergleichen. Ich muss zugeben, seit dem letzten Cocktail in einer kleinen Bar, hat mich ein Gedanke nicht mehr losgelassen:
Ist das Beziehungsmodell „Zusammenziehen“ altbacken? Ist das „Wir teilen uns nicht nur das Bett, sondern auch eine Wohnung“ ein Relikt aus früheren Vorstellungen von Liebe? Weil Frau raus wollte, weil es in unserer Gesellschaft einfach dazugehört, den nächsten Step zu machen?
Dann bin ich genau das, was ich nie sein wollte: Ich bin die Frau von gestern in einer Beziehung und meine Begleitung die Frau von heute. In ihrer Beziehung haben sich beide dazu entschlossen, die gemeinsame Wohnung aufzugeben und sich jeweils einen eigenen Rückzugsort zu schaffen. Das Ganze läuft nun schon seit drei Monaten und es läuft für sie sehr gut. So gut, dass sie überlegen, es vielleicht für immer so umzusetzen.
Kurz denke ich mir „Warum nicht?“.
Was hält uns davon ab, einen Ort zu schaffen der nur mir als Person gehört? Etwas für sich zu tun und Zeit mit sich und seinen Wünschen zu verbringen, ist absolut nichts Schlechtes und kann die Beziehung unglaublich bereichern. Wenn beide dann Lust haben, sich jeweils bei dem anderen zu treffen, ist das schnell ausgemacht und umgesetzt. Unverbindlich, unverfänglich. Und wenn beide genug voneinander haben, dann treffen sie sich an einem anderen Tag… oder irgendwann einfach nie mehr.
Ist in einer Gesellschaft, die für alles offen ist und die ohne Regeln und ohne Verantwortung spielen will, solche Schritte nicht am Ende noch ein weiterer Grund, allein zu bleiben und sich nur noch auf sich und nicht auf einen anderen einzulassen?
So wie alles heute, muss selbst die Liebe sich alle Türen offen halten. Es könnte zu eng und unangenehm werden. Dann doch lieber gleich gar nicht erst eintreten, oder nur wenn es uns passt? Fluch oder Segen?
Beziehung: zusammen sein in getrennten Wohnungen
Ich muss kurz zugeben:
Manchmal wäre ein eigener Rückzugsort, nur für mich und meine Gedanken, genau das Richtige. Aber ich weiß auch, wie schnell aus Euphorie Alltag wird und wie schnell ich mich daran gewöhne nur für mich zuständig zu sein. Am Ende lasse ich nur noch von mir sehen und hören, wenn ich es will und stelle meine Bedürfnisse ganz weit nach oben. Es würde sich vielleicht gar nicht mehr der Wunsch einstellen, etwas zu teilen.
Was es auf jeden Fall einfacher macht ist das „Goodbye“. Schlüssel in den Briefkasten, ein paar Sachen in einer Kiste und das wärs. Das klingt auch verlockend unverbindlich.
Aber auch nach einer Einstellung zur Liebe und Beziehung die ich nicht leben möchte. Das ist kein Modell für mich. Ich will nicht nur mir auf die Nerven gehen, sondern auch ihm. Ich will die guten wie auch anstrengenden Zeiten durchleben. Ich will jemanden der da ist, jemanden der mit mir zusammen für uns zuständig ist. Eine Wohnung zu teilen heißt auch für mich Rücksicht nehmen und lernen zu zweit zu leben. Diesen Gedanken möchte ich mir beibehalten. Aber ich werde wohl dennoch ab und an bei ihr, wenn sie im Urlaub ist, einkehren und arbeiten, Kaffee trinken und am Abend wissen, dass ich mit ihm eine Wohnung teile. Unsere Wohnung.
Tolles Thema! Meine Eltern leben so: verheiratet, aber getrennt. Als ich mit 20 auszog, taten sie es auch. Und das war so gut, weil sie so einfach viel mehr sie selbst sind. Aber eben verheiratet. Ich lebe mit meinem Freund und wünsche mir das auch für mich, aber muss eben such finanziell möglich sein.
Hey Frances schöner Beitrag! Ich finde es immer sehr interessant über verschiedene Beziehungsmodelle zu erfahren. Heutzutage ist ja so gut wie nichts mehr unmöglich. Für mich wäre diese Form von Beziehung, Leben in getrennten Wohnungen, auch nichts. Ich verstehe aber auf jeden Fall, wieso das für viele gut funktioniert! Eigener Rückzugsort für sich alleine, keine offenen Zahnpastatuben… Spaß 😀 und man hat sich vielleicht auch viel mehr zu erzählen, wenn man nicht ständig aufeinander hockt!
Liebe Grüße