Kolumne

Bereust du etwas? Ja eine Sache, für die ich viel Zeit verschwendet habe.

17. November 2019 von

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Was ich mir für uns Frauen wünsche? Das ihr dort draußen keine 15 Jahre damit verbringt an euch und eurem Äußeren zu zweifeln. Das ihr versteht, dass eurer Körper euch gehört und er nicht eurer Leben oder euren Charakter bestimmen kann.

was bereust du? Was hättest du gern anders gemacht?

 

„Der Pickel auf der Stirn? Weltuntergang! Ich verlasse das Haus nicht! Ich werde mich vergraben, alle werden es sehen.“

„Wieso schaut er nur meine Freundin an? Wieso werde ich hier nicht angesprochen? Ich will nach Hause, ich habe keine Lust mehr auf Party machen.“

Ich habe dickere Oberschenkel als sie.

Ich passe nicht in Hosengröße 32.

Ich habe keine hohen Wangenknochen.

Wenn ich abnehme, werde ich auch dazugehören.

Kommt euch das bekannt vor? Nervt es euch auch, dass ihr mit diesen oder ähnlichen Gedanken mehr Zeit verschwendet habt, als einfach das Leben und den Moment zu genießen? Auf einmal ist der Urlaub Mist, weil ihr kein Sonnenuntergangsbild mit dem perfekten Beachbody habt oder weil die Hotdog Legs eher wie Dönerfleischspieße aussehen. Weil der Ausschnitt nicht sitzt. Weil die Haut nicht so ebenmäßig ist. Weil die linke Brust kleiner ist als die rechte. Weil ihr einen Pickel habt. Weil die Nase keine Stupsnase ist. Weil alle anderen viel glücklicher sind und sowieso immer besser aussehen als ihr.

Willkommen in meinem Kopf mit 16 Jahren. Selbstzweifel und große Angst nicht geliebt zu werden, egal ob von Freunden oder dem Schwarm. Klassenkameraden, fremde Menschen, die lässige Schul-Clique. Teenager eben, da müssen wir alle durch, doch hören diese Zweifel denn irgendwann einmal auf?

Ich habe mich in den letzten Wochen gefragt, was ich bereut habe. Was hätte ich gern schon viel früher gewusst oder erkannt und?deswegen vielleicht erst gar nicht zugelassen?

Mir fiel sofort ein großes Thema ein das ich heute ganz anders wahrnehme und mich damit beschäftige: Selbstzweifel und das Gefühl, sich nicht mögen zu können, aufgrund diverser Äußerlichkeiten. Also dem bescheidenen Thema „Körper und seine Form“ und seine ganz besonderen Eigenheiten. Denn nein, da sind wir nicht alle gleich. Wir sehen so unterschiedlich aus und haben eine so unterschiedliche Auffassung vom Perfektsein, um am Ende doch einen Gedanken gemeinsam zu haben:

Wir sind selten mit uns zufrieden.

Ich verwette meinen linken und rechten Zeh, dass wir alle sofort ein Körperteil benennen können, das uns nicht gefällt. Eines das uns nervt, uns stört, das bei anderen immer besser aussieht und bei dem wir bestimmt schon einmal überlegt haben, es von einem Arzt endlich gerade rücken zu lassen. Rückblickend empfinde ich solches Gedanken über mich uns meinen Körper als pure Zeit- und vor allem Nervenverschwendung.

Denn auch heute gibt es noch Tage, an denen ich diese Gefühle zulasse- Aber auch besser weiß mit ihnen umzugehen. Und ich weiß auch, dass ich mit diesem Thema nicht allein bin.

Ich habe mir gerade in meiner Teenagerzeit durch diese Gedanken oft Momente zerschossen, Spaß verwehrt, eine tolle gemeinsame Zeit versaut und mich noch zusätzlich unglücklich und klein geredet. Das nur, um viel später feststellen zu dürfen, wie dumm ich war und wie dumm ich auch manchmal heute noch bin. Ich habe mich so auf mein Aussehen fixiert, dass ich vergessen habe was wirklich zählen sollte. Sich selbst akzeptieren und das verdammt kurze Leben mit den  so schnell vorbeiziehenden Momenten wirklich zu genießen, anstatt mal wieder auf meine viel zu dicken Oberschenkel im Spiegel zu starren, die kleinen Unreinheiten zu zählen und die Hosengröße zu einem wichtigen Thema zu machen.

Ich habe ganz offiziell viel zu viel Zeit damit verschwendet, mich weniger zu lieben und zu glauben alle anderen wären besser, schöner und bla bla bla.

Was ich ebenso bereue, das es nie jemanden gab, der mir zeitig genug gesagt hat, dass ich gut bin, so wie ich bin. Da war kein echtes Vorbild, das mir den Kopf wusch, das „Stopp und halt die Klappe“ gesagt hat. Nein, selbst unter uns Mädels zählten wir uns immer wieder gegenseitig auf, was nicht passt und was besser sein könnte an uns.

Daher ist es mir irgendwie ein großes Bedürfnis, heute einfach einmal meine Gedanken dazu aufzuschreiben und anderen Mädchen, Frauen und Damen zu sagen „Scheißt ganz schnell auf solche Gedanken“ .Fangt an euch selbst wohl zu fühlen, lasst diese negativen Gefühle nicht wachsen und hört auf, ihnen so einen großen Stellenwert einzuräumen, dass sie euch so fertigmachen können und ihr euch selbst im Weg steht. Denn genau das ist mir auch passiert und ich hätte mir gewünscht, dass ich viel eher so einen Aha-Effekt erwischt hätte.

Ich weiß heute, das war pure Zeitverschwendung. Ich war zu hart zu mir selbst. Ich habe mich nur auf meine vermeintlichen Makel konzentriert.

Euch sollte der Fokus auf ein gesundes Körpergefühl wichtig sein. Macht euch viel lieber Gedanken darüber, was ihr an euch mögt und vergesst, was andere an euch zu bemängeln haben.

Was ich mir für uns Frauen wünsche: Das ihr dort draußen keine 15 Jahre damit verbringen müsst, um zu erkennen, dass all die Gedanken zu eurem Äußeren oft nur pure Zeitverschwendung ist.

Bitte verschwendet eure Zeit mit schönen Dingen. Diese Erkenntnis hätte ich auch gern eher gehabt. Ich bereue, dass ich die Liebe zu mir selbst erst später  erkannt habe.

Macht es besser als ich und ich mache es jetzt auch besser mit diesem Text.

Kommentare

Bisher 3 Kommentare zu “Bereust du etwas? Ja eine Sache, für die ich viel Zeit verschwendet habe.”

  1. Victoria sagt:

    Du hast mal wieder so recht! Ich erwische mich heute noch (mit 24 Jahren und Mutter eines tollen Kindes) das ich vor dem Spiegel stehe und mir einiges nicht gefällt. Das zieht an der Laune und in solchen Momenten zischt dann auch noch Miss Perfect an einem vorbei, sodass an eigentlich nur noch den Kopf in den Sand stecken möchte.
    Ich muss mich dann immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holen und stolz auf mich und meinen Körper sein, denn wir alle leisten so viel.
    Liebe Grüße
    Vici

  2. Steffi sagt:

    Es ist wirklich traurig, wie viel man durch solche Zweifel schon verpasst hat.
    Dabei ist jeder Mensch so einzigartig und gerade diese „Makel“ machen uns besonders.
    Mich stören auch diese Filter, die das Aussehen so weichzeichnen und verändern, dass man die Person nicht mehr erkennt.

    Ich selbst wäre eine Zeit lang nicht mal ungeschminkt zum Mülleimer gegangen.
    Mein Makel sind tiefe dunkle Augenringe, die mich immer müde aussehen lassen.
    Zudem noch Couperose, das ist rot schimmernde Haut.

    Seit einigen Jahren bin ich vom extremen Abdecken weg und akzeptiere, nicht perfekt zu sein.
    Es gibt Tage, an denen ich nur Mascara nehme, mir habe nach einer Krankheit andere Prioritäten als Äußerlichkeiten. Und finde gut, dass du das Thema angesprochen hast.

  3. Sebastian sagt:

    Ja klar, dieser Punkt klingt ziemlich abgedroschen. Ist er aber nicht! Denn viele Dinge im Leben konnen wir nicht lernen, ohne dass wir selbst die Erfahrung machen. Zwar kann man viel daruber lesen, dass Zeit wichtiger ist als Geld, Freunde, die treusten Lebensbegleiter sind oder wir unseren Korper gut behandeln sollten, weil er unser kostbarstes Gut ist. Aber erst, wenn wir uns einmal so richtig uberarbeitet, eine Krankheit uberstanden oder plotzlich ganz alleine dagestanden haben, brennt sich die Erkenntnis tief in unser Bewusstsein ein. Manche Fehler mussen wir also einfach selbst machen, um anschlie?end ein besseres Leben zu fuhren.

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