Was will ich wirklich? Was will ich sein, was wird bleiben?
In den letzten Tagen frage ich mich immer wieder, wie systemrelevant mein Verhalten ist.
Systemrelevant. Zwischen den Stühlen.
Eigentlich habe ich jetzt Zeit, mich um mich selbst zu kümmern. Ich kann auf mich achten, ich habe die Möglichkeit in mich hinein zu horchen und zu schauen, was ich für mich aus all dem was gerade passiert mitnehme, herausziehe und erkenne. Eigentlich kann ich jetzt endlich jeden Morgen Yoga machen, all meine Gedanken aufschreiben, mich zurückziehen und mich um meine Bedürfnisse kümmern. Ich kann TV und die News ausblenden, die Schränke ausräumen, das Leben der anderen ignorieren und all meine Zeit und Muße auf mich konzentrieren. Das Buch lesen, was noch auf Seite eins auf mich wartet und das Grundrauschen, das „Welt“ heißt, ausknipsen. Mich auf mich selbst besinnen.
Eigentlich klingt das logisch, sinnvoll und nach einem echten Mehrwert für mich und meine Persönlichkeit. Aber eigentlich klingt das bei näherer Betrachtung und der vielen Zeit, die ich jetzt luxuriöser Weise habe, nach viel Gedankenbullshit. Das stört mich jeden Tag ein wenig mehr an meiner jetzigen Situation.
Wenn wir alle nur noch etwas für uns selbst tun und Augen, Ohren und den Kopf verschließen vor dem was gerade uns allen passiert, was sagt das über unsere Gesellschaft aus, über meine Einstellung?
Ich sage es mir jeden Tag, ich denke jeden Tag daran:
Erst wenn du dich liebst, kannst du andere lieben. Erst musst du für dein eigenes Glück sorgen, dann kannst du anderen helfen.
Dabei frage ich mich auch jeden Tag ein wenig mehr, wann denn der Zeitpunkt kommt, an dem ich glücklich genug bin und genug Liebe für mich selbst in mir trage, um zu helfen. Um Dinge anzusprechen? Um aktiv zu werden? Um wieder die Augen und Ohren zu öffnen und den Kopf anzuschalten?
Die self love – self promote – self educate – bubble ist groß und wichtig, aber irgendwie hat sie bei mir bis heute nicht so gefruchtet, wie ich es erwartet hätte. Nach dem Selbstfinden und auf Instagram darüber Erzählen ist nicht viel geblieben. Immer noch geht es nur um mich und der Mehrwert für alle sieht dabei eher mau aus. Mittlerweile denke ich viel zu oft an mich, analysiere mein Verhalten bis ins kleinste Detail und will alles an mir und meiner Person gefeiert sehen, ohne wirklich etwas zu bewegen. Immer mehr Glück, immer mehr Liebe, immer mehr Likes und immer mehr bewundernde Worte zu einer tollen Persönlichkeit.
An diesen Tagen an denen ich sehe, was und wer wirklich zählt, fühle ich mich oft nutzlos. Mein Alltag bringt niemandem das Essen auf den Tisch und meine Selbstliebe hilft gerade wieder nur mir, aber nicht anderen. Das Klatschen, das ich filme und hochlade, hilft den Menschen, die jeden Tag rausgehen müssen, auch nicht wirklich weiter. Meine Workouts lassen mich gut aussehen, aber bringen unserer Gesellschaft wenig Mehrwert.
Muss ich nicht langsam etwas ändern? Etwas mehr tun, als nur den Fokus auf mich zu legen und den Fokus nur auf meine Taten und Worte scharf zu stellen? Was zählt denn wirklich? Was kann ich tun, damit ich auch systemrelevant werde?
Verrückt, wie schnell mich eine neue Situation doch wieder in die Realität holt und ich umdenken muss.
Kommentare
Schreibe den ersten Kommentar!