Seit einigen Jahren werden mehr und mehr tolle Serien produziert und immer mehr starke weibliche Charaktere erobern die Serienwelt. Und so steigt die Zahl der Formate, die sich trauen, noch nie dagewesene Heldinnen zu schaffen.
Fakt ist: Eindimensionale Frauenrollen à la langweiliges Mauerblümchen oder zickiges Biest – Die gehören der Vergangenheit an. Wie Frauen im realen Leben eben auch, sind die weiblichen Serien-Charaktere vielseitiger geworden. Dank ihnen setzt man inzwischen in zahlreichen Sendungen auf starke Frauentypen, die mehr Ziele verfolgen als „nur“ gutes Aussehen und den Richtigen zu finden. Ich möchte euch deshalb sechs Serien vorstellen, die radikal mit den üblichen Frauen-Klischees brechen und faszinierende Persönlichkeiten darstellen. Mein Ziel dabei ist es, Sendungen auszuwählen, die euch hoffentlich (noch) nicht allzu bekannt sein dürften.
Hier sollen also keine Alicia Florrick, Claire Underwood, oder Daenerys Targaryen im Fokus stehen. Denn die kennen und lieben wir doch eh alle. Oder?
Girlboss (Netflix)
Vorlage für diese Serie war Sophia Amoruso und ihr New York Times-Bestseller #Girlboss. Gespielt wird die Protagonistin von einer überzeugenden Britt Robertson, die sich als Schulabbrecherin mit Gelegenheitsjobs und Containern über Wasser hält. Wer die Story nicht kennt: Mit Anfang 20 begann Sophia von ihrem Sofa aus mit dem Verkauf von Vintage-Kleidung auf eBay und baute es innerhalb kurzer Zeit zum Modeimperium Nasty Gal aus. Mein persönlicher Wehrmutstropfen: Viele Skandale und Unstimmigkeiten der Erfolgsgeschichte werden in der Serie nicht thematisiert. So soll es unhaltbare Arbeitsbedingungen im Unternehmen geben und schwangeren Mitarbeiterinnen wurde widerrechtlich gekündigt. Auch die Insolvenz von Nasty Gal 2016 und der Ausstieg von Sophia Amoruso kommen im Plot nicht vor. Viel Stoff für eine zweite Staffel, die laut Produzenten aktuell aber nicht geplant ist.
The Girlfriend Experience (Amazon Prime)
Die Geschichte der Serie dreht sich um eine junge Jura-Studentin namens Christine Reade, gespielt von Elvis Presleys Enkelin Riley Keough. Christine, die Gefallen am schönen Leben hat, hat mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Erst als sie über ihre Freundin Avery ins Escort-Milieu eintaucht, eröffnen sich ihr neue Wege. Doch schon bald zeigt sich, dass es hierbei ziemlich düster und ohne große Emotionen zugeht – Der teure Schmuck, die edlen Dinner-Partys und die scheinbare Macht über die Kunden sind nur Fassade einer zutiefst unsicheren jungen Frau. Die Protagonistin kommt quasi als klassische Antiheldin daher: Nicht besonders sympathisch, manipulativ und moralisch fragwürdig. Das ist es wohl auch, was die Serie so spannend macht, die mit einem neuen „girlfriend“ und in anderer Besetzung in die zweite Staffel gegangen ist.
UnReal (Amazon Prime)
Die Serie handelt von der Produktion der fiktiven Reality-TV-Show Everlasting, die an „Der Bachelor“ angelehnt ist. Im Fokus steht die Producerin Rachel (Shiri Appleby), die die Handlungen zwischen den Teilnehmern so manipuliert, dass für die Kameras möglichst dramatische Szenen entstehen. Und auch die Chef-Producerin Quinn (Contance Zimmer) tut rücksichtslos alles dafür, um gute Quoten zu erzielen. Funfact: Die Erfinderin der Serie, Sarah Gertrude Shapiro, war vor einigen Jahren selbst Produzentin der „Bachelor“-Show in den USA. Die Serie zeigt neben dem grandiosen Zusammenspiel bemerkenswerter Frauen, die über jedem Klischee erhaben sind, die skrupellosen Methoden bei der Produktion von Reality-TV-Formaten. Dabei schwankt man als Zuschauer in Hinblick auf die Hauptcharaktere permanent zwischen Sympathie und Antipathie.
Good Girls Revolt (Amazon Prime)
Kleiner Flashback ins Jahr 1969: Beim fiktiven Magazin „News of the Week“ gilt noch immer die klassische Rollenaufteilung. Die wichtigsten Arbeiten erledigen meist die Frauen, doch Ruhm und Ehre für gute Artikel bekommen lediglich die Männer, die als Redakteure einen besseren Status in der Redaktion genießen. Frauen dagegen arbeiten als Rechercheurinnen und dürfen ihren männlichen Kollegen nur zuarbeiten. Doch der Unmut bei der weiblichen Belegschaft wächst und so entschließen sie sich dazu, gegen die sexuelle Diskriminierung zu kämpfen. „Good Girls Revolt“ basiert auf der Sammelklage von 46 Frauen gegen das Nachrichtenmagazin „Newsweek“. Im Jahr 1975 stieg eine der Klägerinnen, Lynn Povich, sogar zur ersten leitenden Redakteurin beim Magazin auf. Die Serie wurde nach der ersten Staffel eingestellt, angeblich ist aber aufgrund der Aktualität nun doch eine zweite in Planung.
The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd (MGM – Kanal bei Amazon Prime)
Die auf dem Roman von Margaret Atwood basierende Serie spielt in nicht allzu ferner Zukunft in den heutigen USA. Die Menschheit ist durch Krankheiten und Umweltkatastrophen größtenteils unfruchtbar geworden. Nach einem daraus resultierendem Bürgerkrieg sind die religiösen Fundamentalisten „Gilead“ an die Macht gelangt. In dem ausgerufenen Gottesstaat werden Frauen unterdrückt, dürfen weder lesen noch arbeiten, und die noch wenigen fruchtbaren von ihnen werden als sogenannte „Mägde“ von ihren Herren wie Sklavinnen behandelt und als Gebärmaschinen missbraucht. Eine von ihnen ist die Hauptdarstellerin Desfred (Elisabeth Moss), die sich schließlich mit einer Gruppe von Mägden für den Widerstand entscheidet. Eine verstörende Serie über den Reiz des Autoritären – Und weckt dadurch erschreckende Assoziationen zur aktuellen politischen Lage.
The Bold Type (Amazon Prime)
Diese Serie ist zugegeben schon ein bisschen „girly“. Es geht um Mode, es geht um die Liebe und das Leben in New York – Aber auch weit darüber hinaus. Jane (Katie Stevens), Kat (Aisha Dee) und Sutton (Meghann Fahy) arbeiten für das große Frauen-Lifestylemagazin „Scarlet“. Die eine ist Redakteurin, die andere Social Media Managerin und die Dritte im Bunde ist Assistentin mit Fashion-Ambitionen. Doch sie sind nicht nur Kolleginnen, sondern auch Freundinnen. Mit ihnen durchleben wir die Hürden des Magazin-Alltags und die Irrungen und Wirrungen bei der Suche nach der großen Liebe, ohne dabei zu platt zu wirken. Daneben werden wichtige Gesellschaftsthemen wie prekäre Beschäftigungsverhältnisse und sexuelle Belästigung angesprochen. Nice to know: Die Serie basiert in Teilen auf den Erlebnissen der ehemaligen Chefredakteurin der US-Ausgabe der Cosmopolitan, Joanna Coles.
Ihr seht: Menschen sind nie nur schwarz oder weiß. Und jetzt würde mich wirklich interessieren: Welche von ihnen ist denn eure persönliche Heldin?
Ich hab ehrlich gesagt noch keine der genannten Serien gesehen, aber danke für die Inspo! Von Girlboss hatte ich schon oft gehört, wird auf jedenfall bald gestartet.
Liebe Grüße Nelli
Liebe Franzi, vielen Dank für deine Sammlung an Serien-Heldinnen. „Unreal“ und „the bold type “ habe ich in letzter Zeit fast in einem Rutsch durchgeschaut. Ergänzen würde ich „The Marvelous Mrs. Maisel“ 🥰 – New Yorker Hausfrau erobert die Comedy Szene der 50er Jahre. Schau mal rein.