Kolumne

Ich bin gern auch einfach einmal oberflächlich.

27. November 2018 von

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Ich zupfe links, ich zupfe rechts und denke mir kurz „Es ist Zeit für einen Kurzhaarschnitt.“ Ja, dann hätte ich die leidigen Probleme nicht mehr regelmäßig meinen Friseur zu verfluchen oder meine Haare zu hassen.

Ich bin gern auch einfach einmal oberflächlich.

 


Ich weiß kurz selbst nicht mehr was mich genau ärgert, aber es herrscht eine innere Unruhe. An manchen Tagen, ihr kennt sie sicherlich, nerve ich mich selbst mit meiner Unzufriedenheit. Die kommt aus dem Nichts und geht auch so schnell wieder wie sie gekommen ist. Aber leider ist dann selbst das kleinste Haar das nach rechts absteht ein Auslöser für gewünschte radikale Neuanfänge, die am Ende noch nie Sinn ergaben oder irgendetwas verändert hätten. Im Gegenteil. Das führte bis jetzt immer zu selbstgeschnittenen Ponys die furchtbar aussahen, Farbunfälle der Extraklasse und albern- aufregenden Telefonaten, in denen ich meinen Exfreunden dann doch wieder etwas Gutes abgewinnen konnte. Nein, denke ich mir, beruhig dich. Jeder sieht mal scheiße aus oder fühlt sich zumindest so. Ich verdrehe vor mir selbst die Augen und will gerade die auf schick und sehr auf Atmosphäre ausgelegte Damentoilette verlassen, da höre ich ein böses Zischen:

„Du denkst auch nur an dein Aussehen. Bei dir dreht sich auch alles nur um die Optik. Ganz schön oberflächlich, ganz schön dumm!“

Jetzt würde ich von mir selbst die wortgewandtere Frances erwarten. Ihr wisst schon, die mit drei Worten und ganz sachlich aber nicht von oben herab sagt, was Sache ist, sodass die andere Frau zum Schweigen gebracht wird. Die gern etwas zu sagen hat was gar nicht so dumm und gar nicht so weltfremd klingt. Doch mir fällt nichts ein auf diesen Satz, außer ein lapidares Schulterzucken und der Gedanke:

„ Ja, manchmal will ich einfach nur gut aussehen und mich gut fühlen. Was ist denn daran verdammt noch mal so verkehrt?“

So ist es. Ich habe manchmal Tage oder sogar Wochen, an denen ich mich gern nur um mich und mein Äußeres kümmere. Mein Gesicht, meine Hände, meine Füße, mein Leben. Manchmal ist der Mensch so verdammt banal und oberflächlich.

Aber wer gibt das denn schon gern zu?

Wer will diejenige sein, die sich gerade nur mit ihren Augenbrauen beschäftigt, die Wimpern tuschen möchte oder sich überlegt, welche Lippenstiftfarbe ihr besser stehen würde?

Schuldig. Ich bin ein ganz normaler Mensch mit ganz normalen Gedanken, die manchmal weit weg sind von jedem Nietzsche und ein wenig Kant. Ich lebe nicht an der Realität vorbei, nur weil ich mir gern die Nase pudere. Ich liebe mich nicht an jedem verdammten Tag so wie ich bin, denn ich habe Launen und Gefühle. Ich habe manchmal keine Lust ein Buch zu lesen, ich schaue immer noch die Simpsons weil sich mich beruhigen, ich liege oft genug  einfach auf der Couch und blättere in einer Modezeitschrift. Ich freue mich über 20% Rabatt auf meinen Duft, den ich schon ewig trage und mit dem ich so viel verbinde.

Seit wann sind wir denn alle so klug, tiefgründig und absolut desinteressiert an ganz normalen alltäglichen Dingen geworden?

Warum ist es für eine Frau immer noch unmöglich, sich über Pumps, aber auch über Politik unterhalten zu können? Warum bin ich als Frau oberflächlich, wenn ich mich um mein eigenes Äußeres kümmere? Was stört es denn die anderen und warum sollte es dich stören, wenn eine Frau auf der Damentoilette sich einfach einmal nicht wohlfühlt? Geht es dir nie so? Bist du immer zu hundertprozentig bei dir? Gibt es nie Tage, an denen du den Spiegel abhängen möchtest? Hast du nie Stunden, in denen du einfach einmal in ein Kleid schlüpfen möchtest und dich gut fühlen willst? Nein? Gut für dich!

Aber wieso ist es mein Problem, dass du das nicht gut findest? Wieso bin ich dann dumm und oberflächlich?

Alles was du von mir weißt, ist das was ich dir zeige. Es ist mein Aussehen und Auftreten und darum kümmere ich mich nun einmal auch gern. Genauso um meine Gedanken und mein Wissen. Aber das kann man ja in den seltensten Fällen auf einer Damentoilette messen, oder?

Alles Liebe von der, die sich manchmal nur Gedanken um ihre Haare und ihre Haut macht.

Weil sie es kann, weil sie den Luxus genießt dafür Zeit verschwenden zu wollen und weil sie weiß- jeder Mensch hat nur mehr als  nur eine Facette anzubieten.

Kommentare

Bisher 2 Kommentare zu “Ich bin gern auch einfach einmal oberflächlich.”

  1. Nur weil man sich pflegt, ist man nicht oberflächlich. Das Verhalten macht einem oberflächlich. Gerade Blogger also Leute des „öffentlichen Leben“ stehen immer unter Beobachtung, wir sollen und wollen die Anderen inspirieren. Gerade solche Artikel, bei dem man sich Gedanken macht und sich mit einem Thema auseinander setzt zeigt, man ist nicht oberflächlich. Liebe Grüße!

  2. Katja sagt:

    Liebe Franzi, ganz ehrlich? Ich freue mich jeden Morgen darauf, ins Bad zu gehen und mich 20 Minuten „wohl zu fühlen“ : Cremes, ein Serum hier, ein Spray da, auf welchen Lidschatten habe ich heute Lust? Immer wieder überrascht und begeistert sein, was ein bisschen Rouge aus mir macht. Hach, andere (meist die, die nicht so viel mit Makeup anfangen können), nennen mich oberflächlich, für mich ist es Spaß und Freude und Wohlbefinden, mich um MICH zu kümmern. Aber ich kenne das „Ach, du bist ja ganz anders, als ich gedacht habe“. Alles Liebe, Katja

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