Kolumne

Letters to myself: Manchmal schäme ich mich immer noch für meine Fehler

5. August 2018 von

3 Kommentare · Kommentar schreiben

Ich stehe immer etwas länger auf der Leitung bis ich merke was ich will und was mir gut tut. Vielleicht hat das etwas mit der Erziehung zu tun, vielleicht ist diese gewisse Naivität aber auch vererbt? Sorry Mom, aber ich glaube ja. Das gute an meiner Familie ist jedoch, dass wir aus unseren Fehlern lernen.

Letters to myself: Manchmal schäme ich mich immer noch für meine Fehler

Auch ich habe Zeit mit viel Unsinn verschwendet. Habe meine Kraft und meine Nerven für nicht unbedingt falsche Vorstellungen vom Leben aufgebraucht, viel mehr habe ich mich ewig nicht für das entscheiden können, was ich wirklich will. So schwamm ich lange Zeit vor mich hin, im Kreis und gern in den gezogen Bahnen der anderen. Von weitem, ohne wirklichen Einblick, ohne die Möglichkeit abzutauchen und genau hinzusehen, wirken andere Wege schnell  immer leichter, wichtiger und besser. 

Ich dachte wenn ich es so angehe, das Gleiche tue, kaufe und besitze, dann werden sich Zufriedenheit und Glück auch in meinem Leben einfach so einstellen. Ein Kinderspiel, Fingerschnipsen und fertig ist das Leben das wir uns wünschen.

Zurück zu meiner Naivität?!

Es gab wirklich einen Punkt, an dem ich alles besitzen wollte was andere auch hatten. Ich wollte das Leben der anderen leben. Mein Blick war immer nach rechts und links fokussiert, aber nie auf das, was ich selbst gut finde. Und dann stehst du eben irgendwann in deiner Wohnung und hast den gleichen Teppich, die gleiche Tapete und die gleiche Couch vor dir stehen und lädst das gleiche Bild auf Instagram hoch wie alle anderen. Doch es machte mich nicht glücklich. Es gab mir keine Bestätigung meiner selbst.

Das Gleiche galt für meinen Kleiderschrank. Es musste die Gucci in Samt sein, weil sie so gut an ihr aussah. Ganz heimlich und unterbewusst wollte ich wohl ein Stück Glanz aus dem Leben anderer Frauen haben.

Gesehen, nachgekauft um sich ein wenig Lebensgefühl zu ershoppen?!


Letters to myself: Manchmal schäme ich mich immer noch für meine Fehler

Könnt ihr euch noch daran erinnern?

So wie auf dem Schulhof damals, als die eine Jeans oder der eine Rucksack ein Muss waren. Sie waren ein Kriterium fürs In sein. Genau so geht es mir heute als Erwachsene immer mal wieder. So ganz habe ich diesen Drang zum Dazugehören wohl nicht abschütteln können.

Freunde und Gleichgesinnte zu finden ist ein wichtiges Bedürfnis im Leben eines Menschen.

Ich sollte an dieser Stelle nicht mein eigenes Glück im Leben der anderen suchen. Ich sollte nicht davon ausgehen, dass ihre Entscheidungen mich als Mensch vervollständigen.

Ich bin ein wenig aus meiner Rolle gefallen um anderen zu gefallen, in der Hoffnung mir dann auch gefallen zu können. Es passiert mir immer wieder, aber immer seltener. Es geschieht ganz unbewusst, dass ich kurz wieder den Gedanken zulasse „Wenn ich nur dieses Paar Schuhe besitze oder diesen Stuhl bestelle, dann gehöre ich dazu.“

Zu was genau will ich dazugehören?
Eine Frage die ich nie richtig beantworten konnte oder wollte.


Aber ich lerne das zu lieben was ich bin. Ich denke nach über meine Entscheidungen und versuche mich nicht von Instagram und Co. aufs Glatteis führen zu lassen. Ich bin selbst in einer Branche unterwegs, die mit einem gewissen Lebensgefühl spielt, es verkaufen will. Ich binde ganz schnell und unterbewusst Emotionen an materielle Stücke. Dabei muss mich selbst immer wieder fragen ob es meine eigenen Gefühle sind, oder die, die ich bei anderen sehe, um sie dann selbst erleben zu wollen?

Was fehlt mir nur?

Noch ein paar Balenciaga Schuhe? Eine Handtasche von Chanel?

Das Problem zu erkennen ist ein gutes Gefühl, aber gleichzeitig macht sich auch eine gewisse Scham breit. Peinlich ist das und unerwachsen. Man ist noch immer nicht an dem Punkt sich gefunden zu haben und sofort nein sagen zu können zu, weil man selbst nicht weiß wer man ist. Aber am Ende ist es mir lieber aus meinen Fehlern zu lernen. Es ist mir lieber mal wieder schön doof gewesen zu sein, um es am Ende auch wirklich besser zu machen. Leergeld, Leerzeit, mit Aha- Effekt. Auch dieser Text gehört dazu:

Ich gebe zu, dass ich wohl immer etwas mehr Zeit benötige um den richtigen Weg für mich zu finden.

Aber irgendwie ist es doch auch schön zu erkennen, dass ich noch dazulernen kann.

Kommentare

Bisher 3 Kommentare zu “Letters to myself: Manchmal schäme ich mich immer noch für meine Fehler”

  1. LN sagt:

    Toller Beitrag und so ehrlich! Ja mir geht es oft so ähnlich und bereue oft ein Nachkaufprodukt wo ich zuvor bei jmd auf Instagram gesehen habe. Es lässt mich kurz in eine Welt eintauchen wo ich dazu gehören möchte und denke wenn ich das selbe Kleid besitze oder anhabe gehöre ich dazu. Ja dazu, aber wo dazu? Eine Scheinwelt, eine Glitzerwelt oder eine Fluchtwelt für ein paar Stunden. Ich denke vielen geht es so, sich kurz biemen lassen in eine andere Welt , die so genannte Insta Glitzerwelt. Aber letztendlich zählt unser Leben und wir sollen dankbar und zufrieden sein mit das was wir haben! 🙂 Liebe Grüße L.N.

  2. Kostantina sagt:

    Hi, Fran!
    Ich habe diesen Post auch bei Insta kommentiert, allerdings hoffe ich dass ich nicht zu grob rübergekommen bin! Ich habe dich direkt gefragt, ob du nun zu dir selbst gefunden hast, denn letztendlich ist das einer der entschiedensten Fragen überhaupt: was will ich?
    Ich frage dich, da ich auch noch auf der Suche bin. Ich habe einen super Job, Familie, bin Mutter, jedoch habe ich manchmal das Gefühl, als ob ich noch nicht so ganz angekommen bin. Und dann schäme ich mich tatsächlich dafür! Ich weiß auch nicht wieso genau? Vielleicht weil man denkt, dass man ab einem gewissen Alter eigentlich schon abgeklärt sein sollte! Weil man das von Erwachsenen (geschweige den Müttern!) das erwartet. Aber irgendwie schummert es noch in meinem Bauch und ich bin unentschlossen!
    Du klingst als wärst du endlich angekommen!
    LG
    Kostantina
    http://kostantinak.de/

  3. Anna sagt:

    „Das scheint wohl gerade In zu sein“, dachte und denke ich immer wieder. Ob es die Gucci-Tasche/Slipper, der Rosa Feed oder die vielen Bilder auf dem Erlebnisbauernhof Gertrudenhof in NRW sind. Das Schlimme ist, dass viele Marketing-Fachleute auch noch dazu raten! „Recherchiere was gerade angesagt ist und schwimme auf der Welle mit“, heißt es sehr oft (übersetzt). Aber mal ehrlich – und das habe ich schon vor Jahren gesagt (da war Insta bei mir noch nicht so stark im Fokus) – die Gesichter mögen auf den Bildern wechseln, das sieht man aber nicht mehr, weil nur die Lokation im Fokus steht. Wo bleibt also der USP? Wie soll man sich da von anderen abheben? Auch das wird oft gesagt: Hebe dich ab, aber schwimme mit! Hä?

    Wir sind doch alle Individuen und jedem gefällt etwas Anderes. Das heißt aber nicht, dass man sich die Gucci-Tasche nicht kaufen sollte. Evtl. heißt es nur, dass man das It-Piece nicht so medial ausschlachten und sich somit einreihen sollte…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulares erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten (Name und Email Adresse) durch diese Website einverstanden. Mehr dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung.