„Ich weiß nicht wieso, aber manchmal verfallen wir in alte Muster zurück und müssen uns danach immer so richtig kräftig schämen für das was wir gesagt oder getan haben“. Mein gegenüber muss kurz schmunzeln und kitzelt dann die ganze Geschichte aus mir heraus.
Kennt ihr euch ganz genau? Wisst ihr euch zu bremsen und alte Verhaltensweisen vor allem aus Teenagerzeiten unter Kontrolle zu halten? Dann bin ich gerade neidisch. Denn ich habe anscheinend immer wieder das Bedürfnis mitzuhalten zu wollen und anderen auf der Stelle zu gefallen. Und diese Woche ist es mir wieder passiert, dass ich genau diese Verhaltensmuster einfach zusammen ausleben musste. Ich saß nichts ahnend auf einer großen Ledercouch auf einer kleinen Party. Neben mir zwei Damen und ich mittendrin mit einem netten Cocktail. Wir kamen ins Plaudern und diese hübschen Frauen lenkten das Thema schnell auf Mode und was sie gerade trugen. Damit wurde es dann auch seltsam.
Alle beide zählten mir Preis und Designer von Kopf bis Fuß auf und ließen danach ihren Blick auf mir ruhen. Da sprudelte es nur so aus mir heraus und ehe ich wirklich merkte was da gerade passierte, suchte ich nach Ausreden, wieso ich an diesem Tag nur ein für sie wichtiges Teil bei mir trug und das war meine Tasche. Bekannt? Ja. Teuer? Auch … aber ich hatte das Gefühl, es reichte ihnen nicht aus. Ich rechtfertigte mich mit Äußerungen wie, es wäre alles in der Wäsche und ich hätte beruflich ja so viel zu tun und verdrückte mich ganz schnell mit dieser kleinen Lüge ins Bad der Gastgeberin. Dort stand ich vor dem Spiegel und ärgerte mich natürlich über mich selbst. Wie konnten mich zwei wildfremde Damen und ein bisschen Angeben aus der Fassung bringen? Weil man einfach manchmal dazugehören will und vielleicht auch Anerkennung erhaschen möchte! Sie sollen mich ja mögen! Aufgrund von Designerware und teuren Etiketten im Kleiderschrank? Boar Fanzi! Werd erwachsen. Du kennst die beiden kaum und willst schon wieder, dass sie dich mögen, und willst ihnen imponieren …
Mir blieben also nur zwei Möglichkeiten, entweder ich versuche den weiteren Abend beiden Damen nicht mehr unter die Augen zu kommen oder ich gehe wieder an meinen Platz zwischen ihnen und stehe über diesen kleinen Ausrutscher. Mit Mut und dem zweiten Cocktail nahm ich meinen Platz zwischen ihnen wieder ein und nach zwei Minuten musste ich da doch noch einmal kurz etwas klären: „Mädels ich mag euch, aber das mit dem Designerbattle ist wirklich albern gewesen …
Eine Eigenschaft, die ich aus Teenagerzeiten sehr an mir mag: Ich muss Dinge dann doch noch einmal aufklären.
Liebe Grüße
Hallo Franzi,
ich schätze, als Blogger schreibt man nicht nur einfach so einen Blog. Wenn andere Meinungen einem egal wären und man nicht gern ein Lob bekommen wollte für ein gelungenes Outfit, könnte man das auch lassen. Ich kenne keinen Blogger, der gern „gehasst“ wird. Irgendwie sind wir doch Entertainer und Selbstdarsteller, denn wir stehen und fallen mit der Aufmerksamkeit, die wir gewinnen.
Das „Dazugehörenwollen“ ist kein Teenager-Verhalten, es ist Menschen-Verhalten. Wir sind soziale Wesen und in einer Gruppe möchten wir so sozial wie möglich sein, darum passen wir uns oftmals an. Auch wenn das nicht immer unserem Selbst entspricht. Man kann es auch Überlebensinstinkt nennen. 😀
Im Raubtierkäfig können wir aufgeregt herum rennen, doch wenn wir clever sind, stellen wir uns tot.
Einfach drüber zu stehen ist vielleicht das, was wir uns von uns selbst wünschen. Selbstbewusst und seltsame Blicke und Kommentare abschüttelnd, souverän, schlagfertig und uns selbst überlegen, doch wir sind Menschen. Da hat dein Es dein Über-Ich überlistet 😉
Liebste Grüße
Kali
http://nofashionandlifestyle.blogspot.de/
Ich glaube, die meisten erwachsenen Menschen verfallen ab und an in dieses „Meine Wohnung, mein Partner, meine Designerklamotten“-Muster.
Vermutlich, weil wir uns automatisch angegriffen fühlen, wenn jemand vor uns mit dem Prahlen anfängt. Es heißt immerhin, dass er uns für beeinflussbar genug hält, um damit bei uns Anerkennung zu schinden.
Ich habe ganz gute Erfahrungen damit gemacht, einfach total unbeeindruckt zu reagieren (auch wenn man es nicht ist) und ganz nüchtern zu sagen: „Ja, schöne Kleider tragt ihr! Aber ich persönlich trage Designerkleidung nicht, um damit anzugeben.“ Die meisten Leute merken dann, wie albern sie sich gerade verhalten haben und wechseln ganz schnell das Thema 😉
Liebe Grüße
Luise
Hallo Franzi,
ich (als Teenager) kann sagen, dass es stimmt, dass man immer irgendwie dazugehören möchte. Wobei ich glaube, dass das bei allen Menschen so ist.
Bisschen anpassen ist zwar ok, aber ich finde, dass es noch viel wichtiger ist, dass man sich selbst treu bleibt und sich nicht allzu sehr verbiegt. (Klingt nach Klischee, ist ein Klischee, ich finde, ist trotzdem wahr.)
Deshalb finde ich deine Reaktion auf die Situation richtig klasse, sowas wäre mir vermutlich gar nicht eingefallen. 😀
Und außerdem, vielleicht haben andere Menschen Outfits, die nur aus Designerteilen bestehen, aber vielleicht ist das eigene trotzdem viel schöner, stylischer und individueller. Das eine sagt nichts über das andere aus. 🙂
Liebe Grüße,
S.
http://www.cappuccinocouture.blogspot.de/
Hallo Franzi! Werde auch auf der Fashion Week sein. Kann man dich denn irgendwo treffen? Das wäre wunderbar. Liebe Grüße
Hey! Cool. Ja bei Olympus – da hatte ich auch schon einen Post hier veröffentlicht komm gern rum
Ich muss sagen – wenn jemand in meiner Gegenwart beginnt, mit Materiellem anzugeben, dann hinterfrage ich das meistens relativ schnell. Oder zumindest frage ich mich, was derjenige kompensieren muss 😀
Deine Reaktion kann ich gut nachvollziehen, es würde mich vielleicht auch treffen, aber danach würde ich bestimmt mit den netten Damen keine Zeit verschwenden und mich schnell unter andre Gäste mischen 🙂