Kolumne

3 Frauen drei Meinungen wie viel Distanz verkraftet deine Liebe?

3. Dezember 2017 von

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Wie viel Distanz kann eine Liebe stemmen, wie oft kann man vermissen, verdrängen, sich wieder neu kennenlernen, aber am Ende noch wissen ob es passt? Wie schnell können wir vergessen, wie schnell kann alles vorbei sein und wie intensiv und wichtig ins die Zeit, die wir für uns haben?

Wie verkraftest du Distanz in einer Beziehung

Wenn wir uns ganz frisch verlieben ist alles möglich. Gedanklich und von Herzen wünschen wir uns, dass wir es trotz der Entfernung schaffen. Kann man es als Hürde oder Bereicherung empfinden, sich über einen langen Zeitraum nicht zu sehen?

3 Frauen drei Meinungen: Wieviel Entfernung verkraftet deine Liebe?

Sie, 27, für 4- bis 5 Monate immer wieder alleinerziehend

Wenn ich Pessimistin wäre würde ich sagen, es geht fast nie gut, wenn zwei Menschen immer wieder für eine längere Zeit getrennt sind. Zumindest habe ich das lange geglaubt. Aber ich habe auch nie große Erfahrungen mit Distanzen gemacht. Mal die nächste Stadt, mal ein anliegendes Bundesland. Alles halb so wild. Aber ich habe mich in meiner Ehe mit meinem Durchhaltevermögen und Verständnis selbst überrascht. Mein Mann ist im Jahr durchschnittlich vier bis fünf Monate am Stück im Ausland. Auf Dienstreisen, lange Tage, kurze Nächte, ohne mich. Er ist viel unterwegs und dann für mich selten jeden Tag zu erreichen. Trotzdem wollten wir beide es versuchen. Auch wenn ich nicht bereit war alles aufzugeben und mit ihm mitzureisen. Das hätte ich durchaus tun können, es wurde uns sogar mehrfach angeboten und geraten. Erfahrungswerte und so. Sicher würde es das Hier und Jetzt mit unserem kleinen Krümel um einiges erleichtern. Aber ich habe ebenso ein Leben, Freunde und meine Familie um mich herum. Die möchte ich nicht missen.  Sie unterstützen mich tatkräftig im Alltag mit Job und Kind. Vielleicht fällt es mir deshalb so leicht, meinen Mann immer wieder für Monate zu verabschieden. Vielleicht mache ich mir einfach keine Sorgen, ob unsere Familie einfach einmal ersetzt wird, weil ich es eh nicht ändern könnte. Mein Mann kann auch jeden Tag an meiner Seite im selben Bett schlafen und mich betrügen. Das habe ich gelernt, das habe ich verstanden. Wir vertrauen uns, wir reden über Probleme und nutzen unsere Zeit, um schöne Momente zu schaffen.

Unser Geheimrezept ist, im Hier und Jetzt zu leben. Klingt simpel, ist es aber nicht immer. Der Alltag und die Probleme holen mich auch immer wieder ein, aber ich weiß, dass ich glücklich bin, wenn er wieder mit seinem Lächeln in der Tür steht. Dann weiß ich wieder, warum wir alle das so mitmachen und warum ich keine Pessimistin bin.

 

Sie, 23 , Studentin, ihr Freund ist in einer andere Stadt gezogen

Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass man sich immer weiterbilden und jede Chance nutzen muss. Klingt gut, mein Freund und ich tun das. Er nur leider seit Anfang 2017 in einer anderen Stadt. Die Master- Entscheidung. Da will ich nicht im Weg stehen. Aber uns trennen jetzt nicht nur 100 km, sondern ganze 500 km. An sich stehe ich hinter ihm. Ich möchte, dass er glücklich ist, dass wir beide weiter vorankommen. Jedoch bringt dir räumliche Distanz auch meine kompletten gefühle für ihn und mich durcheinander. Denn seit Monaten heißt es: Neue Stadt, neue Freunde, weniger Zeit und oft zu wenig Geld um für drei Tage einfach einmal sechs bis acht Stunden in den Zug zu steigen. Wir sind von romantisch auf praktisch umgestiegen. Zu Beginn des Semsters haben wir uns noch geschworen, uns jedes zweite Wochenende zu besuchen,  immer abwechselnd, damit es fair bleibt. Daraus wurde irgendwann wegen Klausuren, Ausflügen und Familienangelegenheiten einmal im Monat und nun sehen wir uns zu Weihnachten erst wieder. Es passt gerade nicht so gut für ihn. Es ist alles stressig, alles zu vollgepackt, aber wenn ich auf seinem Instagram Profil die Stories sehe, finde ich nicht, dass er seine Zeit so nutzt wie er es mir verspricht. Weihnachtsmarkt? Ohne mich. Clubs, Drinks, WG- Partys- Ich bin nicht dabei. Ich kenne die Menschen um ihn herum nicht einmal wirklich. Auch nicht die nette Kommilitonin mit den langen braunen Haaren und dem netten Lächeln, die auf jedem zweiten Bild auf einmal auftaucht. Manchmal mache ich ihm am Telefon deshalb eine Szene. Ich will mehr Zeit, ich will mehr von ihm erfahren, aber wir finden so selten zusammen. Dann reden wir aus Trotz tagelang nicht miteinander. Ich weiß dann nicht was er macht und bei wem er ist. Genau dann geht es mir besonders schlecht. Wir streiten uns obwohl wir uns nicht sehen, weil wir uns nicht sehen. Dieses Jahr war kein Gutes Jahr für unsere Beziehung und ich fürchte mich ein wenig vor dem Treffen an Weihnachten, denn ich habe so ein unbestimmtes Gefühl. Manchmal frage ich mich, ob wir noch die gleichen Imteressen haben, ob es noch passt und ob das braunhaarige Mädel mit dem wunderschönen Lächeln mehr ist als nur eine Kommilitonin.

Ich weiß, das mag für viele albern klingen und das Masterstudium in dieser Stadt ist auch schneller zu Ende als ich es selbst glauben kann, aber wir wissen dann beide auch nicht wie es weitergehen soll. Ich weiß gerade nicht, ob wir zusammen eine Zukunft haben. Dabei wünsche ich es mir sehr. Vielleicht zu sehr? Distanz ist wohl doch auch ein Gefühlskiller.

 

Sie, 32, wieder frisch verliebt, mit jemandem der ganz in der Nähe wohnt

Distanz in der Liebe war für mich noch nie möglich. Ich habe es schon öfter versucht, aber mich immer konsequent getrennt, weil mein Partner nicht hier bleiben wollte. Ich liebe meine Heimat und bin zutiefst mit ihr verbunden. Hier bin ich groß geworden, hier habe ich mein ganzes Leben verbracht und hier möchte ich auch alt werden, aber nicht allein und nicht ohne eine eigene Familie zu gründen. Für mich war schon immer klar, dass ich diesen Ort nicht verlassen werde. Nicht wegen eines Jobangebots oder wegen der Liebe. Ich bin hier verankert. So tief, dass ich auch die letzte Beziehung beendet habe, weil ich keine Fernbeziehung brauche. Genauso wenig wie den Druck und den Wunsch meines Partners, meine Heimat zu verlassen. Ich bin ehrlich zu  mir und meinem Umfeld. Ich konnte mir ein Wegziehen nie vorstellen und werde einfach nie meine Sachen packen und gehen. Ich will das einfach nicht. Ich möchte, dass mein Partner jeden Abend bei mir schläft, mit mir den Alltag erlebt und wir beide hier eine Familie gründen können. Für viele mag das hart oder unverständlich klingen. Immerhin sind Fernbeziehungen heute eine ganz normale Option, aber für mich eben nicht lebenswert. Ich kann keine Beziehung auf Distanz aufrechterhalten. Ich verliere schnell den Bezug zu meinem Partner, und da ich meine Heimat nicht verlassen will möchte ich ihm nicht zumuten, nur für mich immer wieder für ein paar Tage an einen Ort zu kommen, an dem weder seine Freunde noch seine Familie leben. Er hätte nur mich und wir hätten uns für ein paar nette Tage, um dann wieder Abschied zu nehmen. Das ist keine Art von Beziehung die ich führen möchte, da kann ich keinen Kompromiss für mich finden.

Ich lebe hier in meinem Ort, habe mich wieder neu verliebt und er will wie ich hier bleiben. Das bedeutet mir viel und es macht viel für mich aus in der Liebe. Nicht alles, aber einen großen Teil. Distanz ist keine Option in meiner Beziehung und wird es auch nie sein.

 

Alles Liebe

Kommentare

Bisher 11 Kommentare zu “3 Frauen drei Meinungen wie viel Distanz verkraftet deine Liebe?”

  1. Anonym sagt:

    Danke dafür ❤️❤️❤️ Ehrlich einfach Danke für die verschiedenen Ansichten und dafür dass man wenn man teilweise denkt wie Dame Nummer 2 und 3 nicht allein ist.

  2. Anonymous sagt:

    Mein Freund ist momentan für 6 Monate in Australien, während ich hier in Deutschland warte und mein Abitur mache. Heute sind es genau 2 Monate, seit er losgeflogen ist. Natürlich ist es schmerzhaft und ich hatte schon viele schlechte Tage, aber wir streiten fast nie. Ich glaube, dass man mit Verständis und Rücksicht auf den anderen auch solche harten Prüfungen durchstehen kann. Allerdings sollte die Liebe und der beidseitige Wille, das gemeinsam durchzustehen, natürlich vorhanden sein.

  3. Juliane sagt:

    Hall Franzi,
    Mal wieder ein wirklich toller Beitrag.
    Mit Lady no.1 kann ich mich gut identifizieren. Mein Freund und ich leben gemeinsam in Erfurt. Beruflich spielt sich für mich alles in Thüringen ab. Für meinen Freund dagegen, spielt sich beruflich alles auf dem Rhein ab. Für 4 Wochen schippert er zwischen Amsterdam und Basel auf einem Schiff, dann kommt er 2 Wochen nach Hause.
    Früher waren es 6 Wochen weg und 2 Wochen zu Hause. Wir haben festgestellt das wir durch unser Zusammenleben sehr viel wertvolle Zeit geschenkt bekommen. Die 2 Wochen nutzen wir intensiv, es gibt viel gemeinsame Zeit. So laden wir beide unsere Akkus auf, für die 4 Wochen nicht sehen.
    Unglaublich viel Vertrauen, Liebe und Wertschätzung, sind die Komponenten die das alles möglich machen.
    Jeder von uns beiden kann sich frei entfalten und dennoch wachsen wir immer mehr zusammen.
    Für die Zukunft wird sich sein Aufenthalt zu Hause etwas verlängern- auf 4 Wochen! Ich freu mich sehr.
    Liebe Grüße,
    Juliane

  4. Iris sagt:

    Ich mag den Beitrag wirklich sehr! Ich stand auch schon öfters im Leben vor der Herausforderung mit der Entfernung. Erst eine andere Stadt, dann sogar ein anderes Land. Ich habe gemerkt, dass Fernbeziehungen für mich nichts wären. Für mich besteht eine Beziehung daraus, dass man sich dann doch regelmäßig sieht, und auch wenn man sich anfangs noch Mühe gibt, wird das von Zeit zu Zeit immer weniger. Deswegen wurde es mir auch so wichtig, zu wissen, ob der jeweils andere den Wunsch hat, weit weg ziehen zu wollen, oder doch in der Nähe zu bleiben.

  5. Johanna sagt:

    Hallo liebe Franzi,

    dein Artikel war einfach wieder toll zum Lesen und hat zum Nachdenken angeregt 🙂
    Ich bin der Meinung, dass Liebe so individuell ist wie wir Menschen und es deshalb die verschiedensten Wege für die Liebe geben kann, sofern die Liebenden in der Lage sind diesen zu gehen.

    Liebe Grüße,
    Johanna

  6. Leni sagt:

    Liebe Franzi,
    ich selbst habe Fernbeziehung hinter mir und Entfernung ist gar nicht immer so einfach zu verkraften. Ich muss auch sagen, dass ich Frau Nummer 2 sehr gut verstehen kann. Vor allem, wenn man bereits eine „Nahbeziehung“ hatte ist es glaube ich sehr schwierig diese mit plötzlicher Entfernung weiterzuführen. Bei mir war es anders herum. Ich habe meinen Freund kennengelernt, als etwa 450 km zwischen uns lagen. Aus einer Festivalbekanntschaft wurde mehr. Dadurch, dass wir uns beide nur „aus der Ferne“ kannten haben wir uns auf das Abenteuer Fernbeziehung eingelassen und haben es ganz gut überstanden. Es war nicht immer leicht, aber es war ok.
    Jetzt leben wir seit vier Monaten zusammen und ich muss sagen, dass ich glücklich darüber bin das Abenteuer eingegangen, aber auch es überstanden zu haben. Zeitweise ist eine Fernbeziehung definitiv zu meistern,für mich ist es aber kein Dauerzustand.
    Liebe Grüße,
    Leni 🙂
    http://www.sinnessuche.de

  7. Yvonne sagt:

    Ein schöner Beitrag <3 Ich kann das selbst gut nachvollziehen… habe ich doch selbst zu Anfang eine 4-jährige Fernbeziehung geführt. Wir haben uns nur jedes 2. Wochenende gesehen und die Zeit für uns dann voll und ganz genutzt. Die anderen Wochenenden habe ich mit Freunden verbracht und insgesamt war das gar keine so schlechte Zeit 🙂 Ist aber nun auch schon lange her… Mittlerweile sind wir 16 Jahre zusammen, leben seit 12 Jahren zusammen und sind seit 7 Jahren verheiratet 😉 Diese Fernbeziehungsphase hat jedoch unsere Beziehung sehr geprägt. Für uns ist es auch heute kein Problem, wenn der Partner mal ein Wochenende nicht zuhause ist – eher mal eine nette Abwechslung zwischendurch 🙂
    Liebst, Yvonne

  8. Kaja sagt:

    Dieser Blogartikel kommt für mich ziemlich passend. 🙎🏼‍♀️
    Mein Freund geht nächsten Februar für fünf Monate nach Barcelona als Auslandssemester und ich habe langsam echt ziemlich Angst davor, so lange getrennt zu sein und parallel sein eigenes Leben zu führen. Wir haben uns kennengelernt, als wir noch am gleichen Ort gewohnt haben und waren ein halbes Jahr zusammen, bis er dann etwa 3 Stunden entfernt weg gezogen ist zum Studieren. Seitdem haben wir eine Fernbeziehung – bald drei Jahre.❤
    Wir sehen uns meistens alle 2-3 Wochen an den Wochenenden, was schon erträglich ist (und auch Vorteile haben kann), aber jetzt 5 Monate weit weg… stelle ich mir schon ziemlich schwer vor.

  9. Julia sagt:

    Ich liebe diese Format auf deinem Blog. 3 Frauen – 3 Meinungen. So kann sich jeder mit einer Meinung identifizieren und man sieht, dass es kein richtig oder falsch gibt. Hauptsache man entscheidet aus dem Bauch heraus und es fühlt sich gut für einen an.

  10. Verena sagt:

    Liebe Franzi,
    auch ich finde das Format 3 Frauen – 3 Meinungen richtig super und der Blogpost ist dir wieder sehr gelungen.

    Ich selbst führe seit nunmehr 3 1/2 Jahren eine Fernbeziehung, die sich hoffentlich im nächsten Jahr auflöst und wir dann endlich zusammen wohnen. Durch mein Studium bin ich leider noch an meinen Studienort gebunden. Auch wenn wir noch keine Kinder haben und damit eine Sorge weniger ist die Distanz auch für uns nicht immer einfach und wird auch eher schwerer, denn das Vermissen wird größer. Da wir schon immer eine Fernbeziehung haben, hatte ich die Hoffnung, dass ich mich an die Distanz gewöhne, aber die Liebe wächst eben und dadurch vermisst man auch mehr.
    Die Meinungen zu Fernbeziehungen sind ja immer sehr gemischt. Oft höre ich von Bekannten und Freunden, dass das absolut nichts für sie wäre und ich kann es ihnen nicht verübeln, denn auch ich bin froh, wenn uns keine Distanz mehr trennt.

    Liebe Grüße,
    Verena

  11. Alexandra sagt:

    Hi Franzi,

    Sehr schönes Thema.

    Wenn mich vor einem Jahr jemand gefragt hätte, dann hätte ich direkt gesagt, dass ich nie wieder eine Fernbeziehung will. Damals hatte ich mehrere und die Distanz war oft ein Gefühlskiller.

    Doch dieses Jahr hatte ich mit meinem Partner in unserer Beziehung nach fast 8 Jahren einen Tiefpunkt erreicht.

    Wir redeten drüber und schnell war die Entscheidung getroffen, dass er einige Monate ins Ausland gehen möchte.

    Anfangs war ich geschockt und der erste Monat so allein in der gemeinsamen Wohnung war ein wenig traurig und tränenreich.

    Doch dann habe ich mich entschieden aus dieser Zeit etwas zu machen, war viel mit Freunden unterwegs, neue Freunde kennen gelernt, hab neue Hobbys entdeckt und wir haben ja weiterhin täglich Kontakt gehabt und teilweise viel mehr geredet als beim täglichen Zusammenleben.

    In den fünf Monaten, die er weg war haben wir uns zweimal gesehen und jedes Mal war es, als ob wir uns erst gestern gesehen hätten.

    Jetzt kam er vor einem Monat wieder und nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder jemanden zu Hause zu haben und Kompromisse zu finden, habe ich das Gefühl, dass die Distanz uns wieder näher gebracht hat und unsere Beziehung gerettet hat.

    LG Alex

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