„Hibbelig“ beschreibt mich ziemlich genau, wenn SOS auf meinem Bildschirm erscheint. Wie ungeduldig ich bin, wenn ich nicht weiß worum es geht. Da ich zu leichten Übertreibungen neige, frage ich meine Freundin schon auf dem Weg zum Treffpunkt, ob alles noch dran ist und die Liebe noch rund läuft.
Es wird zwar alles bejaht, das stellt aber meine Warnsignale dennoch nicht ab. Sobald wir sitzen, sie ihr Glas in der Hand hält und den Namen ausspricht, tritt Erleichterung bei mir ein, aber auch ein dickes Augenrollen.
Es gibt Menschen, die binden sich Menschen so fest an das eigene emotionale Seelenheil, dass sie irgendwann nicht mehr ohne sie können.
Über Jahre hinweg ist diese Person ein Problem oder wird einfach über Wochen nicht mehr erwähnt. Wenn ich den Namen überhaupt höre, dann eben nur, wenn wieder Unruhe herrscht. Wir alle kennen solche Menschen, haben sie schon oft genug selbst getroffen und müssen uns dann irgendwann entscheiden, sie stehen zu lassen.
Ich versuche es mit meiner
Geschichte
Teenagerzeit. Ich kann mich gut erinnern, warum ich deine Freundin sein wollte. Du hattest augenscheinlich alles, was mein junges Ich für wichtig hielt. Ja um sich selbst zu finden suchte man eben nach Gleichgesinnten, oder nach denen, die all das verkörpern was dir deine Teenagerhormone in den Kopf setzten. Was ich nicht wusste war, dass du dich nur sehr gut verkaufen konntest. Diese Bekanntschaft konnte sich nicht einmal zu einer Freundschaft entwickeln, weil sie mit Türenknallen, fiesen Aussagen und hinterhältigen Aktionen endete.
In Dauerschleife.
Kein Wochenende blieb ohne Drama und immer musstest du mitmischen,
um am Ende im Mittelpunkt zu stehen.
Ein paar Jahre später im Studium warst du immer noch interessant für mich. Du konntest dich eindeutig noch besser in Szene setzen. Das fand ich wieder spannend und ich sagte mir: „Alles ist in Bewegung. Auch du wirst dich verändern.“ Ob ich vielleicht so sehr auf der Suche nach mir selbst war und gehofft habe, dass du es für mich übernimmst? Dennoch kamen wir nie so richtig im Guten zusammen, immer gab es das Getuschel und immer wurde geredet, wenn man dir den Rücken zukehrte. Immer wieder wurde man enttäuscht. Ich würde nie empfehlen, dass man sich selbst kein Bild über den Menschen machen und auf das Gerede Anderer hören sollte. Aber bei dir war ich mir irgendwann sicher, dass das was man über dich sagt, auf das passt was du ausstrahlst und was du bist.
Wieder ein paar Jahre später sitzen wir mit einem Glas Wein in der Hand zusammen. Um der guten alten Zeiten willen. Wieder war ich war kurz versucht zu glauben, dass wir alle erwachsen geworden sind. Wir alle haben etwas erlebt, das uns zeigt wie wir miteinander umgehen sollten. Die Eine mit Kind und Mann, die Andere frisch verheiratet, die Dritte gerade auf dem Weg zur ersten Weltreise und dann du.
Du hast dich für ganze 30 Minuten verändert.
Wortgewandter, angepasster, sicherer.
Nach drei weiteren Gläsern blitzt es aber wieder auf, das was in dir steckt und wohl nie ganz weg sein. Das was mich früher an dir fasziniert hat nervt mich plötzlich nur noch. Ich trinke mein Glas schnell aus, wegen des Gefühls des Anstandes, verabschiede mich und gehe. Das Einzige was mir in dem Moment durch den Kopf geht ist, dass es mich nicht die Bohne interessiert, was du sagen wirst und wie du wieder Urteile verteilen möchtest. Ein bisschen böses Blut erzeugen. Ich lasse dich stehen, zum dritten und hoffentlich letzten Mal.
Menschen ändern sich.
Daran glaube ich auch. Sie wachsen am eigenen Leben und den damit verbundenen Erfahrungen. Ich glaube aber mittlerweile auch, dass manche Menschen ihr Gesicht, ihre innere Kälte, gegenüber der Außenwelt wunderbar kaschieren können, sich aber nie wirklich wandeln. Nennt mich naiv und viel zu oft blauäugig, aber ich falle auch immer wieder darauf herein: „Ich habe mich geändert.“
Damals wie heute kann ich das von mindestens einer Person in meinem Leben nicht sagen:
Nein hast du nicht. Schätzchen.
Egal wem ihr begegnet und egal wie die Geschichten ausgehen, wir sollten immer bereit sein eine neue Chance zu geben. Aber es gibt auch die Menschen, die es verdient haben sich von ihnen fernzuhalten und mit ihnen abzuschließen. Dann hilft auch kein Reden, kein Überzeugen oder das Eingestehen der eigenen Fehler. Manche Menschen, sind so wie sie sind und somit nicht gut für uns.
Stehen lassen.
Seit diesem Treffen wurde es wieder still um diesen Menschen bei meiner Freundin. Ich warte auf die nächste Welle der Empörung und hoffe insgeheim, dass sie diese Person endlich stehen lässt. Er ist nur pure Zeitverschwendung. Selbst für mich …
Schön wie du auch solche Themen hier ansprichst und uns daran teilhaben lässt.
Auch ich hatte solche Freundschaften, gehöre aber zu der Kategorie Frau „Tut mir nicht gut, dann weg damit“.
Meine Freundschaften habe ich in den letzten 6 Jahren auf ein Minimum reduziert. Diejenigen, von denen ich 20 mal erzählt bekomme wie schlimm ihr Leben doch ist oder Freunde die sich darüber beschweren, warum ich nach einem 12h Dienst keine Bock auf Party hätte und mich zudem noch rechtfertigen soll wieso ich keinen Alkohol trinke? Oder die allerbeste Geschichte: Wenn eine enge Freundin (so glaubte ich), heiratet ohne es zu erwähnen. Genau von solchen „Freunden“ distanziere ich mich sehr schnell, denn da stimmen einfach unsere Welten nicht (mehr) überein.
Es geht mir tatsächlich viel besser, wenn dieser „Ballast“ erst einmal wegfällt.
Liebe Grüße,
Larissa
(https://salutmavie.de)
MERCIII dafür . Ich bin die Person deiner Freundin & ich hab auch schon mal drüber geschrieben – ich liebe es deine Texte zu lesen 🙏🏻