Kolumne

Das kann ich mir bei dir nicht vorstellen. 

22. April 2019 von

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Kommt euch dieser Satz bekannt vor?

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Irgendwie ist es doch seltsam. Uns wird oft erzählt, dass wir alles tun und werden können was wir wollen. Aber ab einem gewissen Alter begleitet uns eine andere Aussage viel häufiger:

„Das kann ich mir bei dir nicht vorstellen.“

Mal nur nebenbei erwähnt und mal direkt ausgesprochen und so irgendwie in uns drin verankert. Am Ende glauben wir das noch selbst und lassen es lieber. Also wird uns Frauen gleich zwei Mal ein Floh ins Ohr gesetzt, der nicht widersprüchlicher sein könnte: „Du schaffst es, wenn du es nur willst“ und „Das kann ich mir bei dir nicht vorstellen.“

Der zweite Floh ist leider viel aggressiver, weil er sich viel schneller einpflanzen lässt und unserer Umwelt viel mehr dient als uns. Noch schlimmer machen es dir dann die liebsten Menschen, die dir bestimmte Dinge nicht zutrauen, absprechen oder ganz verweigern. Weil sie dich ja kennen, weil sie ja wissen wie du tickst und weil sie schon viel mit dir erlebt haben. Dann scheint es auf einmal ganz unmöglich, doch etwas anderes machen zu wollen, auf einmal die Meinung zu ändern oder endlich etwas zu erledigen, was andere sich vielleicht nie trauen werden.

Das kann ich mir bei dir nicht vorstellen. 

Dir steht kein Tattoo, du wolltest doch nie eins.
Diesen Beruf solltest du bei deinem Charakter nicht ausüben.
Das Muttersein kann ich mir bei dir nicht vorstellen.
Dieser Job ist nicht deine Kragenweite- Da wirst du nicht hineinpassen.
Trag lieber wieder das was du sonst immer trägst.
Du solltest dort hinziehen.
Deine Freundschaft ist vielleicht nicht optimal, aber wen hast du denn sonst?
Eine neue Friseur? Nie im Leben bei deinem schönen Haar.
Die Wohnung ist viel zu groß für dich.
Lass es lieber mit diesem Studiengang in deinem Alter.
Diese Art von Mann passt nicht zu dir, der wird dich nur ausnutzen.
Wozu musst du allein reisen?
In deinem Alter noch ein Kind?
Bleib lieber bei deinem Mann, du wirst sonst allein sein.
Das schaffst du bestimmt nicht, ich kenn dich. Also lass es lieber ganz bleiben.

Kommt euch dieses Gefühl bekannt vor?

Egal wie wir aufwachsen, an irgendeinem Punkt werden uns immer wieder Grenzen gesetzt. Uns wird empfohlen es lieber nicht zu probieren, erst gar nicht daran zu denken und den Wunsch bitte bloß nicht laut auszusprechen. Vor allem das Umfeld kann einen ganz schön zu schaffen machen, wenn wir aus der bekannten Routine ausbrechen. Insgeheim geht es ja doch auch immer um Weiterentwicklung, Meinung zu ändern, allgemein Veränderungen oder mutige Schritte, die seltener mit einem „Ich drück dir die Daumen“ unterstützt als viel öfter mit einem „Meinst du wirklich?“ abgetan werden.

Die kleinen Hürden im Alltag werden groß gemacht weil wir auf andere Vertrauen, anstatt auf unser Bauchgefühl, weil wir mit unserer Entscheidung manchmal auch ein anderes Leben beeinflussen.

Dabei wollen wir überhaupt nicht sofort und auf Kommando die Welt verändern. Wir wollen oft nur etwas anderes, weil die Situation sich nicht mehr gut anfühlt. Der Mann an der Seite ist nicht mehr das, was er zu Beginn der Ehe war. Der Freundeskreis hat sich völlig auseinandergelebt, der Job ist unerträglich geworden und das Alter spielt eben doch eine Rolle. Wir stehen dann an einem Punkt an dem wir gefühlt alles gelebt, erlernt und geliebt haben, aber trauen uns nicht Tschüss zu sagen, einen Cut zu machen oder einfach einmal auszusprechen was wir fühlen. Wir haben Angst, weil wir denken Rollen und Vorstellungen erfüllen zu müssen- Ob gesellschaftlich oder aufgrund einer engen Bindung.

Rabenmutter? Egoistisch?
Du wirst es bereuen.

Dabei wollen wir in den meisten Fällen nicht gleich die Welt verändern, sondern suchen nur nach dem richtigen Weg für uns. Aber wieso dann nicht Träume aussprechen und übertreiben? Wieso nicht die Richtung wechseln und selbst entscheiden was passieren soll, auch mit dem Risiko, dass es vielleicht richtig schief gehen kann?

Was wollen wir denn vom Leben? Es spüren? Manchmal geht das nur, wenn wir uns für neue Sachen entscheiden, sie ansprechen und uns austauschen. Das Schlimmste das uns passieren kann, ist dass niemand zuhört, dass wir von anderen kleingeredet werden.

Schön wäre es, wenn es nicht immer jemand kommentieren würde mit: „Das kann ich mir bei dir nicht vorstellen.“ Und noch schöner wäre es, wenn wir uns davon nicht leiten ließen.

Alles Liebe

P.S. Nicht unterkriegen lassen, dranbleiben. Schlimmer als ein Misserfolg ist nur der Gedanke an „Hätte ich mal…“.

Kommentare

Bisher 2 Kommentare zu “Das kann ich mir bei dir nicht vorstellen. ”

  1. Celine sagt:

    Deine Kolumne kommt wie gerufen. Ich steh vor einer großen Entscheidung, die ich für mich schon lange getroffen habe. Nur leider reden mir alle in meinem Umfeld, die für mich richtige und wichtige Entscheidung total schlecht. Deine Worte haben mich gerade richtig aufgebaut und mir Mut gemacht. Danke!

  2. Jasmin sagt:

    Am wichtigsten ist es sich immer selbst treu zu bleiben, egal was andere sagen.
    Meistens sind das solche Kommentare, die dann nicht weiter erläutert werden – weil sie keine Argumente haben.
    Man lebt nur einmal & nur wir selber wissen was gut für uns ist. Auch wenn das Umfeld es manchmal anders sieht.

    liebe Grüße
    Jasmin von http://www.jasminjuin.de

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