Ist es ok, wenn alles gut ist? Wenn ich einmal nichts zu erzählen habe, außer dass alles so gut ist, wie es gerade ist?
„Also ich war in Australien, es geht jetzt nach Bali und ich muss unbedingt noch einmal nach Brasilien … und..“
„Es ist so stressig, ich muss den Termin noch wahrnehmen, schlafe gerade nur 4 Stunden und muss jetzt noch das eine Angebot angehen, du weißt schon, von dem ich dir seit Wochen neben dem anderen erzähle.“
„Er hat sie verlassen, dann war er mit mir kurz zusammen, hat dann sie kennengelernt und jetzt weiß ich auch nicht wo wir stehen oder sie und dann hatten wir ja diesen Abend mit deinem netten Bekannten …“
Ein Kaffee nach dem anderen und ich überlege, wie ich meine letzte Woche spannender ausschmücken könnte. Ich war… ich wollte… es war verdammt warm, oder? Ehrlich gesagt habe ich so gut wie nicht das Haus verlassen und saß vor meinem Laptop.
Mir fällt einfach nichts ein, was ich dazu beitragen könnte.
Ich bin schon lange raus bei persönlichem Arbeitsstress, über den ich vor anderen reden muss, weil ich glaube, dass den einfach jeder hat, und dass jeder anders mit dem eigenen Stress umgeht. Ich atme viel weg, akzeptiere die stressigen Zeiten und versuche die ruhigen Momente gut zu nutzen. Ich habe irgendwann beschlossen, seltener über das zu sprechen was mich stört und was noch alles anliegt, und den Fokus klar auf das zu legen was mir Spaß macht. Der gute Teil überwiegt auch bei Weitem.
Warum sollte ich sonst noch selbstständig sein wollen? Warum sollte ich mir selbst jeden Tag Ängste einreden? Warum so viel Stress heraufbeschwören, wo eigentlich nicht so viel zu erzählen ist?
Das Gleiche gilt für das Reisen.
Ich entscheide mich heute bewusst für eine Reise, versuche sie zu genießen und plane heute sinnvoller als in den letzten Jahren. Wenn ich eines über mich gelernt habe dann ist es, dass ungeplante, schlecht organisierte und viel zu kurze Reisen mir so gut wie nichts bringen.
Ich will mir keinen Druck machen, wo ich hin sollte und was ich alles verpasse. Ich glaube ich kann den Sommer auch so genießen, auf meinem Balkon oder im Garten meiner Großeltern, bei Freunden am Pool oder vor dem Laptop. Ich muss nicht weit weg fliegen um das Leben mehr zu genießen. Ich muss nicht den einen Ort gesehen haben, weil alle dort sind. Das sind für mich heute keine Argumente mehr.
Aber sollte ich das erzählen? Klingt das noch spannend?
Gute Frage. Und dann wird es persönlich, dann gibt es ja noch den emotionalen Teil im Leben eines jeden Menschen und der ist bei mir wohl irgendwie der Langweiligste. Mit Anfang 20 gab es genug Probleme zwischen Freunden, Paaren, Freundinnen und mit Menschen, die man nicht leiden konnte. Ein ewiges Auf und Ab, um am Ende festzustellen, wie viel Zeit ich mit Gedanken verschwendet hatte, die zu nichts führen als zu neuen Enttäuschungen. Ich wollte keine Zeit mehr mit Emotionen und Menschen verlieren, die mir nichts brachten außer Zornesfalten und schlaflose Nächte.
Also habe ich sie gehen lassen, bin gegangen, wurde stehen gelassen und habe mich auf die Menschen in meinem Umfeld konzertiert. Die die mir am Herzen liegen, die die bleiben sollen und an denen ich wachsen konnte. Und so sitze ich euch jetzt gegenüber und kann nichts sagen außer, das alles gut ist wie es ist.
Hallo Franzi
Mehr als ok sogar.
Ich habe letztens einem Gespräch zweier Unbekannten zugehört und hatte das Gefühl, dass sie einen Wettstreit führen: Wem gehts schlechter?
Grundsätzlich ist es toll, wenn man seine Sorgen teilt – wenn es einem auch mal schlecht gehen darf. Noch schöner: wenn es einem auch gut gehen darf. Einfach so – ohne Drama.
LG Jasi
http://www.marmormaedchen.ch
Du Liebe, es ist schön, deine unaufgeregten Texte zu lesen. Ich finde, du hast ein Recht darauf, dein Leben zu genießen und wenn es gut ist, so wie es ist, dann umso besser und lass es dir nicht schlecht reden!
So viele Blogger*innen klagen und haten die ganze Zeit nur. Verschwenden soviel Energie auf Kritik und Motzen. Bei dir schaut man gern vorbei. Du sprichst genauso Themen an, die nicht nur rosarot sind. Aber du machst es mit einem anderen Unterton, nicht missgünstig, nicht neidend. Du hörst dich im Reinen mit dir an, das macht es sehr schön lesbar.
Ich wünsche Dir alles Gute!