„Ich mache es kurz und schmerzlos. Ich bin mit ihr befreundet, weil sie mir etwas nützt, beruflich wie im Alltag. Ich mag sie, aber ohne ihren familiären Background und Freundeskreis hätte ich sie nicht angesprochen und würde meine Zeit nicht mit ihr verbringen. Ist das verwerflich? Bei Bloggern ergeben sich doch Freundschaften auch aus Businessgedanken, oder?“
Leserfragen sind immer die interessantesten und die ehrlichsten. Ich glaube diese Anonymität bietet viel Raum für Offenheit und Fragen, die man sonst seinen Freunden nicht stellen würde.
Diese gehört wohl auch dazu.
Leserfrage: Ist es ok Freundschaften zu schließen, weil sie dir etwas bringen?
Ich bin ehrlich. Wenn ich erfahren würde, dass du nur mit mir befreundet wärst weil mein gesellschaftliches Ansehen stimmt, wäre ich zutiefst enttäuscht. Vor allem von dir, aber auch ein wenig von mir und meiner Menschenkenntnis. Denn du würdest dich nicht mit mir abgeben weil du meinen Charakter schätzt, sondern nur wegen des Geldes, des Ansehens, der Freunde, des Erfolgs und des Prestiges. Deshalb würden wir uns tagtäglich unterhalten, aber ich würde dich mögen, weil du so bist wie du vor mir stehst. Menschen vertrauen einander und Menschen verbringen Zeit miteinander weil sie sich mögen. So würde ich dir viel anvertrauen, dich in meine eigenen vier Wänden begrüßen, dir Freunde und Familie vorstellen, doch du wärst daran wohl eigentlich nicht interessiert. Du würdest mir etwas vorspielen. Was diese Erkenntnis mit mir anstellen würde will ich mir gar nicht ausmalen. Ob ich danach jemals wieder jemandem so vertrauen könnte?
Du siehst das hat eine emotionale Tragweite, die sich von hier aus an meinem Schreibtisch unheimlich schwer einschätzen lässt, aber wir beide wissen auf jeden Fall, dass es böse enden würde.
Ich frage mich: Würde man sich regelmäßig treffen, Abende verbringen und sich austauschen, wenn man sich doch in echt nicht mögen würde? Businesskontakt oder Freundschaft, das sind für mich zwei verschiedene Welten. Ich kenne manche Kollegen gut und manche weniger, aber eine Freundschaft vorzuspielen weil es einem etwas nützt, wäre schon ein Stück weit einfach nur Mist. Verzeih die Direktheit, aber wer möchte denn irgendwann einmal aufwachen und feststellen, dass alles was man erlebt und geteilt hat auf einer riesigen emotionalen Lüge basiert? Weil jemand im Leben einen Vorteil haben möchte, weil jemand sein Leben aufpäppeln, sich besser fühlen und dazugehören will?
Aber vielleicht war es auch nur zu Beginn so. Denn du sagst mir ja auch, dass du magst sie. Vielleicht wolltest du dazugehören weil du sie interessant fandest und sie gern näher kennenlernen wolltest, um zu wissen wie sie so lebt und ist. Wir kennen alle diese Situationen: Auf dem Schulhof zu den lässigen Erwachsenen gehören. Im Studium waren die richtigen Mädels mit dem richtigen Auftritt ebenso immer einen neidischen Blick wert. Die Kollegin mit dem wunderbaren Stil spricht man eher an, als jemanden mit dem man so gar keine offensichtlichen Interessen teilt. Klar wollte ich auch schon einmal ein Teil einer anderen Welt sein und klar wirkt das eigene Leben manchmal viel langweiliger als das der anderen.
Sich kennenzulernen weil man jemanden interessant findet, oder das Leben gern einmal erfahren möchte, finde ich nicht verwerflich. Das ist ok, das wäre ehrlich, das ist menschlich. Dazugehören zu wollen ist kein Verbrechen. Die Frage ist viel mehr, was man alles dafür tun würde. Wenn du vorher beschließt über sie nur Karriere zu machen, aber bei den ersten Treffen sofort eine Verbindung entstand und sich eine echte Freundschaft entwickelt hat, ist das für mich völlig nachvollziehbar. In den seltensten Fällen setzen wir uns zu Menschen die uns nicht passen und gehen offen und ohne eigenen Nutzen an neue Kontakte heran. Natürlich kommunizieren wir das nie so offen. Aber ganz ehrlich, wir Menschen haben zu Beginn oft erst einmal unsere eigenen Bedürfnisse im Sinn- und seien es nur Freundschaften zum Zweck eines neuen Businesskontakts. Was daraus alles entstehen kann, steht auf einem anderen Blatt. Denn auch ein Businesskontakt kann zu einer Freundschaft werden, das ist ein ganz normaler Prozess des Kennenlernens.
Doch wenn du immer wieder bemerkst, dass es nicht passt, dass du regelmäßig genervt bist und nicht viel mit dem Leben der Person die dir gegenüber sitzt anfangen kannst, dann müsstest du etwas ändern. Wenn du aber den Karriere Gedanken weiterverfolgst, dann ist es an diesem Punkt nicht mehr in Ordnung für mich. Dann spielst du jemandem etwas vor, der viel Zeit und Emotionen in diese Beziehung investiert und mit dieser Wahrheit nicht umgehen könnte. Ich könnte es nicht. Denn alles was auf Lügen basiert, kommt immer irgendwann raus und endet für beide Seiten nie schön.
Mit deiner Frage vermute ich auch, dass du diese Situation gern ändern willst. Du musst dir überlegen: Magst du sie als Mensch und willst du weiterhin mit ihr befreundet sein, oder steht immer noch dein eigener Vorteil im Vordergrund? Dann solltest du etwas ändern- das ist meine Meinung.
Liebe Grüße
Mir stellt sich bei diesem Leser die Frage, kann man einen Menschen wirklich auf seinen familiären Kreis und seinen Freundeskreis reduzieren? Ich finde das etwas hart, v.a, wenn‘s um Familie geht, denn Familie kann man sich ja nicht aussuchen. Und bei den Freunden: vielleicht wirken die Freunde von außen anders als sie es im Inneren sind. Ich finde das ziemlich oberflächlich, dass man Menschen danach beurteilt. Und wenn dieser Leser davon redet, dass er sie mag, bedeutet das dann nicht, dass er sie nicht nur ausnutzt, sondern anscheinend doch freundschaftliche Gefühle hegen kann, trotz Familie und Freunde? Natürlich kann man Kontakte schließen, um beruflich weiterzukommen, aber das dann bitte nicht zu einer Freundschaft ausweiten, wenn einem die Person nichts bedeutet. Ich finde, das wäre wirklich unterste Schublade. Außerdem, wie kann man behaupten, jemand zu mögen, wenn man ihn nur beruflich ausnutzen möchte? Wenn man jemand mag, dann würde man das nicht machen. Dann sollte man sich auch eingestehen, dass man sich nur vorgaukelt, diese Person zu mögen, oder wiederum das, dass man eben doch die Person selber mag und aufhören, sie für seine Zwecke ausnutzen. Das ist meine Meinung dazu!
Bei mir ist das im Moment auch so, ich habe gemerkt, dass viele „Freunde“ nicht aufrichtig sind. Deshalb habe ich jetzt in letzter Zeit darauf geachtet, dass ich mein Augenmerk auf die lege, die ich echt mögen, gerne Zeit mit mir verbringen und sie nicht weg sind, wenn es einem schlecht geht. Ich denke mal deine sogenannten Businessfreunde werden dann auch gehen, wenn sie merken, dass man gar nicht mehr so viel für die Leute bringt. Deshalb sollte man immer darauf achten was der Mensch gegenüber von einem will und sollte das dann auf die eigene Verhaltensweise gegenüber der Person anwenden.
Liebe Grüße
Luisa von http://www.allaboutluisa.com
Hi, Fran.
Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass mir in meinen 7 Jahren des Bloggens genau das gefehlt hat: eine wahre Blogger Freundschaft! Nichts habe ich mir mehr als das gewünscht, jemanden kennen zu lernen, der die selbe Leidenschaft teilt wie ich. Leider erfolglos.
Ich sehe mir immer Blogs wie deiner, alle kennen sich untereinander, unternehmen Sachen zusammen usw. Ich habe zwar Leute kennengelernt, doch es war alles recht oberflächlich. Und schnell hatte ich immer das Gefühl, dass die Leute kein Preis von sich geben lassen wollen, nicht bloß dass jemand deren Kontakte und Tricks sich zum nutzen macht!!
Alles etwas übertrieben, alles am bisschen zu fake!
Na ja, also mache ich weiter so alleine und überlege mir, ob ich meinen Blog doch „der kleine Prinz “ hätte nennen sollen!
LG Kostantina
http://evasgirlblog.blogspot.de/2017/10/outfit-mit-vintage-blazer-h-floral.html?m=1
Ein sehr schöner Text und eine sehr gesunde und gute Einstellung, die ich genau so mit dir teile!
Gerade unter Bloggern gibt es glaube ich sehr viele solcher falschen Freundschaften. Ich durfte so schon sehr viele Menschen kennenlernen und tatsächlich auch einige ehrliche Freundschaften dazugewinnen. Hier muss ich auch sagen, dass ich mich immer schwer getan habe auf „große“ Blogger zuzugehen. Gerade bei Events. Zwar finde ich es ganz toll sie kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen, möchte dabei aber nicht den Eindruck vermitteln, dass ich mich nur deshalb mit ihnen unterhalte. So ist es nämlich schlichtweg nicht. Aber deshalb lasse ich es meist direkt 😀 Worauf ich eigentlich hinaus will. Es gibt so einige, die deshalb versuchen an solche Menschen als „Freund“ heranzukommen. Hier hat man in den vergangenen Jahren immer wieder von großen Enttäuschungen gelesen. Die eine hat der anderen die Kooperation weggenommen, die andere anonyme Hate-Kommentare hinterlassen. Ein furchtbarer Gedanke. Tagtäglich hat man Bloggerinnen zusammen auf Bildern gesehen und von jetzt auf nachher wurde über die „Freundin“ kein Wort mehr verloren. Eben genau deshalb. Weil die Freundschaft immer nur auf einen Nutzen gebaut war. Etwas womit ich wirklich nicht leben könnte. Ich habe eine meiner besten Freundinnen durch das Bloggen kennengelernt, weil ich ihre Texte geliebt habe. Ganz zufällig haben wir uns dann bei einem Event in Frankfurt vor 4 Jahren zum ersten Mal getroffen. Sie gehört mit zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben. Sicher, wir nutzen und auch gegenseitig und profitieren in vielerlei Hinsicht voneinander. Wie oft hat sie schon Bilder mit mir geschossen oder mir beim Blog unter die Arme gegriffen. Auch im Urlaub musste sie immer mal wieder herhalten oder bei Kooperationen mein „bildfüllendes Material“ sein. Aber unsere Freundschaft hat nie darauf basiert. Das sind eher schöne Beiwerke, die sich mit der Zeit ergeben haben. Dafür nehme ich sie als Begleitung mit zu Festivals und wir haben eine wundervolle gemeinsame Zeit. Denn das ist so viel wichtiger! Davon habe ich so viel mehr Nutzen. Von der Freundin, die mich zum Lachen bringt, die mir zuhört und der auch ich helfen kann, wenn sie Probleme hat.