Wenn eine Freundschaft zerbricht und zwischen zwei Menschen etwas zu Ende geht, dann klingt das oft endgültig. Kann es auch sein, muss es aber nicht. Auf einen Text der viele von euch bewegte mir zu schreiben, zu kommentieren oder den Mut zu fassen einen Schlussstrich zu ziehen, bekam ich diese Woche per Mail eine Frage gestellt, die ich mit diesem Post beantworten möchte.
„Ich bin auf deine Kolumne ‚Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben‘ gestoßen. Worte, die mich vor zwei Tagen so getroffen haben und mit denen ich so schwer zu kämpfen habe. Kann ich dir die Frage stellen: Glaubst du, es gibt auch ein Zurück, die Chance auf ein anderes Ende als dieses? Die Chance auf Besserung für beide Seiten, ein Durchatmen beider Seiten…?“
Ich habe versucht die richtigen Worte zu finden:
Vor fünf Jahren schien es für mich vorbei zu sein. Ich konnte weder etwas mit den Themen meines Gegenübers anfangen, noch mit der Lebenseinstellung. Ich war leer. Leer an Emotionen, Mitgefühl und Zuversicht. Ausgesaugt, immer wieder da um zuzuhören, Ratschläge zu geben, aufzubauen. Ein Kreislauf, der nur damit endete, dass ich mein Leben fast nicht mehr aushielt, weil ich das Leben des Gegenübers noch mit mir trug. Was musste geschehen? Ansprechen, Abstand, Ratschläge? Nichts half. Alles war falsch, alles führte zu noch mehr Unzufriedenheit auf beiden Seiten. Stille, Ruhe und Abstand waren meine Wünsche. Ich kappte die Bindung, ging weg, ließ sie stehen. Egoistisch könnte man es nennen. Doch ab einem gewissen Punkt, wenn man mehr Schaden anrichten würde als Hilfe zu leisten, muss man manchmal gehen und auf sich selbst achten.
Manchmal kann eine Freundschaft nicht alles aushalten
Ich hinterließ Wut, Hass und Angst. Ich wusste, dass weggehen nicht immer die richtige Lösung sein kann, empfand es in meiner Lage aber als richtig. Fünf Jahre, ohne viel Kontakt und ohne eine Verbindung kennen wir uns wieder. Wir sitzen an einem Tisch und wissen um die Zeit von früher, die für mein Gegenüber härter war als für mich. Diese Zeit war rückblickend lehrreicher und wichtiger für sie, denn auch sie hat danach ihr Leben neu geordnet, Schlussstriche gezogen und mir jetzt davon erzählt.
Vielleicht kann daraus wieder eine Freundschaft, vielleicht ein besserer Abschluss oder ein Goodbye werden, mit dem wir beide leben können.
Wenn sich zwei Wege trennen, ist es für beide immer ein großer Schritt. Manchmal leidet aber eine Seite mehr als die andere. Vielleicht weil sie die Zeichen nicht erkannt hat, vielleicht weil sich nie die Möglichkeit eines Austausches ergeben hat, vielleicht weil es die Situation nicht hergab. Ich gehe stark davon aus, dass wir Menschen eins voneinander wissen: Wir alle gehen das Leben unterschiedlich an, wir alle erleben Situationen und Gefühle auf unterschiedlichen Ebenen. Ein Goodbye kann für den einen die pure Erleichterung bedeuten, für den anderen das tiefste Loch, in das er je fallen konnte. Es gibt kein Patentrezept und keinen Ratgeber, der dir in die Hand gedrückt wird und mit dem du das Leben wie alle anderen meistern kannst. Wenn eine Freundschaft zu Ende geht, und der Abschied passiert, dann ist es für den Moment etwas Unerträgliches und kann sich nach „für immer“ anfühlen. Auf einmal sind wir allein mit unseren Gedanken, die wir so gern noch hätten sagen wollen. Aber wir bekamen keine Möglichkeit mehr, es zu tun. Gefühle sind Trickser. So wie wir unglaublich viel Glück, Euphorie und Liebe fühlen können, können wir auch von Leid, Angst und Einsamkeit eingeholt werden- Vor allem dann, wenn jemand beschließt, dass der gemeinsame Lebensabschnitt auf einmal endet.
Stop. So geht es nicht weiter, es geht nur weiter ohne dich.
Ein Schlag ins Gesicht, ein Tiefpunkt aus dem wir lernen müssen. Wir müssen dann an uns denken, anfangen wieder für uns zu leben und den alten Abschnitt hinter uns lassen. Das klingt zwar einfach und sinnvoll, kann aber Zeit, Geduld und viele Tränen kosten. Abschiede muss man nicht schön reden, sie können auch ein „für immer“ beinhalten. Das müssen wir lernen zu akzeptieren. Wir können sie aber als Chance nutzen, selbst etwas zu ändern, das eigene Leben neu zu ordnen und nach vorn zu blicken. Irgendwann, zwischen all den neuen Gedanken und Gefühlen, finden wir dann auch für uns den richtigen Weg. Vielleicht ist das dann ein Weg, der beide wieder näher zusammenbringt. Vielleicht ist aber auch die Bestätigung, dass der Schlussstrich das beste Mittel war, um selbst wieder ein eigenes glückliches Leben aufzubauen. Klingt geschwollen und voller Klischees und Ratschläge, aber genau das wird passieren. Es braucht nur Zeit. Es wird nie die eine richtige Antwort geben und es wird nie nur ein Ende sein.
Liebe Franzi, ich habe auch schon oft erleben müssen, dass eine gute Freundschaft durch irgendeine schicksalhafte Wendung zerbrach. Ich habe danach oft versucht, alles auf Anfang zu setzen, die alte Harmonie wieder herzustellen. Aber es ging irgendwie nicht mehr. Ich denke, für eine zweite Chance braucht es vielleicht auch ein wenig Glück. Es war sehr schwer, dass alles so hinzunehmen wie es sich eben ergeben hatte. Aber was soll man machen, wenn es einfach nicht mehr sein soll. Mir tut diese Sache bis heute leid und ich wünschte auch, es hätte eine Chance gegeben, die Freundschaft zu erneuern. Aber es war nicht möglich. Ich finde, man muss auch abschließen können mit einer Sache an der sich nichts ändern lässt. Nur so findet man Frieden. Mit seiner Freundschaft und mit sich selbst.
Viele liebe Grüße von Barbarella <3
https://barbarella149.wordpress.com
Manchmal ist es einfach besser einen Schlussstrich zu ziehen, auch wenn es noch so schmerzhaft ist. Eine zweite Chance kann selten kitten, was zerbrochen ist. Wenn man früher eine Einheit war, ist es oft auch schwer eine neue Beziehungsebene zu finden. Trennung sind einfach immer doof 🙁
Liebe Grüße und trotzdem noch eine schöne Woche.
Celine von http://mrsunicorn.de
Liebe Franzi,
du hast einfach alles auf den Punkt gebracht!
Ich bin in genau der selben Situation gewesen, vor mehr als einem halben Jahr ist mir der Geduldsfaden meiner besten Feundin gegenüber geplatzt. Es gab so unglsaublich viel was sich über Monate und Jahre angestaut hat und wie du oben schon geschrieben hast „Sie hat die Warnschüsse nicht mitbekommen/ernst genommen“. Sie war 12 Jahre die Beste, ich schätze sie noch heute sehr und weiß genauso gut, was sie trotz ihrer (mir irgendwann nicht mehr erträglichen Macken) für mich getan hat und wofür ich ihr immer mehr als nur dankbar sein werde… und dennoch hat es am Ende nicht meh funktioniert. Man macht sich oft Gedanken wie „Sollte man nach 12 Jahren Feundschaft soweit gehen?“. Aber das ist das selbe Thema wie in einer langen Partnerschaft – wenn man auch nach etlichen Gesprächen, Neuanfängen und Disskusionen einfach nicht mehr zusammen finden kann, dann ist das einzig Richtige ein Ende. Ob es ein Ende für immer ist, das weiß man nie aber es braucht in jedem Fall genügend Zeit. Für beide Seiten und wer weiß, ob man in der Zeit der Funkstille doch wieder zueinander findet oder es die Bestätigung ist, dass es einem ohne diese Person viel besser geht und es eine Erleicherung ist, sie nicht mehr bei sich zu haben. Man muss nichts erzwingen, egal ob 5, 10 oder 20+ Jahre Freundschaft/Partneschaft/Ehe!
Liebste Grüße
Dilara