Intro: Party. Zwischen all den Menschen vor Ort, habe ich die Gastgeberin schnell ins Herz geschlossen. Wir teilen eine Leidenschaft.
Wir stehen im Schlafzimmer, vor ihren Taschen. Wir beide hegen eine gemeinsame Leidenschaft. Wir sind kleine Sammlerinnen, geben für unser Hobby Geld aus, das andere lieber in Urlaub und Ausgehen investieren oder auf das Konto legen. Richtig so. Doch wir beide sind kopflos und verrückt nach Chanel und Co.
Wir werden beobachtet, wird mir später berichtet.
Wie wir albern lachend Taschen begutachten und die Preise austauschen. Ich fühle mich wohl, sie fühlt sich bei mir gut aufgehoben. Seelenverwandtschaft. Nach dem dritten Drink wissen wir, wir müssen Nummern und die Webseiten für die besten Vintagefunde austauschen. Hobbys verbinden. Ich schnappe mir meinen Mantel, die Pumps tausche ich nach der letzten Stufe gegen flache Ballerinas aus, da holt sie mich ein, meine Bekanntschaft aus vergangenen Tagen. Wir teilen uns ein Taxi, gehen die letzten Meter zusammen.
Wir plaudern und sie verrät mir, wie neidisch sie auf uns beide sei. Das leichte Leben, viel Geld, sicher von Haus aus. Die Tasche, diese neue in Rot, muss doch ein Vermögen gekostet haben. Wie gern sie das auch hätte, aber am Ende würde sie nie ihr Geld für so etwas ausgeben können. Sie muss ja hart arbeiten und geht sinnvoll mit ihrem erarbeiteten Geld um. Wir hätten es ja leicht.
Nach diesem ehrlich- ernüchternden Gespräch höre ich nie wieder etwas von ihr. Nicht einmal einen Gruß bin ich noch wert. Aber versteckte Blicke kann ich heute noch erahnen, wenn ich sie vielleicht doch im gleichen Café antreffe.
Habe ich es leicht? Jetzt gerade ja. Früher? Nein.
Meine Eltern sind nicht reich. Sie haben ihr lebenlang, so wie auch meine Großeltern, für ihre Existenz schuften müssen. Wir kommen vom Land. Ich hatte kein Auto, kein Taschengeld, aber meinen ersten Job mit vierzehn. Wollte ich mehr besitzen? ja. Wollte ich jemand anders sein? Manchmal schon. Denn ich weiß wie es sich anfühlt, nicht die neueste Jeans im Schrank hängen zu haben. Oder nicht ins Ausland zu fliegen und die Sommerferien immer zu Hause zu bleiben. Trotzdem war ich selten unglücklich. Ab und an neidisch, aber sicher, dass ich meinen Weg gehen werde. Immer gejobbt, immer auch dafür gelebt, mir Dinge zu ermöglichen.
Mein Ziel war es, mich nie zu verschulden, nie in finanzielle Schieflage zu geraten und mich durch Geld oder Erfolg negativ zu verändern. Das hat ehrlicherweise nicht immer geklappt. Manchmal war die Nase höher als der Verstand. Ich habe auch lernen müssen, vier Nebenjobs im Studium bringen dich an deine Grenzen, auch wenn du dir dann mehr leisten kannst als andere Studenten. Geld war immer ein Teil meines Lebens. Ich dachte für eine gewisse Zeit, strenge ich mich mehr an, arbeite ich noch mehr, würde mir das Geld vieles im Leben erleichtern und mich glücklich machen.
Ich war umgeben von Menschen die viel hatten und es präsentieren mussten. War mit denen zusammen, denen der Reichtum der Eltern peinlich war, mit anderen in Clubs die sich nach genau diesem Leben sehnten und anderen unterwegs, die es kategorisch ablehnten sich vom Geld leiten zu lassen. Irgendwo dazwischen war ich, mit meinen Gedanken und Wünschen.
Ich habe irgendwann für mich den Sprung geschafft und mit Hilfe von Freunden, Familie und Partner die richtigen Prioritäten im Leben festgelegt.
Ich habe dazugelernt. Wenn das Konto aus den roten Zahlen in die schwarzen kommt und man Möglichkeiten hat sich zu verwöhnen, dann habe ich das völlig ausgenutzt, war aber am Ende nie lange glücklich. Es war ein kurzes Hochgefühl. Ich stand gefühlt ganz oben und viel auch genau so schnell wieder runter. Das zu erkennen und Geld nicht mehr als Teil von mir zu sehen, hat mich Überwindung gekostet, weil wir in einer Gesellschaft leben, die Erfolg fordert und mehr wertschätzt als persönliches Glück. Jetzt? Bin ich ganz spießig geworden. Ich lege zurück, lege an und gönne mir immer noch mein Hobby. Du triffst mich in H&M bei Chanel, im Aldi in Zara und Vero Moda + ein wenig YSL. Ohne schlechtes Gewissen. Harte Arbeit wird jeden Tag verrichtet und sollte auf jeden Fall mehr Beachtung erhalten. Doch Geld ist trotzdem kein Garant für Glück. Manchmal glaube ich sogar, es frisst sich in uns hinein und die kleinsten Dinge erscheinen uns nicht mehr wichtig. Manchmal erwische ich uns Menschen dabei, dass wir danach einteilen, wer wie was etwas besitzt und sich leisten kann.
Was ist aus dir geworden? Was treibst du jetzt? Was hat dich verändert?
Ab einem bestimmten Alter werden die Gespräche doch deutlicher und ab dem dritten Drink ehrlicher als wir wollen. Da stehen wir zwischen schönen Tops, neuen Schuhen und dem Geplänkel über die alltäglichen Probleme und Träume. Ich bin vorsichtig geworden mit dem was ich sage. Aber auch nur weil ich weiß, wie wichtig das Thema Geld immer noch in unserer Gesellschaft ist und welche große Bedeutung es für andere im Leben haben kann. Für mich habe ich erkannt, kein Mensch wird besser oder glücklicher mit mehr auf dem Konto.
Besitz und Erfolg können Barrieren schaffen, Leid und vor allem Neid erzeugen, sogar zwischen Menschen die sich einmal sehr nahe waren. Wir alle haben es bestimmt schon erfahren oder gehört. Geld gehört zu unserem gesellschaftlichen Leben, es ist ein Status, es schafft Unterschiede. Wir sollten aber dem Geld nicht so viel Wichtigkeit und Macht einräumen. Oder hat es euch bis jetzt glücklich gemacht? Oder zu besseren Menschen?
Mega Post meine Liebe! Wie immer!
Geld ist nicht alles, es gibt wichtigeres. Und einer bestimmten Tasche oder Schuhen hinterher zu jagen bringt nix. Seit ich zwei gesunde Kinder habe, weiß ich was im Leben eine Rolle spielt und was wichtig ist. Und dies kann man mit keinem Geld der Welt bezahlen. LG Romy
Guten Morgen liebe Franzi,
mein Statement: Geld beruhigt. Wenn ich weiß, dass ich mein Auto tanken kann ohne mir Sorgen zu machen ob ich von A nach B kommen kann. Wenn ich weiß, dass ich im Supermarkt mir das leisten kann worauf ich Appetit habe oder wenn ich mir selbst ne Kleinigkeit gönnen möchte, wie ein Croissant beim Bäcker dann freu ich mich sehr darüber.
Wenn ich ständig an das Geld nachdenken müsste, ob ich das und das habe würde ich mich auch selbst sehr unglücklich fühlen.
Geld kann verändern, Geld kann täuschen und wegen Geld kann man auch Freundschaften verlieren oder auch gewinnen. Und ich sehe es ähnlich wie du, das Thema ist noch im vollen Munde bei der Gesellschaft und wird auch irgendwie als Statussymbol angesehen.
Ein leichtes Leben – wie es die Person beschrieben hat – ist wenn man hart dafür kämpft, das man es führen kann wie man es möchte.
Ein großes und irgendwie schwieriges Thema das du da ansprichst, aber worüber auch noch viel nachgedacht werden muss.
LG Vanny <3
http://vanessa-may-photography.blogspot.de
Hi Franzi,
leider sehen Menschen nicht, wie viel Arbeit hinter diesem „leichten Leben“ steckt. Niemand fragt dich, ob du – gerade als Selbständige – nicht auch mal Existenzängste hattest oder das Geld eine Zeit lang mehr als nur knapp war usw. Aber wenn sie dich mit schönen und teuren Sachen sehen, dann haben sie genug Projektionsfläche für ihre ganze Missgunst.
Jeder mit einem durchschnittlichen Gehalt könnte sich doch im Prinzip eine Chanel-Tasche kaufen, dass es nicht jeder tut, ist eine andere Sache. Die Leute machen dafür lieber Urlaub oder geben das Geld fürs Rauchen aus, auch ok.
Wenn jemand ein Vermögen für eine Briefmarkensammlung ausgibt, kann ich persönlich es überhaupt nicht nachvollziehen. Ich gönne es demjenigen trotzdem von Herzen, wenn das sein Ding ist. Wäre ich wiederum scharf auf Briefmarken, würde ich halt zusehen, dass ich mir auch welche kaufe. Es ist eben eine Prioritätenfrage, was wir mit unserem Geld machen. Jemand anderem aber ein Strick draus zu drehen, dass man selbst zu geizig ist, in ein teures Hobby zu investieren, finde ich mehr als unangebracht.
Ich würde nichts auf jemanden, der so etwas wie deine Bekannt sagt, geben.
Liebe Grüße
Eve von http://www.eveblogazine.com
Cooler Artikel, danke für die Infos!
Das hört sich nach viel Arbeit an…