Irgendwie muss ich irgendwann in der Galaxie falsch abgebogen sein. Da sitze ich zwischen Menschen, die mir viel erzählen, sich viel wünschen, viel verteufeln und es ist am Ende genau der Quark, über den sie sich gern und viel bei jedem, der es hören will oder muss, beschweren.
Manchmal möchte man seine Umwelt schütteln, ihr einen Denkanstoß geben, aber dann merkt man schnell, dass daran gar kein Interesse besteht. Ich bin auf etwas gestoßen, auf einen Gedanken, der mich nicht mehr loslässt. Streben wir eigentlich doch alle nach den Dingen, die wir gern schlecht reden? Wollen wir es uns dann doch nicht eingestehen und machen es dann einfach schlecht? Was ich öffentlich nicht mag, kann ja dann auch heimlich konsumiert werden damit ich mich beschweren kann, mitreden will man ja doch. Gute Frage. Oder gute Feststellung?
Stellt euch vor ihr sitzt an einem Tisch zusammen. Alle sehen gut aus, haben ihren Job, gehen ihren Hobbies nach. Da sollte doch Zufriedenheit herrschen. Da sollten andere Leben doch keine Rolle spielen. Mein Beruf ist da gern einmal Gesprächsthema.
Da werden mir Accounts auf der Bildapp präsentiert, da wird Snapchat geöffnet, da wird gewettert, da wird an der Figur der Dame gezweifelt, die Echtheit der Nase in Frage gestellt und das Geld der Eltern müssen wir auch noch besprechen. Ich nicke und stimme zu, aber Vorbildfunktion: Fehlanzeige. Den Schuh muss sich ja auch nicht jeder anziehen, manchmal grenzwertig, manchmal treffend. Die schöne Seite des Lebens zählt nicht als Argument. Es wird jeder Fehler gefunden, jede Geschichte aus Kleiderforen auf den Tisch gebracht und alle sind sich am Ende einig, sie sind ein Auswuchs unserer Gesellschaft, so wollen wir nicht leben.
Jetzt müsste ich einsetzen, jetzt müsste ich eine Lobeshmyne auf den Support unter uns Frauen führen, Gegenargumente bringen und mein Umfeld belehren. Stattdessen lehne ich mich zurück und frage in die Runde:
Wieso seht ihr euch das alles an? Wieso folgt ihr diesen Menschen und wieso interessiert euch das so sehr? Alle schweigen.
Weil ich weiß, dass wir Menschen dazu neigen, Dinge die wir gern erleben würden und besitzen könnten, lieber schlecht reden, als zu sagen, ich möchte das auch. Ich will da sein, das besitzen und so leben. Erwischt? So geht es mir auch manchmal, aber ich gestehe mir das ein und fange nicht an, es ins Negative zu ziehen. Zumindest versuche ich es. Oder schaue es mir einfach nicht an.
Aber irgendwie weiß ich auch, morgen Abend scrollen sie sich wieder durch jedes Profil, durch den Tratsch im Netz und können kurz ein wenig Dampf ablassen. Wir lästern nicht, wir stellen nur fest. Nur blöd wenn man das immer hinter dem Rücken von anderen ausmacht und sich immer wieder mit etwas beschäftigt, was man ja eigentlich null nachvollziehen kann.
Wir Menschen sind ein komisches Völkchen. Wir haben so viel Zeit, so viel Glück hier zu leben und das auch zu genießen- und dann landen wir wieder bei Dingen, die wir doch eigentlich nicht sehen oder lesen wollen, anstatt sich mit anderen Themen zu beschäftigen.
Ich würde gern die Galaxie wechseln. Ihr auch?
P.S. Ich wurde nicht noch einmal in diese Runde eingeladen.
Liebe Grüße
Hallo Franzi, vielleicht ist es schon zu spät, aber so ganz verstehe ich diesen Post nicht. Monierst du gerade dass sich andere über andere aufregen, lustig machen, echauffieren?
Genau und sich es immer wieder anschauen – obwohl sie es ja so schlimm finden 😉
Wahrscheinlich der Unfalleffekt. Ich finde es manchmal blöd und manchmal mache ich es auch. Denke es ist menschlich und hat verschiedenste Motivationen. Stört es dich weil es andere machen oder weil sie es dir erzählt haben?
Ich bin da auch nicht frei- aber es geht immer wieder um die gleichen Sachen – ich schaue es mir einfach nicht an- dieser Punkt hat mich zum Grübeln gebracht.
Ich habe z.B. vor ein paar Jahren eine Bloggerin im Netzt gefunden gehabt und mir hat der gesamte Stil vom Kopf bis zu den Füßen nicht gefallen. Alle Leser schrieben drunter wie toll und wie super sie die Kleidung und den Stil finden und ich musste immer wieder nachschauen und habe mich jedes Mal gewundert wie viele Menschen keinen Geschmack haben und fand es schrecklich dass keiner die Wahrheit schrieb. Teilweise fand ich es richtig fies jemanden der so schlecht angezogen war so über den Klee zu loben. Es kam mir vor wie früher die Mädels die ihrer Freundin gesagt haben dass was toll ausschaut, nur weil sie genau wussten daneben besser auszusehen – habe ich nie gemacht, nie verstanden und verabscheut wenn ich es mitbekommen habe. Auf jeden Fall habe ich immer wieder die Seite besucht und irgendwann, eines Tages dachte ich „wow“ die hat tatsächlich über den Blog einen besseren Geschmack entwickelt. Ich weiss nicht warum ich immer wieder draufgeschaut habe obwohl ich es ja hässlich fand, aber jetzt schaue ich drauf weil ich die Bloggerin mittlerweile echt respektiere, die hat was aus sich gemacht – zu sich gefunden, ihren Stil gefunden. Nicht immer gefällt mir alles, aber es ist stringent und die
Texte sind lustig. Also nicht alles was so anfängt muss auch so weitergehen und ich vermute dass ich teilweise mich in ihr gesehen habe und meine Unzufriedenheit mit meinem Kleidungsstil damals dort visualisiert bekam. Sie hat versucht nach was auszuschauen und es gelang ihr nicht und so kam ich mir selber vor. Ein Teil war fremdschämen, ein Teil war sich selber immer wieder vor Augen führen wie blöd es ist etwas sein zu wollen was man nicht ist… . Daher hat wahrscheinlich jeder seine eigenen Beweggründe und ich würde davon Abstand nehmen jemanden dafür zu verurteilen, aber ich kann dich verstehen wenn es nervig ist dass es sich immer wieder thematisch im Kreis dreht und dann ist es besser dieses Theater zu verlassen, nur heisst das nicht immer gleich schwarz oder weiss und der eine ist gut der andere ist schlecht. Jeder geht anders mit dem Leben um und es wäre falsch zu denken man selber macht es richtiger als andere, das kann zwar sein, aber eben eventuell auch nur aus der eigenen Perspektive gesehen.
Liebe Franzi, ich finde dein Post trifft leider auf den großen Teil unserer Gesellschaft zu. Immer nach dem Besten, Teuersten und Exklusivsten streben, aber anderen (manchmal sogar seinen Freunden) nichts gönnen.
Ist man ab und an „neidisch“ wenn man sieht, was ein Blogger für tolle Geschenke bekommt. Bestimmt. Will man das auch? Ganz sicher. Aber die meisten denken nicht weiter, denken nicht an das um 5 Uhr aufstehen um das Produkt in Szene zu setzen auf leeren Straßen, oder den Druck „always online“ sein müssen. Es wird nicht als legitime Arbeit verstanden und das finde ich schade (und das obwohl ich nicht selber blogge)!
Also einmal Danke für deine Zeit, die Inspiration, die du in das Leben deiner „Follower“ bringst und vor allem für deine kritische Sichtweise!
Toller Post! Ist vor allem in Deutschland so, habe ich das Gefühl.
XX,
http://www.ChristinaKey.com
♥
Sehe ich auch so. Ich habe schon viele Jahre im Ausland gelebt und hier in Deutschland scheint es mir wirklich ganz besonders schlimm zu sein….! Schade!
Liebste Grüße
Julia
Schön, dass du so offen und ehrlich darüber schreibst. Anerkennung scheint tatsächlich Magelware in dieser Galaxie zu sein. So ist es doch viel einfacher, eine Person, die ihr Leben oder bestimmte Inhalte daraus mit der Öffentlichkeit teilt, ins Lächerliche zu ziehen oder ihr mit Unverständnis zu begegnen, um den Erfolg oder das öffentlicher Interesse an dieser Person vor sich selbst zu rechtfertigen.
Liebe Grüße,
Julia
http://www.westendbirds.com
Andere kleiner zu machen und zu bemängeln lässt einen selbst größer erscheinen. Ich finde, diese Damen haben ein Problem mit ihrem Selbstwertgefühl. Kenne ich von mir, das ahbe ich auch ab und zu wenn ich mal wieder „lästern“ muss. 🙂
Zu oft habe ich das in „3er-Freundschaften“ miterlebt und meine Ehrlichkeit passte wohl nicht in die erwartete Solidaritätshaltung. Da waren es ganz schnell keine drei Damen mehr und ich hatte zweimal große Stücke Ballast abgeworfen in meinem Leben. Mit ging es super dabei, den anderen beiden wohl nicht, da ging es los. Viele finden Ehrlichkeit toll, bis man es dann ist. Lösungssuche? Nein! Da wird lieber gelästert und die Freundschaft von der man dachte es sei eine ist dahin. Nach vorne gucken, weitermachen.
Unter „Müttern“ ist das ganz schlimm! Da wird zuerst verglichen was der eine tolles kann und später welches Kind schlimmer ist („Deiner räumt nicht auf? Sei froh dass es nur das ist! Meiner hat letztens…“). Darüber wird sich dann definiert, obwohl jedes Kind anders ist und das doch keine vergleichbare Leistung darstellt.
Zudem verwechseln meiner Meinung nach viele leider Anerkennung mit Lob. Anerkennung ist sowas tolles, aber wie drückt man das aus? „Neid“ beinhaltet immer Missgunst. Ich sage gerne mal „Ich bin neidisch, aber ich gönne es dir. Ich würde das nur auch gerne haben.“ Gibt es eine Ausdrucksweise dafür? Traurig, dass mir keine bekannt ist. Es sagt doch keiner „Ich erkenne das an.“ Das klingt hart und total nach Business, nicht nach miteinander freuen.
Das ist so wahr… Leider.
Und unter anderem warum ich nicht gerne zu Bloggerevents gehe… Ich meide es grundsätzlich mich in solche Gesellschaft zu begeben. Zu negativ und zerstörend ist die Energie… Jedoch geht das nicht immer
Dir trotzdem einen schönen Tag und lass dich nicht runterziehen <3
Liebe Grüsse
Michaela
Ich habe das jetzt nicht unter Bloggern erfahren. Eher unter Mädels, die gern online sind. Aber dann such dir einfach andere Kollegen. Ich habe mir auch eien andere Runde gesucht 😉