Kolumne

Können Beziehungen Pausen vertragen?

10. Januar 2016 von

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Habt ihr schon einmal eine Pause eingelegt? Die Tür geschlossen, für eine bestimmte Weile, aber euch das Abschließen und Verriegeln aufgehoben? Kann man zu einem anderen Menschen, zu dem man eine intime oder sehr innige Beziehung aufgebaut hat, einfach Lebewohl sagen für eine bestimmte Zeit?

Können Beziehungen Pausen vertragen?

Wieso ich mich das heute frage? Weil mein Umfeld immer mehr genau in diese Richtung geht. Freundschaften werden auf Eis gelegt, Probleme eingefroren und das Telefon steht auf einmal still. Beziehungen vertragen Pausen, ohne sie zu beenden. Irgendwann erwärmt sich der Boden wieder, das Telefon summt leise und das Paar finden wieder zusammen.

Ich muss mir wohl eingestehen, ich bin von der alten Schule, wenn wir über die Liebe und langjährige Freundschaften sprechen. In einer langen zwischenmenschlichen Beziehung treten immer mal wieder Hürden, Streitigkeiten, ja richtige Wortwände auf, die ich angehen kann, oder sie beiseite schiebe. Für mich konnte ich schnell feststellen, dass Pausen, Wortruhe und ein auf Wiedersehen auf Zeit keine Möglichkeiten sind, etwas zu kitten, das wohl doch eher einem großen schwarzen Loch ähnelt, als einem kleinen Problemchen, das Ruhe vertragen könnte. Vielleicht weil ich klare Fronten schätze und mir schnell bewusst wurde, das nie jemand lange mit seinen Gefühlen allein sein und auf eine Reaktion des anderen warten möchte. Dass eine Trennung immer mit Schmerz verbunden ist, sei sie auch abzusehen, müsste ja jedem klar sein. Wenn ich daher das letzte Mal auf senden gedrückt habe, wird es auch immer dabei bleiben. Denn diese Entscheidung treffe ich nicht morgens am Frühstückstisch, weil der Abend nicht so verlief wie ich es wollte. Nein, ein auf Wiedersehen ist für mich ein Lebewohl und das auszusprechen wage ich mich nur, wenn ich weiß- es ist für beide Seiten die beste Lösung.

Woher kommen sie also, diese Pausen zwischen Freunden und diese Auszeiten in einer Beziehung? Will ich Abstand, um zu wissen was ich noch will und was aus dem Wir geworden ist? Oder haben wir uns wirklich auseinandergelebt und ich muss den Selbsttest wagen, wie es ohne dich weitergeht? Eine sehr schwierige Entscheidung, die wohl immer mehr genutzt wird um Erfahrungen nachzuholen, Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen und das Spielfeld schon vorher durch den Notausgang „Pause“ zu verlassen. Denn nichts scheint mir selbst so einfach, wie das Gehen vor dem eigentlichen Spiel. Nichts fühlt sich so leicht für mich an, als den anderen auszuschließen und weiterzuleben. Pausen zwischen zwei Menschen die einen Konflikt haben. Von meinem persönlichen Gefühl her, müssten wir gerade jetzt miteinander reden können. Reden über das was uns bedrückt und über das, was jetzt gerade schief läuft. Kann man das auf Eis legen, einfach ruhen lassen und später wieder aufnehmen?
Diese Auszeiten haben sicher immer ihren Grund und sind vielleicht auch nötig um Abstand zu gewinnen, und um das Problem von außen zu betrachten. Aber aus meiner Sicht und meiner Erfahrung heraus bleibt es nie bei einer Pause. Aus einem kurzen Abstand werden mehrere Wochen, bei denen immer einer mehr erwartet und gibt als der Andere. Aus ein „Ich melde mich“ wird ein „Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen“ und die Probleme verblassen. Neue Menschen mit frischen Geschichten treten in mein Leben und ich vergesse irgendwann, dass da noch etwas auf Eis liegt, das wartet, ruht und am Ende vielleicht nie mehr geklärt wird.
Erst kürzlich erhielt ich einen Anruf einer ehemaligen Mitstudentin und auch ehemaligen guten Freundin. Unsere Wege kreuzten sich schnell und intensiv, dann gab es da diese lange Pause. Diese Auszeit. Fünf Jahre später sitzen wir zusammen und ich habe ihr nichts mehr zu sagen. All das was unter dem Eis lag, habe ich längst vergessen. Sie nicht, ich kann ihr noch immer keine Antwort geben, denn ich weiß es selbst einfach nicht mehr. Ich weiß nur noch, ich habe auf senden gedrückt und Lebewohl gesagt. So habe ich es auch gemeint. Denn eine Auszeit zwischen zwei Menschen ist keine Ausrede für ein Gespräch, das geführt werden muss. Sie ist auch kein Grund für die eigene nicht realisierte Unzufriedenheit. Wenn ich sie einmal nutzen sollte, dann um mir über meine Gefühle klar zu werden und nicht, um den anderen warten zu lassen und vielleicht bessere Unterhaltung zu finden.

Können Beziehungen Pausen vertragen?

Liebe Grüße 

Kommentare

Bisher 13 Kommentare zu “Können Beziehungen Pausen vertragen?”

  1. Dini sagt:

    Hi
    Stehe interessanterweise gerade genau vor diesem Problem. Habe eine Beziehungsweise eingelegt.Jetzt weiß ich nicht ob ich das Richtige tue.Ich liebe ihn noch und er mich aber wir haben sehr viele Probleme.

  2. Leonie sagt:

    Wirklich ein spannendes Thema, diese Frage habe ich mir vor einiger Zeit auch einmal gestellt. Ich denke, für manche Beziehungen – sei es eine Freundschaft oder eine Partnerschaft – kann es wirklich heilend sein, einmal eine Zeit lang kürzer zu treten und Abstand zu gewinnne, sich mehr auf sich selbst und seine Wünsche zu konzentrieren. Bei anderen jedoch kann es auch wirklich ein Ende bedeuten. Man sollte sich aber klar darüber sein, dass jeder das selbst in der Hand hat! Ein Ende kann auch ein Neuanfang werden – und zwar ein wundervoller.
    Liebe Grüße aus Köln
    Leonie von glowing

  3. Marie-Luise sagt:

    Sehr interessante Gedanken.
    Ich sehe das ähnlich. Wenn es ein Problem gibt sollte man es bei Zeiten klaren. Lässt man es zu lange ruhen vergisst man, was bleibt ist dann nur die negative Erinnerung, dass da was war.

    Sicher kann man nicht alles direkt klären, denn manchmal müssen sich erhitzte Gemüter erst beruhigen. Dafür sollten aber einige Stunden bis zu 1-2 Tagen in der Regel reichen.

    Eine Beziehungspause (egal ob Freundschaft oder Lebenspartnerschaft) wird nicht repariert, wenn man nicht mit einander redet.

    Freundschaften, die unterbrochen werden, weil man sich nicht häufig sehen kann und die Lebenswege auseinander gehen können aber irgendwann weiter gehen als wäre nie eine Pause gewesen.

  4. Lea sagt:

    Ich muss sagen, richtige Beziehungspausen finde ich schwierig. Aber sich eine Woche nicht sehen, das kann wirklich Wunder bewirken. Man kann sich über Gefühle klar werden und den Anderen wieder richtig schätzen.
    Liebste Grüße, Lea | http://iamlea.com

  5. Nina sagt:

    In meinem Leben habe ich mit allen Höhen und Tiefen erlebt, dass es durchaus Beziehungen gibt, die Auszeiten aushalten. Bei Dir bleibt, was zu Dir gehört!
    Manche Menschen jedoch begleiten uns nur ein Stück auf unserem Weg. Wir können Ihnen dankbar dafür sein.
    Andere, die langfristig zu uns gehören, auch nach Veränderungen in unserem eigenen Kosmos, sind uns im Herzen ähnlicher. Mit Ihnen können wir immer reden, auch wenn wir uns Jahre nicht gesehen und gesprochen haben. Diese Beziehungen nenne ich Herzensverbindungen. Diese bleiben, aber sie zu finden, braucht Ehrlichkeit und auch den Mut Altes loszulassen, von dem wir geglaubt haben, dass es zu uns gehört.

    • Franzi sagt:

      Hallo liebe Nina, stimmt. Vielleicht braucht es wirklich manchmal eine Auszeit und man muss einfach auf das Richtige vertrauen. „Bei dir bleibt, was zu Dir gehört“ ist eine sehr schöne Aussage!. Danke für deinen Kommentar.

      Liebe Grüße

  6. Paola sagt:

    Wieder ein interessantes Thema.
    Für mich wären Beziehungspausen auch nichts. Die Wut über den Streit, der ja meist zugrunde liegt, würde bie mir so hochkochen, dass alles nur noch schlimmer werden würde. Bin da auch eher ein Freund klarer Fronten. Bei Freundschaften wie bei Beziehungen muss man lernen, loszulassen. Gerade bei Freundschaften ist mir das anfangs schwer gefallen da ich mir schlecht vorstellen konnte, dass ich auf einmal keine Gemeinsamkeiten mehr mit meiner Freundin aus Kindertagen habe. Aber genau so war es. Seitdem sind immer mal Freunde gegangen und ich habe es immer als Erleichterung empfunden, da man wieder offen für neue Freundschaften ist. Und ein harter Kern bleibt. 🙂

  7. Eine gute Frage, können das Beziehungen aushalten? Ich denke eher nicht, mal nicht in Liebesbeziehungen. So sehe ich das jeden Falls. Freundschaften sollte man eigentlich hegen und nicht pausieren? LG

    http://featheranddress.com

  8. Felicitas sagt:

    Passt jetzt gerade gar nicht zum Thema, aber so lange es noch frisch ist, wollte ich fragen, von wo du das Bild mit der schwarzhaarigen Ballerina hast?Ich habe schon einmal woanders gefragt, aber keine Antwort bekommen.
    LG

    • Franzi sagt:

      Hey Felicitas. Bei solchen Fragen ist es immer besser eine Mail mit Screenshot zu senden. Denn ich weiß jetzt nicht wo und welche Ballerina du meinst.

      Liebe Grüße- Das Kontaktformular findest du ganz schnell. Klick auf Mail me 😉

  9. Franzi sagt:

    Hallo ihr Lieben,

    also ich für meinen Teil kann sagen Beziehungspausen sind schlecht und führen zum Ende. So war es bei mir, aber es war auch ein wenig umfangreicher. Ich denke Pausen machen zu viel kaputt. Nur schon zu hören das der Partner eine Pause braucht, um sich zu beweisen das es ohne einen geht , ist schrecklich. Eine Pause ist für mich wie ein vertrösten und hinauszögern des Endes. Es wirft nur Zweifel auf.

    Bei Freunschaft denke ich kann es immer eine flaute geben. Man sollte in guten wie in schlechten Zeiten für eine gute Freundin da sein. Man muss sich nur zusammen raufen.

    Ich hoffe das war nicht zu verwirrend 😀

    Liebe Grüße Franzi

  10. Jana sagt:

    Hallöchen, da sag ich jetzt einfach auch mal etwas dazu. Früher dachte ich, vorbei heißt vorbei. Aber gerade, wenn man jung ist und die ersten tiefen Beziehungen eingeht, verändert man sich selbst rasend schnell und immer wieder. Man versucht herauszufinden wer man ist, was die Welt zu bieten hat. Man hat seine Ideale und wünscht sich eine beste Freundin und die große Liebe bis ans Lebensende. Und plötzlich merkt man, huch, so einfach ist das gar nicht. Die Welt besteht nicht mehr aus Gut und Böse, Schwarz und Weiß, sondern plötzlich gibt es auch Farben dazwischen. Alltagsprobleme schleichen sich ein und die Beziehungen, die wir führen, engen uns ein und setzen uns unter Druck, uns für einen Lebensentwurf zu entscheiden, der sich noch gar nicht für uns bewährt hat. Das erzeugt Reibungen, die man nicht immer mit Reden und Diskutieren lösen kann. Wie einen Vulkan, den man in einem vernünftigen Gespräch versucht zu besänftigen. Charakterbildung ist eine Naturgewalt, die manchmal Opfer fordert. Ich finde das ok! Wichtig ist, dass man mit der Zeit das richtige Maß zwischen Dranbleiben und Aufgeben findet. Vor 6 Monaten habe ich meinen Freund geheiratet. Es gab Zeiten, da waren wir beide zutiefst unglücklich. Haben uns gestritten, gegenseitig emotional sehr verletzt und irgendwann angeschwiegen – dann 1 Jahr getrennt. Und siehe da, unsere Probleme auf Eis zu legen hat sie vielleicht nicht schmelzen lassen, aber uns Raum gegeben, unsere Lebenskonzepte eigenständig und frei zu überdenken. Herauszufinden, was wir als Personen, nicht als Paar, brauchen. Zu lernen, dass auf Abstand gehen genauso dazugehört wie aufeinander zugehen. Ich finde, zwischenmenschliche Beziehungen sind manchmal so komplex, dass man sie mit dem Verstand nicht begreifen kann und stattdessen darauf hören sollte, was der Bauch sagt. Vielleicht erkennen wir Jahre später plötzlich, dass wir intuitiv richtig gehandelt haben. So war das bei uns und wir sind wirklich sehr glücklich miteinander. Liebe Grüße Jana <3

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