Das Ende eines Gesprächs: „Halten wir fest, ich möchte keine Kinder. Das ist mein Leben und neue Freunde kann ich mir wohl auch noch suchen“.
Manchmal geht ein netter Abend völlig in die falsche Bahn. Manchmal hätte ich lieber meinen vorlauten Mund gehalten und kein Thema angeschnitten, das egal in welchem Alter wir uns befinden, große Emotionen bei uns Frauen auslöst.
Ein Rückblick:
Zusammen sitzen, einen guten Cocktail schlürfen und die letzten Wochen, in denen man sich selten sah, Revue passieren lassen. Ich musste ein wenig lachen, als wir bei guter Stimmung einfach beschließen in den Keller zu gehen und die letzten Sachen des Ex Freundes feierlich zu vernichten. Ihr kennt das, Rituale die nur dazu dienen, sich wieder besser zu fühlen, Balast loszuwerden und mit alten Erinnungen endgültig abzuschließen. Dafür sind wir Mädels auch da, um die Anderen wieder aufzubauen und Altlasten gemeinsam loszuwerden.
Ich stoße mir leider nicht nur den Kopf, weil die Kellerdecke so niedrig ist, nein ich bleibe auch noch an irgendetwas im Halbdunkel hängen und reiße mir ganz leicht die Naht an meinem Blusenärmel auf. Fluchend schiebe ich das monströse Ding zu Seite und es ruckelt. Sie blickt mich an und ich bemerke, es scheint wichtig zu sein. Bei näherer Betrachtung erkenne ich einen Kinderwagen. Einen Kinderwagen? Sie blickt mich immer noch an. „Kann der auch weg“– kommt es kühl aus der anderen Ecke gerufen. Wie angewurzelt bleiben wir stehen- blicken uns an und ich muss einfach fragen: „Hast du vergessen uns etwas zu erzählen?“
Sie lässt sich auf die letzte Stufe fallen und muss es loswerden. Denn sie habe schon vor drei Jahren diesen Kinderwagen ergattern können. Er war ja im Angebot, er war und ist einfach so passend für ihr erstes Kind. Genau das war aber auch der Grund- wieso er gegangen ist. Sie wollte schon mit Anfang zwanzig eine Familie gründen, er war fünf Jahre später immer noch nicht bereit. Als er den Kinderwagen entdeckte, wurde er sauer. Aus einer kleinen Debatte wurde ein handfester Streit, der irgendwann nicht mehr zu lösen war. Sie wollte Kinder noch bevor sie die runde Zahl erreicht, er nicht. Sie trennten sich. Es ist schon traurig wenn eine Liebe endet, weil die Zukunft so unterschiedlich bei beiden aussehen soll. Noch schlimmer ist aber, wenn wir eigentlich hier sitzen, um ihn aus ihrem Leben zu verbannen und nun in essentielle Lebensfragen reinschliddern. Womöglich ist das auch immer der Punkt an dem man die emotionalen Tretminen hervorsehen könnte.
Wir reden ihr gut zu und helfen ihr auf, nur eine von uns verbleibt in ihrer Ecke und bringt eine Diskussion in Gang und in eine Richtung, die ich im Nachhien gern vorher schon erahnt hätte. Sie geht sofort in die Vollen und sagt direkt, dass sie nie Kinder haben wolle und dieses Theater einfach nicht versteht. Wieso ein Großteil der Frauen anderen immer die eigenen Wünsche und Lebensvorstellungen aufzwingen würden und was sie denn mit diesem Kauf bezweckt hätte. „Wieso kaufst du drei Jahre vorher schon etwas, bei dem er gar kein Mitspracherecht hat? Was hattest du damit vor? Heimlich die Pille absetzen und Bang, gebunden ist er fürs Leben an dich und an eine Familie, die er eigentlich nie wollte?“ Treffer- versenkt. Sie hebt den Kopf, ich entdecke Tränen in den Augen. Wut oder Enttäuschung, kann ich nicht genau unterscheiden. „Frau sein bedeutet irgendwann einmal auch Mutter sein. So egoistisch wie du mit Männern und uns umgehst, ist es besser, dass du nie jemanden in die Welt setzten wirst. Mutter sein ist das, was mir als Frau bestimmt ist! Oder wieso betreiben wir das ganze Spektakel mit Männer finden, verlassen und neu verlieben? Um alt und einsam zu sterben? Bestimmt nicht! Aber egoistisch und selbstverliebt warst du ja schon immer! Daher musste das ja von dir kommen.“
Gegenschlag- doppelt versenkt. Es folgt eine kurze Stille, in der ich mich nicht bewegen möchte. Sie stürmt aus ihrer Ecke an ihrer auf der Treppe sitzenden Freundin vorbei und schaut von der letzten Stufe auf unsere Köpfe herab. „Ich will keine Kinder, ich auch will keinen Mann an mich binden, nur weil ich nicht allein mit mir klarkomme. Ja ich bin eine Frau. Aber ich bin nicht dafür bestimmt auf die Welt zu kommen um mich forzupflanzen. Vielleicht brauche ich jetzt auch neue Freunde.“
Sie knallt die Tür. Wir schauen uns an. Stille. Es fühlt sich komisch an. Selten gab es so viel Ehrlichkeit, aber auch so viel Enttäuschung zwischen uns zu spüren. Ob wir das wieder regeln können?
Liebe Grüße
Liebe Franzi, ich finde es toll, dass Du uns Deine Erlebnisse so ehrlich erzählst. Auch wenn mein Freundeskreis und ich mit Anfang 20 noch relativ weit vom Thema Kinder kriegen entfernt sind, kommen wir trotzdem manchmal auf das Thema zu sprechen. Und die Meinungen gehen auch bei uns weit auseinander. Es ist definitiv eine Unterhaltung mit Explosionskraft. Da muss man wirklich darauf achten, den anderen nicht aus Versehen zu verletzen.
Ich hoffe für Euch, dass Ihr Euch wieder zusammenraufen werdet.
Liebe Grüße,
Nicki
Oh wie traurig, ich kann ja beide Seiten irgendwo verstehen – am besten einfach mehr Verständnis und Toleranz für einander. Hoffe ihr bekommt das alle wieder hin.
Soll doch jeder machen wie er will. Ich bin jetzt 34, werde dieses Jahr 35 – vom Kinderwunsch bin ich Lichtjahre entfernt. Vielleicht treffe ich irgendwann den Mann, der diesen Wunsch in mir auslöst Kinder zu bekommen – bisher war es jedenfalls nicht so…
Erstmal wieder ein toller Artikel. Und ich kenne das auch sehr gut. Bei mir kommt es oft auch aus der Familienecke. Man hätte ja gerne Enkel und Urenkel. Aber nach einer furchtbaren Ehe ist mein Sinn für eine eigene Familie erstmal hin. Ich bin 31 und vom einem Kinderwunsch bin ich auch weit entfernt. Vielleicht kommt er noch oder eben nicht, aber aufzwingen lasse ich mir den nicht. Aber ich würde nie so respektlos über den Kinderwunsch einer Freundin sprechen, wie es leider eine deiner Freundinnen getan hat. Schade. Hoffe sie sieht ihren Fehler ein und ihr findet alle wieder zueinander. LG ?
liebe Franzi,
wow, so ehrliche Texte bekommt man doch selten in dieser sozio-medialen Welt zu lesen!
ich bin wohl ziemlich nah dran an diesem Thema, denn mit Ende Zwanzig geht man genau auf diese Fragen des Lebens zu … meine Freundinnen fangen nun nach und nach an zu heiraten und natürlich sind auch Kinder im Gespräch.
ich muss aber zugeben, dass ich als Single persönlich ferner denn je von diesem Thema bin …
ich denke es ist wichtig, sich gerade bei so großen Unterschieden in der Freundschaft, gut zu zuhören und Verständnis für einander aufzubringen. dann kommt sicher alles wieder in Ordnung 🙂
❤ Tina
https://liebewasist.wordpress.com/
Du hast geschrieben: es ist schade, dass die Liebe auseinander geht nur weil die Vorstellung vom weiteren Leben so auseinander gehen.
Also ich finde das nur logisch. Natürlich geht es auseinander wenn die Vorstellungen der Zukunft sich sehr unterscheiden. Ich finde es immer wieder komisch das Frauen sich einreden „ach der ändert sich schon noch“….
Danke liebe Franzi für deine offenen Worte. Toller Beitrag , ich kenne diese Diskussionen nur zu gut und wenn ich unverschnörkelt meine Meinung raushaue, immer wieder verwundert bin, wie manche damit nicht Leben könne oder es sich so einreden wollen, damit es für sie einfach besser klingt.
Jeder sollte seine Zukunft gestalten wie er will und solange man zufrieden ist mit dem was man hat, sollte man eigentlich andere auch das tun lassen, was diese wollen. Bla bla bla, …….Klasse!!! Liebste Grüße
tascha
taschasdailyattitude.blogspot.de