Körpergefühl. Wie sehen wir uns, wenn wir in den Spiegel blicken und wie sehen andere uns? Was ist uns äußerlich gesehen wichtig und was können wir getrost ignorieren? Wir Frauen haben eine ganz eigene Sicht der Dinge auf das Leben und auf uns selbst.
Drei Frauen drei Meinungen zum Thema Körpergefühl, ergibt wieder eine spannende Mischung. Wer sind wir, wer wollen wir sein und wieso kann das eigene Körpergefühl auf einmal das eigene Umfeld und das ganze Leben bestimmen?
Dame Nummer eins, 28 ist seid 12 Monaten aktive Sporterlin in ihrer Freizeit, hat 15 Kilo abgenommen
Jedes Jahr war es das Gleiche. Am 31.12. habe ich noch alles was geht auf einen Teller geschaufelt, wir haben uns alle zuprostet und ich habe mir heimlich geschworen: Morgen, im neuen Jahr, wird alles anders. Morgen gehst du gleich Laufen, machst deinen Diätplan und nimmst ab, um dein Wohlfühlgewicht zu erreichen. In den letzten fünf Jahren hat das nie geklappt. Im Gegenteil. Aus den drei Kilos zu viel wurden irgendwann 15 zu viel. Immer wieder schob ich es auf das kommende Jahr, nur das viele Essen, das musste ich sofort und in Massen zu mir nehmen. Ich war unglücklich mit mir, wusste aber nicht, dass ich das ändern musste. Ich war neidisch auf andere und konnte mich im Spiegel nicht mehr sehen. Mein Körpergefühl war nicht mehr da! Ich habe wirklich ganze fünf Jahre gebraucht bis ich verstanden habe, dass ich etwas tun muss. Ich hatte die Wahl: Entweder ich akzeptiere mich jetzt endlich so wie ich bin und werde glücklich, oder ich tue etwas dafür, dass ich mein persönliches Glücksziel selbst erreiche. Für was ich mich entschieden habe? Für Weg Nummer zwei und das nur, weil ich einen inneren Schockmoment hatte. Ich saß auf der Couch und ich schaute mir meine letzten Sommer Urlaubsbilder an. Ich entdeckte eine Frau auf dem Bild und sagte zu mir, die muss langsam mal etwas tun. Das sieht nicht mehr gesund aus. Wisst ihr was? Ich war die Frau! Am nächsten Morgen war ich das erste Mal Laufen… 15 Minuten. Die schlimmsten Minuten meines alten Lebens, die besten Minuten meines neuen Lebens. Ich möchte nie wieder am Treppenabsatz stehen und nach 3 Stockwerken schnaufen. Ich fühle mich jetzt gerade so wohl mit mir und meinem Körper.
Dame Nummer zwei, fühlt sich eigentlich wohl in ihrem Körper, könnte aber die obligstorischen drei Kilo abnhemen.
Wenn ich in den Spiegel blicke, gibt es solche und solche Tage. An den meisten Tagen bin ich fein mit mir und meinem Spiegelbild. Gut, ich finde ich könnte immer diese drei kleinen Wohlfühlkilos abnehmen und gern hätte ich längere Beine, ein wenig mehr Po, aber ich bin viel zu sehr der Sportmuffel und muss auch eigentlich viel für die Uni büffeln, als dass ich mich dann noch mit diesen leidigen Makeln beschäftigen kann. Wenn ich so recht überlege, stören diese drei Kilos und die eine oder andere Körperregion mich nur, wenn ich mit einer anderen Kommilitonin unterwegs bin, und sie in dem hautengen schwarzen Kleid so Bombe aussieht, dass ich mir auf einmal gefühlt 100 Kilos schwerer vorkomme. Aber nur ganz kurz wünsche ich mir ihre Figur und fühle mich auch nur ganz kurz wie ein Elefant neben ihr. Nach ein paar Sekunden ist diese Emotion wieder vorbei und ich habe mein Lächeln wieder. Ich weiß gar nicht, wieso ich diesem mulmigen Gefühl in mir so viel Raum gebe, weil ich doch eigentlich zufrieden mit mir bin, aber vielleicht muss ich mich doch mehr um meinen Körper kümmern, vielleicht sind die Zweifel doch manchmal größer. Vielleicht muss ich aufpassen, dass ich nicht in eine Richtung rutsche und nur noch voller Neid auf andere Blicke und mich nicht mehr schätze. Zumindest merke ich, wie ich immer unsicherer werde, da meine Umwelt auf ein bestimmtes Körperideal getrimmt ist.
Dame Nummer drei 25, kurvig und stolz darauf
Ich komme aus einer Familie, da wird wenig über Körpergröße, Fülle oder Form philosophiert. Wir sind wie wir sind, pflegte mein Vater immer zu sagen und ich war immer schon kurvig. Ich habe auch immer Sport getrieben und liebe bis heute mein Badminton. Aber ich war nie schlank. Ich war immer, sagen wir kräftig. Bis zu meinem 14. Geburtstag war das auch für mich kein Problem. Denn ich war immer mit unter den ersten im Sprinten, Ausdauer oder den ganzen anderen Sportthemen. Nur irgendwann fingen wir Mädchen an uns zu vergleichen und ich hatte immer mehr das Gefühl, ich war anders. Groß, etwas mehr auf den Hüften, ich konnte immer anpacken, ich war nie die Zarte. Daher dachte ich auch ich muss mich so kleiden und benehmen. Erst im Studium und durch meinen Freund ist mir bewusst geworden, wie gut ich mich immer gefühlt habe, aber wie oft ich es verstecken wollte. Vielleicht nur um ja nicht zum Gespräch zu werden, oder um anzuecken. Ich wollte nie abnehmen, ich wollte nie bewusst dazugehören und schämte mich auch nie für meinen Körper. Nein, ich hatte nur immer das Gefühl, das bist eben du, du bist mehr, daher zieh dich dementsprechend an und verhalte dich auch so. Mit meiner neuen Umgebung und dem Zuspruch meines Freundes habe ich erst einmal gemerkt, wie toll man sich finden kann und wie toll genau dieses Gefühl sich auch anfühlt. Immer wollen wir von anderen hören, wie wir sein sollen. Dabei wissen wir das doch am besten. Auch so ein Spruch von meinem Vater! Wieder hatte er Recht. Also Ladies, lasst euch nichts einreden oder vorgaukeln.
Liebe Grüße
Vielen Dank für diesen Querschnitt, liebes Zuckermädchen. Es ist interessant zu lesen, wie unterschiedlich dieses Thema empfunden wird. Ich träume von einer Welt, in der wir die Chance hätten uns selber lieben zu lernen unabhängig von unserem Äußeren. Unsere Welt ist so bunt, sie lebt von ihren Facetten. Warum nur können wir Menschen das nicht auch für uns und unsere äußeres so annehmen?! Es gibt unterschiedliche Körperformen genau so viele wie es unterschiedliche Gesichter und Charaktere gibt. Alle auf ihre Art schön. Wir sollten uns lieben lernen, so wie wir sind. Wir sollten andere nicht auf Grund ihrer Optik in eine Schublade stecken. wir sollten unseren Kindern nicht unser Schönheitsideal aufdrücken und ihnen einreden, sie könnten nur Gesund und Glücklich sein, wenn sie aussehen wie ein Model. Vielfalt rulez! Sie macht uns aus.
Wie immer sehr spannend so unterschiedliche Meinungen zu hören! Klasse Serie, gerne mehr davon. 🙂
Liebe Grüße
S.
http://www.cappuccinocouture.blogspot.de/
Das ist ein Thema zu dem es schon immer die unterschiedlichsten Meinung gab und immer geben wird.
Ich habe z.b. 6 Monate nach der Geburt von meinem Mini mit einem neuen Sport angefangen und dadurch zwar nicht abgenommen aber meinen Körper geformt. Ich war schon immer schlank aber noch nie so definiert. Einige fanden es gut und bewunderten meine Motivation. Andere fanden es „zu früh“ oder mich zu dünn.
Ich habe mich noch nie so wohlgefühlt wie jetzt. Nach der Schwangerschaft bekam ich ein ganz oder vielleicht überhaupt erstmal ein gutes Körpergefühl.
Liebst,
Bell
Spannendes Thema:
Ich selbst war als Kind/Jugendliche immer pummlig. Habe viel viel Sport gemacht, aber eben auch viel gegessen. Als ich dann zum ersten Mal verliebt war und auch zu Hause Probleme entstanden, begann ich an mir zu zweifeln und das erste was verändert werden musste: Gewicht. Ich habe schnell abgenommen und dabei die Kontrolle verloren, die dann in die Magersucht führte. Ich war irgendwann dann mit 16 stark untergewichtig. Aus diesem Sumpf bin ich glücklicherweise herausgekommen, habe seitdem aber natürlich ein anderes Bild von Körper, Proportionen usw. Ich habe gelernt, dass Essen etwas schönes ist, dass man nicht hungern muss, um sich wohl zu fühlen. Ich bin jetzt Mitte 20, esse gern – aber mit Bedacht (nicht einfach alles in sich hineinschaufeln usw.), gehe zum Sport und halte seit Jahren mein (Normal)Gewicht.
Ich habe alle Phasen (außer Fettleibigkeit o.ä.), zu dünn, etwas zu viel und normal durchgemacht und wie so oft ist am besten die goldene Mitte. Für mich jedenfalls. Jeder Übergewichtige darf sich natürlich wohlfühlen in seiner Haut. Wogegen ich etwas habe sind solche, die zu viel drauf haben, ständig nörgeln, ihre Wut auf sich selbst möglicherweise auf Dünnere übertragen, die aber trotzdem nie etwas unternehmen oder sich Hilfe suchen, sondern weiteressen und nörgeln. Das finde ich mehr traurig, als furchtbar und irgendwo auch nervig.
So eine tolle Serie:) Sehr gerne mehr davon! So einfach und interessant zu gleich; super zu lesen.
Ganz liebe Grüße,
Sophie
http://www.weekdayswithsophie.wordpress.com
Hab mich total in Dame Nummer 2 wiedergefunden. Schön zu lesen, dass nicht nur ich diese komischen Gedanken habe.
Die Hauptsache ist doch, dass sich jeder in seiner eigenen Haut wohlfühlen und selbstbewusst durchs Leben spazieren kann.
Liebe Grüße
Michelle