Kolumne

we should learn from each other

Du bist nicht anders. Ich war nur sehr dumm. Naiv zu glauben, dass ich nicht eine von denen bin, die Vorurteile mit sich trägt. Du hast mir aber gezeigt, dass wir alle gleich sind. Trotzdem schäme ich mich.

we should learn from each other


Du hast einen langen Weg auf dich genommen. Ihr wurdet verjagt, verfolgt und musstet aus eurem Land fliehen. Du bist hier in meiner Heimat gelandet. Mit fertiger Ausbildung und jahrelanger Berufserfahrung machst du dich auf den Weg und willst dir hier bei uns ein neues zweites Leben aufbauen. Doch wir sagen dir all dein Gelerntes, all dein Wissen ist hier nichts wert. Unsere Systeme laufen anders, du musst dich anpassen. Du lernst in einem Jahr unsere Sprache, absolvierst die Ausbildung noch einmal und beginnst ein zweites Leben. Ich sitze jetzt neben dir, in deinem Geschäft und du hast 2 Angestellte, die dir tatkräftig unter die Arme greifen wenn die Presse wieder vorbeikommt und von gelungener Integration berichtet. Du erzählst mir: Die Blicke haben sich nicht verändert, es ist immer noch wichtig woher ich komme und warum ich hier bin. Ich schäme mich, denn ich weiß du hast ein neues Leben ohne Hilfe angefangen und stehst trotz der gängigen Vorurteile gegen Menschen die anders aussehen, einen fremden Namen tragen, mit beiden Beinen in Deutschland. Erklärst dich immer wieder, siehst jede Frage als Chance auf ein besseres wir. Ich schäme mich, weil wir ein Land sind, dass vor Reichtum platzt, vor Wohlstandsbäuchen kaum noch die eigenen Zehen erkennt und immer noch vor dem vermeintlich Anderen Angst hat. Ich war und bin vielleicht auch noch so, aber ich arbeite daran und das habe ich von dir gelernt. Wieso lernen wir nicht alle voneinander? Wieso dürfen wir bestimmen, wer wie und wann in ein Land kommt, das auf Demokratie und soziale Werte pocht, aber sie dann verweigert, wenn es um Fremde geht?

Edit: Mir stellt sich die Frage ob wir aus der Geschichte nichts gelernt haben und lieber Wände und Barrieren aufziehen, weil wir Angst vor Veränderung haben. Sind wir eine bequeme, ignorante Gesellschaft geworden?

Kommentare

Bisher 15 Kommentare zu “we should learn from each other”

  1. Leni sagt:

    Da kann man so nen Punkt drunter setzen, schön, dass du das ansprichst!
    Liebe Grüße 🙂

  2. Sophie sagt:

    Liebe Franzi,

    das sehe ich genauso, wie du. Die alleraller wenigsten Menschen auf dieser Welt, verlassen ihre Heimat freiwillig. Und niemand, wirklich niemand verlässt sie ohne Grund, der weiß, was ihm für eine Reise in die Festung Europa droht. Und die Schwierigkeiten danach. Und die Menschen kennen die Realität schon bei ihrem Start sehr genau. Wenn sie sich trotzdem auf diese lebensgefährliche Reise begeben, ist es unsere Pflicht sie zu empfangen und sie vor irren Nazis zu beschützen, die sie noch mehr traumatisieren wollen. Wir müssen ihnen Deutsch beibringen und sie integrieren, damit können wir letztendlich nur an Vielfalt und Ideenreichtum gewinnen.

    Liebe Grüße aus Berlin!

  3. Leonie sagt:

    Liebe Franzi,
    dass ist ein sehr schöner Text, der zum Nachdenken anregt. Und auch wenn du die Sache auf den Punkt gebracht hast, möchte ich noch etwas anhängen. Du hast Recht, wir sollten uns nicht von Vorurteilen leiten lassen und lieber jedem die Chance geben, zu beweisen, dass er es schaffen kann, in einem fremden Land auf eigenen Beinen zu stehen. Und doch werden die Vorurteile manchmal bestätigt. Es ist keineswegs so, dass ich rassistisch bin oder nicht möchte, dass Deutschland Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, offen steht. Ich finde es toll, wenn sich Menschen so integrieren können und es schaffen, ein neues, eigenständiges Leben zu führen. Aber die Realität sieht doch in letzter Zeit ein wenig anders aus. In meiner Siedlung ist seit ein paar Monaten ein Asylbewerberheim. Seitdem kommt es hier leider immer häufiger zu Überfällen, Vergewaltigungen etc. Natürlich kann man das nicht alles auf die Asylbewerber schieben, dennoch weiß man oft, dass sie es waren (Meine Mutter ist Polizistin). Man kann dies natürlich nicht verallgemeinern und natürlich sind immer Menschen dabei, die wirklich ein neues Leben beginnen wollen. Aber diese in meiner Siedlung, kommen aus keinem Kriegsgebiet oder einem sehr verarmten Land, sondern in ihrem Heimatland wird Deutschland so angepriesen, dass immer mehr Menschen hier her kommen, obwohl sie auch in ihrem Heimatland ein vollkommenes Leben führen könnten.
    Und ja, beim durchlesen von meinem Text ist mir selbst bewusst geworden, dass es rassistisch klingt, deshalb möchte ich auf jeden Fall nochmal betonen, dass ich es keineswegs bin, aber der Unterschied zwischen der wirklich gut klingenden Theorie und der Praxis beachtet werden sollte. Was aber nicht bedeutet, dass sich unsere Vorurteile immer bestätigen!
    Ich hoffe, ich konnte mich halbwegs deutlich ausdrücken und mein Anliegen irgendwie verständlich machen.. Liebe Grüße, Leonie.

    • Franzi sagt:

      Liebe Leonie! Danke für deinen Kommentar! Ich kann deinen Gedanken folgen, aber ich glaube du solltest dir bewusst werden: Wenn jmd ein Verbrechen begeht, sind nicht alle auf einmal schuld. Und diese Aussagen „es kommt zu Vergewaltigungen … Deutschland wird angepriesen“ solltest du dir noch einmal zu Herzen nehmen. Denn woher weißt du es? Hören sagen? Denn diese Dinge die du aufzählst, höre ich immer. Und wenn ich dann frage, woher das Wissen stammt, kam bis jetzt nie die Antwort: Ich habe gefragt. Sondern es sind immer Geschichten und auch bei dir merke ich es: oberflächliche Aussagen über Vermutungen und Vorurteile. Woher wissen wir, wer und wie viele Menschen in diesem Heim nicht doch Flüchtlinge sind? Woher nehmen wir uns das Recht heraus jmd nicht in unser Land zulassen, der sich weiterentwickeln will? Du hast das Privileg hier geboren zu sein. Andere nicht. Vor was haben wir Angst? Vor „Sozialschmarotzern? Die gibt es doch auch unter uns Deutschen. Kriminalität können wir nicht mit Mauern und Zäunen bekämpfen. Aber mit Bildung und einer Hand die helfen will und dir nicht erzählt: „Du bist kriminell, ich habe es gehört. Da ist schon mal etwas passiert.“ Du bist jung, kannst dir deine eigene Meinung bilden. Geh hin und frag sie doch mal, wo sie herkommen und wieso sie hier in Deutschland sind. Auch musst du dir vor Augen führen: Diese Menschen kommen hier her, werden in kleine Zimmer gebracht, in Siedlungen die selten etwas mit „anderen Menschen“ zu tun haben. Geredet wird immer und noch mehr, wenn man nicht in das angedachte Bild passt oder sich nicht so verhält. Wenn deine Mutter dort so gut Bescheid weiß, dann frag sie bitte gern einmal von mir, was dagegen getan wird. Gehen wir davon aus, es stimme- wieso seid ihr als Siedlung nicht bestrebt, andere Menschen mit zu integrieren? Woher wisst ihr, dass auf Grund des Heimes die Kriminalitätsrate gestiegen ist und was könnte man dagegen tun? Was wisst ihr über diese Menschen dort und wieso sollten sie Deutschland wieder verlassen? Weil sie nur, wenn sie fleißig arbeiten hier leben dürfen? Dann möchte ich aber so manchen Deutschen mit ausweisen! Weil sie Straftaten begehen? Dann will ich auch, dass wir es Deutschen auch anbieten dürfen das Land zu verlassen. Was können sie dir ganz persönlich den nehmen? Oder was können sie dir geben? Ich kann dir leider in vielen deiner Worte nur sagen, sie sind schon sehr vorurteilsbehaftet. Sicher auch durch Medien und auch durch Äußerungen aus deinem Umfeld. Aber vielleicht schaffst du es, dich mehr mit diesem Thema auseinanderzusetzen und dich auch einmal in die Situation der anderen zu versetzen. Denn glaube mir, es ist nicht schlimm Multikulti zu sein. Vielleicht ist es viel schlimmer an deutschen „Gedanken“ festzuhalten … denn das hatten wir schon einmal und bis heute deklarieren wir Menschen nach äußeren Merkmalen. Ja ich verstehe dich, aber ich will dir nicht zustimmen … denn da steckt zu viel Vorurteil und zu wenig echtes Wissen dahinter“ Sei mutig und lass dir nichts erzählen … du hast die Freiheit … in anderen Ländern sieht das ganz anders aus.

      Edit: Viele die zu uns kommen, sind schon lange in ihrem Land arbeiten gewesen … doch wir als Staat erkennen viele Dinge nicht an. Nur wenn wir Arbeiter brauchen, sind sie oft gut genug. Auch kann es sein, dass ganze Familien über Jahre keine Arbeitserlaubnis erhalten .. die Folge von Desinteresse der Umwelt, des Staates kann Kriminalität hervorrufen … aber vielleicht ist es dann auch nur eine logische Schlussfolgerung … was würden wir tun, wenn uns alles verboten würde, selbst das arbeiten?

  4. Ani sagt:

    Liebe Franzi,
    normalerweise bin ich nur stille Leserin und gar nicht so sehr daran interessiert, zu allem meinen Senf dazu zu geben aber hierzu muss ich dann doch mal etwas loswerden. Ich kann Leonies Aussage zu 100% unterstützen!!! Nicht nur durch das Asylbewerberheim in ihrer Heimat, sondern auch in sehr sehr vielen anderen Orten steigt die Kriminalitätsrate durch (bestimmte) Zuwanderer enorm. Und das ist ein Fakt, der unumstößlich und nicht wegzudiskutieren ist. NATÜRLICH gibt es kriminelle Deutsche und ganz klar auch solche, die keine Lust haben zu arbeiten aber wenn wir hier schon beim Thema Einwanderung und Toleranz sind, dann muss doch auch hier mal ganz klar unterschieden werden. Auch ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich KEINESFALLS ausländer- oder fremdenfeindlich bin (auch wenn mich das inzwischen schon ankotzt, dass ich das als Deutsche jedesmal betonen muss, wenn ich Kritik an der Einwanderungspolitik äußere) – im Gegenteil, ich reise sehr viel und lerne gern die unterschiedlichen Menschen und Kulturen kennen. Und hier komme ich mal gleich zum Punkt: Wenn ich in einem fremden Land bin, wo andere Sitten und Gebräuche oder auch andere Wertesysteme herrschen, dann akzeptiere ich das. Ich versuche, den Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen und mein Benehmen und Auftreten entsprechend anzupassen, weil ich RESPEKT vor anderen Kulturen und Gebräuchen habe. Ich habe kein Problem damit, dass wir Menschen aufnehmen, die politisch verfolgt werden oder aus einem Kriegsgebiet kommen, wo es für sie keinerlei Chancen auf ein sicheres und menschenwürdiges Leben gibt aber ich habe ein RIESEN Problem damit, wenn hier Leute einwandern dürfen, die unsere Kultur nicht nur nicht respektieren, sondern missachten und aggressiv dagegen vorgehen. Ich weiß ja nicht, wo genau du wohnst aber es scheint so eine Art Wolkenkuckucksheim zu sein, wo Du von den wirklich üblen Problemen, die zur Zeit in vielen Teilen des Landes (und auch in anderen europäischen Ländern herrschen) nichts mitbekommst. Und wenn ich dann noch einmal hören muss, dass wir vielleicht nicht genug getan haben, um jemanden zu integrieren, der sich hier wie die Axt im Walde benimmt, muss ich wirklich kotzen. Auch ich habe Polizisten und Anwälte im Freundeskreis und was bitte sollen wir tun, um jemanden zu integrieren, der unsere Werte mit Füßen tritt (wie z.B. die Gleichberechtigung der Frau, für die hier jahrzehntelang gekämpft wurde), der vor Gericht sitzt, weil er ein 10-jähriges Mädchen mehrfach vergewaltigt hat, das aus Angst vor der Schande inzwischen von der eigenen Familie mundtot gemacht wurde und der die Richterin nicht nur die ganze Zeit frech angrinst, sondern sogar anzügliche Mundbewegungen macht, weil er genau weiß, dass ihm hier nichts passieren wird? Und das liebe Franzi ist KEIN Einzelfall!!! Ich könnte hier noch hunderte Beispiele dieser Art nennen. Um es nochmals zu betonen: Ich bin weder gegen Einwanderung noch grundsätzlich gegen Ausländer aber ich bin dafür, genauer hinzuschauen, WEN wir hier reinlassen. Sieh Dir mal die Einwanderungspolitik in Australien an – ich finde, daran könnte sich die deutsche Regierung wirklich mal ein Beispiel nehmen. Dieses ewige Duckmäusern, weil wir ja aufgrund unserer Geschichte für immer ein schlechtes Gewissen haben müssen, geht mir tierisch auf den Nerv und ich finde diese Haltung auch extrem destruktiv. Meiner Meinung nach haben nämlich Menschen, die keinen Respekt vor unseren Werten haben, sondern diese mit Füßen treten und sich hier benehmen, wie sie es noch nicht mal in ihrem eigenen Land tun könnten, absolut nichts zu suchen! Wenn wir hier nämlich schon von Toleranz, Akzeptanz und Respekt reden, dann sollte das doch bitte für ALLE gelten!

    • Franzi sagt:

      Na ja und was kotzt dich an? Das jmd sich nicht so benimmt wie du es für richtig hältst. Es gibt immer schwarze Schafe und glaube mir, ich lebe in dem selben Land wie du und ich habe auch schon schlechte Erfahrungen gemacht – aber nur weil du voller Wut jetzt dir endlich mal Luft machen kannst über böse Ausländer und uns mit Australien vergleichst, machst du es nicht besser. Integration ist ein großes Wort, es hört nicht auf mit anpassen. Chancen vergeben auch einmal Verluste einstecken und das politisch viel schief geht, da gehe ich mit dir. Ich gehe aber immer wieder davon aus, jmd der herkommt möchte ein besseres Leben und will auch etwas dafür tun. Schnell mal die Bildzeitung zitieren … Und keine wirklichen Statistiken zur Hand haben und trotzdem wütend auf andere sein macht es nicht besser. Niemand wird kriminell geboren, wir als Gesellschaft machen ihn dazu. Um es noch einmal klar zu sagen: du fährst in den Urlaub für drei Wochen – andere verlieren ihre Familie Leben an der Armutsgrenze und wollen ein neues Leben beginnen. Ob das immer so klappt und wie der Mensch sich entwickelt, daran müssen wir als Gesellschaft arbeiten du und ich- für ein wir nicht nur immer die anderen – das ist kein duckmäuschen Gespiele – das ist einfach Angst und Unwissenheit mit einer großen Portion „Pass dich an uns an wir sind besser“ Gerede. Noch einmal, wenn wir nur immer Wut und negative Gedanken an andere weitergeben … Wieso sollte sich dann jmd bemühen .. Du hast ja deine Meinung … Die kann nur jeder selbst ändern.

      Und ich muss anmerken: Rassismus ist in Deutschland immer noch groß in den Köpfen. Dir fällt auch sofort alles ein was negativ ist, was ist dir denn schon positives passiert? Der schönste Satz ist immer: ich habe nichts gegen Ausländer aber … Ich krame alle Vorurteile heraus- klatsche sie als unumgänglich und wahr hier her und gehe dann meinen döner Essen, den Spargel den der Billiglohnarbeiter für mich aus der Erde holt und fahre genüsslich in meinen Urlaub. Passt mir das Verhalten der anderen nicht, können wir sie ja abschieben. Passe dich an uns an, dann darfst du bleiben … Na ja ich sehe es nicht so. Ich versuche mutig zu sein und solche Texte wieder glatt zu bügeln … Denn ich schäme mich für so viel Wut und so vi die eine Schlagzeile passt auf alle. Sicher gibt es kulturelle Unterschiede und sicher wird es immer wieder zu Verständnisschwierigkeiten kommen- aber vielleicht gibt es dort draußen noch mehr die über ihren Schatten springen können und nicht auf ein Recht und ihr Land pochen, weil man das Glück hat hier geboren zu sein. Denn du hast das Glück … Das hast du nicht allein entscheiden können, wieso darfst du dann entscheiden wer wie was und wann warum nicht herkommen darf?

  5. Ani sagt:

    Sorry Franzi, aber Du hast überhaupt nichts verstanden. Hier geht es weder um Anpassung, noch um perfektes Verhalten, noch um Verständigungsschwierigkeiten und ich will auch nirgendwo Wut los werden – es geht um Toleranz und Respekt auf ALLEN Seiten. Ich laber hier auch nicht die Bildzeitung nach, sondern habe echte Erfahrungswerte und doch ein bisschen Ahnung, wie z. B. manche Religionen missbraucht werden. Dazu brauche ich auch keine Statistiken, sondern nur einen wachsamen Verstand. Aber war ja klar, dass mir hier negatives Gedankengut vorgeworfen wird, es ist halt doch einfacher, immer den Gutmenschen zu spielen und von Familien an der Armutsgrenze zu sprechen (um die es in meinem Text doch gar nicht ging!!!) als auch mal den Mut zu haben, Kritik zu äußern. Aber vielleicht hast Du irgendwann auch mal eine Tochter, um deren Sicherheit Du fürchten musst, weil sie in der Schule beschimpft und bespuckt wird, weil sie im Sommer mal ein kurzes Kleid trägt (um mal bei einem GANZ einfach Beispiel zu bleiben). Ich jedenfalls sehe es nicht ein, jemandem Respekt zu zollen, der mir wortwörtlich ins Gesicht sagt, dass ich eine deutsche Hure bin und er mich am liebsten töten würde, weil ich „ungläubig“ bin.

    • Franzi sagt:

      Ich darf doch trotzdem an das Gute glauben und Erfahrungen mit euch teilen. Denn wenn wir alle immer schön das Negative ganz weit oben halten, fühlen wir uns in unserem Gedankengut noch bestätigt. Du kannst noch so viel versuchen den Gutmenschen in mir zu verurteilen, was ich richtig traurig finde und all die typischen Bilder hochholen.. Aber nur weil du schlechte Erfahrungen machst, bedeutet es nicht- ALLE sind schlecht. Und wenn du solche Erfahrungen gemacht hast, tut mir das auch Leid und ganz klar ist dann auch: Das sollte nicht passieren. Das muss dann auch verändert werden. Auch sollte Gewalt keine Antwort sein.Da gehe ich zu 100% mit dir. Doch deine Worte sind voller Wut und vielleicht tust du dann dem einen oder anderen eben unrecht, nur weil du ein „Paradebeispiel“ getroffen hast. Wir sollten in keinem Land Angst haben und uns beschimpfen lassen, aber ist es nicht trotzdem wichtig, auch objektiv bei diesem Thema zu bleiben? Mag es uns manchmal schwer fallen, aber es muss eben sein. Nicht alle die einem Glauben angehören sind schlecht, nicht alle die nicht glauben sind gut. Wir müssen jede Person für sich sehen. Sonst passiert genau das was wir jetzt wieder haben: eine schlechte Erfahrung soll für alle sprechen … und ich verstehe die Ängste und Sorgen, aber bitte bleiben wir doch bei dem Thema und werden nicht persönlich. Ich wünsche dir ebenso nur Gutes … ich kann auch sehr wohl nachvollziehen, wenn jmd so bedrängt wird und finde es natürlich nicht in Ordnung. Aber ich will es nicht auf alle beziehen. Ich spiele keinen Gutmenschen … ich versuche nur eine für mich befremdliche Stimmung nicht einfach zu übernehmen und ein Thema nicht nur von einem Gesichtspunkt zusehen. Ich versuche zu verstehen, wieso wir in der Presse von Integration sprechen, es aber noch lange nicht geschieht. Ich will dich persönlich nicht damit angreifen- aber du nimmst es extrem persönlich. Und vielleicht muss man davon auch einmal Abstand nehmen und es von außen betrachten.

      Liebe Grüße

  6. Franzi sagt:

    Ach und eins noch! Ich finde es sehr schade, dass du gar nicht auf meinen Text an sich eingehst und mir auch auf die Frage: Was ist dir denn bis jetzt Gutes geschehen gar keine Antwort gibst. Es würde mich immer noch interessieren.

    Liebe Grüße

  7. lilli sagt:

    Liebe Franzi,
    Du bekommst heute meinen absoluten Respekt für diesen Post und vorallem dafür die Kommentare so souverän und sachlich zu beantworten!
    Ich kann die Ängste und Sorge und schlechten Erfahrungen nachvollziehen und mitfühlen. Für mich steht nur in diesen ganzen Diskussionen immer im Vordergrund das auch Flüchtlinge Menschen sind und Menschen verhalten sich leider nicht immer so wie das vielleicht wünschenswert wäre. Und hier ist es völlig egal aus welchem Land und welche Sprache oder welche Religion sie haben. Ich arbeite viel mit jungen Menschen und finde dort für mich nicht akzeptables Verhalten querbeet unabhängig von Herkunft, Sprache, Religion. Und genauso oft und sogar öfter erlebe ich Dinge die mich freuen und die einen guten Umgang miteinander möglich machen.
    Ich bin unheimlich dankbar hier leben zu dürfen ohne Angst und Sorgen um mein Leben, ein Leben das weder von Krieg noch von einer unerträglichen Armut bedroht ist. Ich bin froh dass ich nicht meine wichtigen Sachen packen muss, mich von meinem sozialen Umfeld verabschieden muss, das ich das was ich gelernt habe und gerne tue auch ausüben darf, und ein Leben habe das ich mir so in etwa auch vorgestellt habe. Nur ist das reiner Zufall!
    wenn ich mir vorstelle das alles nicht mehr zu haben sind da immer noch Familie und Freunde die mein Leben so unglaublich reich machen – und es müsste für mich schon SEHR SEHR viel passieren das alles hinter mir zu lassen um in ein Land zu fahren in dem ich nichts habe…. Ich finde das ist eine mutige Entscheidung die kein Mensch leichtfertig trifft nur im Glauben vielleicht eventuell das es anderswo besser ist.
    Ich finde es schade das es scheinbar „gute“ und „schlechte“ Flüchtlinge gibt und das hierbei unterschieden wird. Diese Menschen nehmen Gefahren und Strapazen auf sich die wir uns nicht im entferntesten vorstellen können – ich glaube das macht niemand der sich nicht sicher ist das es in seinem Land nicht mehr möglich ist.
    Erst gestern habe ich mit 3 Kindern! (7-9Jahre alt) gesprochen die zu Fuß(!!!!!!) mit ihren Familien von der Türkei nach Deutschland gelaufen sind, und das war „nur“ die letzte Etappe ihres Weges von Afghanistan aus.
    Wie in so vielen Lebenslagen glaube ich müssen wir einfach mehr miteinander als übereinander sprechen.
    Und wenn ich ein Gutmensch bin, weil ich gerne und optimistisch IMMER an das Gute glaube und daran das wir alle ein Recht auf ein friedliches Leben haben. Dann bin ich das gerne und aus vollster Überzeugung.

    Danke Franzi für so einen mutigen Post auf deinem Blog- mehr davon!

  8. Fran sagt:

    Moin,
    ups, da kommt ja die ganze Latte von Vorurteilen an die Oberfläche. Das tut ja beim Lesen weh.

    Meine Töchter (13 und 15) engagieren sich seit ungefähr einem Jahr für Flüchtlinge. Sie unterrichten Deutsch. Für Menschen aus dem Sudan, aus Eritrea und von der Elfenbeinküste. Allesamt junge Männer zwischen 17 und 25. Und nein, sie wurden weder angepöbelt noch vergewaltigt noch haben sie bisher irgendwelche schlechten Erfahrungen gemacht. Im Gegenteil. Sie haben Freunde gefunden, die sie wie große Brüder behandeln und die mit ihnen umgehen wie mit Geschwistern. Einige von den Jungs waren schon bei uns zu Gast und sie waren willkommene und vor allem unglaublich höfliche und hilfsbereite Gäste. Es sind Christen darunter und Moslems. Und sie sind vor allem eines: Menschen, die zum Teil eine unglaublich harte Geschichte haben. Und trotzdem tun sie unheimlich viel, um hier anzukommen. Ach ja, die Kriminalitätsrate hier ist nicht gestiegen. Ein 300-Einwohner-Dorf, in dem seit etwa 18 Monaten rund 25 Flüchtlinge leben. Alle schwarz, alle junge Männer und sogar Moslems darunter. Und sie sind eine Bereicherung. Und nein, ich lebe nicht im Wolkenkuckucksheim, sondern in Norddeutschland.

    Vielleicht sollen einige Menschen, anstatt ihr Vorurteile zu pflegen, einfach mal auf einen Flüchtling zugehen und mit ihm reden. Oder ihm sogar Hilfe anbieten. Aber vielleicht müssten sie dann ja ihre Vorurteile über Bord werfen. Und das wäre ja doof. Die sind ja so bequem, die Vorurteile. Die bewahren einen vorm Denken. Und Denken ist ja gefährlich. Weiß man ja.

    Liebe Grüße
    Fran

  9. Sophie sagt:

    Das ist eine schöne Geschichte, mit deinen beiden Töchtern, Fran. Auch ich engagiere mich im Flüchtlingsheim Berlin-Moabit und bin manchmal ganz verstört, mit wie viel Dankbarkeit meine absolut ungenießbaren Muffins bei Festen angenommen werden ;). Ich vermute mit Berlin-Moabit wohne ich in einem der sogenannten ‚Problemviertel‘ Deutschlands, in dem Ani garantiert Sodom und Gomorrha vermutet, weil es die Springerpresse so propagiert. Aber Pustekuchen! Allein in Moabit gibt es 3 große Flüchtlingsheime, in der Sporthalle meiner Uni wurden welche einquatiert, überall kommt man mit Flüchtlingen in Berührung. Und weißt du was, außer Dankbarkeit ist mir noch nichts passiert. Darüber hinaus bin ich auch in Berlin geboren und bin seit Kleinauf mit Muslimen zusammen aufgewachsen (deinen Posts entnehme ich sehr deutlich, dass die schlechten Flüchtlinge mal wieder die Moslems sind) und kann dir nur raten, dich aus deiner Hinterweltler-Pegida-Ansicht heraus der realen Welt zu stellen und mal wirklich Religionen und deren Stigmata zu hinterfragen. Wie kann man meinen, einen Mensch anhand einer Farbe, eines Passes oder einer Religion beurteilen zu können! Ich könnte heulen bei soviel Ignoranz. Übrigens, Berlin hat eine der niedrigsten ‚Ausländerfeindlichkeitsraten‘, der gesamten Republik. Komisch oder? Daraus zu schließen ist, die Leute, die welche kennen und ihr tägliches Leben mit ihnen verbringen, sind entspannt und zufrieden. Am Lautesten posaunen mal wieder die, die vielleicht mal einen von hinten gesehen haben. Ich schäme mich dafür, dass solche Leute wie du dazu beitragen, dass Deutschland sowohl von der EU, als auch von der UNO darauf hingewiesen werden muss, gegen Rassismus aktiv werden zu müssen!

  10. Sophie sagt:

    Ach, und sowieso habe ich nie verstanden, wieso Gutmensch eine Beleidigung ist. Wenn wir alle mal ein bisschen positiver und ohne Vorurteile aufeinander zugehen würden, wäre allen geholfen! Und das Franzi das versucht und dafür wirbt, kann man ihr doch nur hoch anrechnen!

  11. Tina sagt:

    Danke, Franzi. Danke, danke, danke. Für so viel reflektierte Meinung – vor allem in der Kommentarspalte.

  12. Stefanie sagt:

    DANKE, DANKE!! Ich bin jedem sooooo dankbar, der den Mund aufmacht und auch in Kommentaren und Diskussionen sachlich und menschlich seine Haltung behält! Ich finde gar keine Worte mehr für all das. Es ist unmenschlich. Die Menschen, die – wie auch hier – meist persönlich und aggressiv werdend ihre Ängste und Vorurteile und Pauschalverurteilungen und Respektlosigkeiten verbreiten, müssten sich mal fragen, was ihr ganz persönliches, eigenes Problem ist – wovor habt ihr wirklich Angst? Vor Selbstreflexion? Veränderung? Neuen Erfahrungen?
    Und warum gibt es keinen Aufschrei bei deutschen Männern, die vergewaltigen, misshandeln, töten, entführen, rauben, etc.? Bei deutschen Kriminellen, die Hartz Vier beziehen und sich mit Drogenhandel was dazu verdienen? Diese Haltung, „man“ sei durch Geburt an einem Ort etwas Besseres und man habe ein Anrecht auf Geld, Respekt, Unversehrtheit, Wohnung, Essen, Wahlrecht, Konsum und und und …. – das ist gefährlich. Letztlich sind wir alle Menschen, gleich welche/s Geschlecht, Alter, Land, Sexualität, Religion. Und wir haben ein Recht auf Menschlichkeit. Vieles andere haben wir nicht selbst entschieden!! Wir wurden schlicht geboren in ein bestimmtes Umfeld. Wir können uns aber jeder einzelne entscheiden für oder gegen Menschlichkeit, Mitgefühl, Offenheit und Würde.

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