Kolumne

Social Media Detox die 1001

9. August 2015 von

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„Ich mache eine Social Media Diät, weil mich diese Accounts ärgern. Sie machen mich unglücklich. All das Weiß, all die Blumen, all die teuren Taschen.“ Kurz will ich ihr nickend zu stimmen. Dann muss ich schlucken und mir wird klar:

Social Media Detox  die 1001

Sind wir also wirklich unglücklich, weil andere glücklich sind? Sind wir verärgert, weil jemand im Urlaub gerade den Strand genießen kann und wir nicht? Haben wir soziale Medien satt, weil sie uns nur die schönen Dinge im Leben der Anderen zeigen? Ich muss an dieser Stelle einwerfen, dass wir einfach mal einen Klick weiter gehen könnten und uns mit der Realität beschäftigen dürfen! Wie sieht es denn aus mit Flüchtlingspolitik, Abhörskandalen und dem Krieg ganz in der Nähe unserer Grenzen? Ganz ehrlich? Ich bin erschrocken, wie selbstverliebt wir entscheiden dass der Luxus anderer, den wir auch alle auf die eine oder andere Art genießen, uns unglücklich machen kann. Denn sind diese Netz- Inspirationen essentiell? Nein, sie sind ein Luxus unserer Gesellschaft, den wir uns gönnen und ihn auch richtig interpretieren könnten. Wir wissen doch alle ganz genau um die Möglichkeit, dass die Hälfte davon nur gestellt ist, dass nur eine weiße Wand im Raum existiert und nebenan das Chaos herrscht. Aber wenn genau dieses „Schöne Leben“ mich traurig macht, wenn ich das nicht mehr richtig einordnen kann, wenn mir das meinen guten Morgen Kaffee verdirbt, dann frage ich mich was da bei uns falsch läuft! Haben wir es satt wie alle zu sein? Haben wir die schönen Dinge und das vermeintlich glückliche Leben der Anderen über? Dann müssen wir etwas an uns ändern. Doch Andere für das eigene Unglück auf Grund von zu viel Blumen auf dem Instagram- Account verantwortlich zu machen, scheint gerade die bequemere Alternative zu sein. Ich bin dafür, dass wir uns einfach einmal bewusst werden, welchen Luxus wir genießen können. Ob und wie wir das netzmäßig teilen, soll jeder selbst entscheiden. Aber entschuldigt die direkte Art: Wer mir erzählt er wird unglücklich bei all den schönen Momenten von Anderen, der sollte doch wirklich kurz in sich gehen und sich selbst fragen: Wo liegt das eigentliche Problem? Sind fremde Menschen für mein Glück verantwortlich? Und wieso schaffen es Sonnenstrände, weiße Wände und Chanel mich unglücklich zu machen?

Wisst ihr was mich ärgert? Dass gleichgeschlechtliche Ehen selbst in Amerika schon anerkannt werden, nur nicht bei uns. Wisst ihr was mich traurig macht? Dass Flüchtlinge nicht immer Willkommen sind in Deutschland.

Vielleicht ein wenig dramatisch von einer waschechten virtuellen Schaumschlägerin. Aber ich schaue mir gern eure Bilder von schönen Momenten an, denn ich gönne es euch von Herzen. Es gibt viel wichtigere Dinge, über die wir uns jeden Tag aufregen müssten!

Was meint ihr?

English Folks:

„I’m doing a social media diet because these particular accounts do get me angry. They make me feel unhappy. All the white, all the flowers and all those expensive hand bags.“ I’m willing to nod my head in approvement for a very short amount of time. Suddenly, I have to swallow and I’m realizing:

Are we really unhappy, because other people are happy? Are we annoyed of someone enjoying his beach vacation while we are’nt? Are we really tired of the social media because the only thing they make us see is the beauty in other people’s life? At this point I have to make a remark myself, that we should be „clicking“ forward and start bothering about reality instead. What’s about refugee policy, bugging scandals and the war going on close to our borders? Honestly? I’m shocked, how we continually narcissitically determine that the luxury of others, the one we’re all enjoying in different ways, can make us happy, too. Are these net-inspirations really essential to us? No, they are not. They are the luxus of our society, that we indulge in and should be much wiser in making up our mind. Most of us are probably aware of these things being only fake – we’re seeing a bright curtain, that very surely hides the chaos behind. But what if this „perfect life“ is making me sad, let’s me struggle with life, if it’s ruining my good morning cup of coffee, then I am asking myself what is going wrong? Are we bored being like the rest? Are we grown tired of the beautiful things and happy lifes of other people? Then, we should be changing ourselves. However, it does seem much more convenient to blame others because of too much flower pictures in their instagram profiles. I am in favor of getting much more aware of the luxury we are all enjoying, already. If and how we should be sharing this idea in our community, is pretty much up to the individual. Excuse my straightforwardness, but everyone who is telling me that he is getting sad because of all the happy moments of the other people, should reflect deeply and ask theirselves: What’s the real problem? Are strangers really responsible for my own luck? And how come, that beaches, bright curtains and Chanel creates unhappiness?

Do you really want to know what bothers me most? It’s the fact that same-sex marriage is legal nationwide in the US, but not here. Do you want to know want makes me feel blue? The fact that refugees are not always welcome in Germany.

Maybe it’s a little bit too much drama from someone like me – a genuin virtual boaster. But of course, I love to see your pics of happy moments because I do wish you happiness from the bottom of my heart. There are so many more important things we should be upset about every single day!

Kommentare

Bisher 9 Kommentare zu “Social Media Detox die 1001”

  1. Kali P. sagt:

    Stellt sich die Frage, was in unseren eigenen Leben falsch läuft, dass wir schöne Blumen und schöne Taschen als Angriff auf uns empfinden. Wir vergessen schnell, dass hinter dem Bild ein Mensch mit realen Problemen steckt, der lange nicht so perfekt ist wie es scheint.
    Es ist auch einfach Neid, dass andere mehr besitzen als man selbst, schätze ich. Darin liegt der Grundgedanke. Besitz und Materielles sind das Maß, an dem Glück und Zufriedenheit gemessen werden. Und wo viel Luxus auf wenig Luxus trifft, gibt´s eben oft Neid, solange der Neider nicht mit seinem Leben im Reinen ist.
    „Doch der Mensch war mit einem Loch im Herzen geboren, das kein Wissen, keine Macht und kein Besitz je würden füllen können.“

    So traurig es auch ist.
    Liebste Grüße
    Kali von Miss Bellis Perennis

  2. Kathrin sagt:

    Also ich kann mir vorstellen, dass der Einfluss von perfekten Instagram Accounts „direkter“ wirkt, weil uns der jeweilige Instagramer gefühlt näher ist – Flüchtlingspolitik oder Ehe für homosexuelle Paare sind dagegen für viele einfach (emotional) sehr weit weg, sie betreffen einen selbst nicht, also zieht man diese Situationen unbewusst auch nicht zum Vergleich mit der eigenen Lage heran. Instagramer dagegen sind ja normale Menschen wie du und ich – da ist es offenbar einfacher, sich selbst zu fragen, warum die anderen es schaffen, ständig frische Blumen im perfekt aufgeräumten, mit Designermöbeln eingerichteten Wohnzimmer neben der teuren Handtasche zu fotografieren. Dass eben das auch „Show“ ist, weil natürlich niemand die unaufgeräumten Ecken in der Wohnung fotografiert, dürfte den meisten Leuten zwar bewusst schon klar sein, im Unterbewusstsein, dass diese Vergleiche zu anderen zieht, kommt diese Erkenntnis aber nicht an.

    Irgendwo muss man eben für sich selbst die Bremse ziehen, wenn man merkt, dass man sich von solchen Kleinigkeiten runterziehen statt inspirieren lässt – dann macht man halt mal Instagram aus und räumt die eigene Wohnung auf. Jedesmal großartig die Social-Media-Detox-Aktion anzukündigen finde ich persönlich auch ein bisschen theatralisch.
    Letztendlich ist jeder für sein eigenes Glücklichsein verantwortlich – ich habe auch nicht ständig Blumen im Haus, aber wenn ich mir doch welche hinstelle, freue ich mich jedes mal, wenn ich in den Raum komme.

    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag!
    Kathrin

  3. Julia sagt:

    Ich finde deine Meinung zu diesem Thema sehr sehr toll und sie spiegelt meine eigentlich komplett wieder. Ich bin nicht unglücklich wenn ich Bilder von anderen sehe, ich denke mir dann immer: “ Dass kann nicht sein das diese Menschen die ganze Zeit nur schöne Momente haben“. Der Großteil dieser Bilder sind gestellt, wie du erwähnt hast, und vor allem sehr bearbeitet. Ich finde man sollte Instagram und co. einfach mal abschalten und sein Leben genießen und vielleicht auch so mehr schöne Dinge genießen.

    Liebe Grüße Julia

  4. Elle sagt:

    Du bist so toll <3 Ich sehe das genau wie du . Das wichtigste ist, dass man sein eigenes Glück nicht von anderen abhängig macht oder noch schlimmer von Statussymbolen. Gerne dürfen die zum eigenen Glücksempfinden beitragen, sollten jedoch nicht ausschlaggebend sein. Danke für deine Worte, ich hoffe so mancher nimmt sich dies zu Herzen.

    LG

  5. Jule sagt:

    Das Problem mit den Blumen, dem Pastell, dem Weiß, der Chanel-Handtasche ist, dass das alles so verdammt langweilig und uninspiriert ist. Weil ALLE es machen. Darüber ärgere ich mich, wenn ich so etwas sehe, nicht darüber, dass ich kein Händchen für Blumen und kein Geld für Chanel habe. Darüber hinaus frage ich mich, warum die Menschen, die das posten, denken, dass das noch jemanden hinter dem Ofen hervorlockt. Dinge über die ich mich sonst ärgere: Diskriminierung von Homosexuellen und die miese Behandlung von Flüchtlingen in Deutschland. Wie Du es geschafft hast, beides in einen (zugegeben sehr großen) Topf zu schmeißen, weiß ich allerdings nicht.

    • Franzi sagt:

      Na ja aber vielleicht mag jmd seine Bilder einfach und postet es nicht für andere. Ich werfe es nicht in den Topf – ich versuche damit zu sagen- den Ärger über solch simple Sachen sollten wir in andere Dinge und Themen stecken. Weil sie mehr Aufmerksamkeit erhalten müssen. Verstehst du, was ich meine? Liebe Grüß

  6. Leslie sagt:

    Tut mir leid, dass ich das jetzt so schreiben muss, aber du bist hiermit der 1001 Blogger der auf den SM-Detoxzug aufspring.
    Würde es sich von den anderen Posts unterscheiden, wäre es mal etwas interessantes, aber es ist leider nur das gleiche, was ich vorher schon gelesen habe.

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